Das Grab des Ghouls
dort endete der Weg. Da wuchs nur noch das Gras.
Bill stoppte und stellte den Motor ab. »So«, sagte er, »da wären wir. Den Rest gehen wir zu Fuß.«
»Nun ja...«
»He, hast du keine Lust?«
»Doch, doch. Habe ich. Aber wir sind ein wenig vom direkten Ziel abgekommen.«
»Macht nichts. Dann nähern wir uns der Ruine eben von der Seite. Außerdem bist auch du der Meinung gewesen, dass wir so wenig wie möglich auffallen sollen.«
Da konnte ich nicht widersprechen. Ich stieg aus und streckte mich in die Senkrechte. Es war kühler geworden. Im Wagen hatte ich davon nicht viel mitbekommen, doch jetzt, da ich im Freien stand, merkte ich schon den Wind, der gegen mein Gesicht wehte und der auch eine gewisse Feuchte mitbrachte.
Wenn ich die Umrisse der Ruine sehen wollte, musste ich meinen Blick über den Hang gleiten lassen. Er war dicht bewachsen. Hohes Gras, Buschwerk, hier und da ein verkrüppelter Baum, aber auch einige Steine, die sich ins Erdreich festgebissen hatten.
Ich wusste ja, was die Gäste des Hotels vorhatten. Um die Ruine zu erreichen, mussten sie den Hang hochgehen, was keine große Mühe machte, denn er war nicht besonders steil.
Bill hatte den Porsche abgeschlossen und trat neben mich. »Und? Was sagt dir dein Gefühl?«
»Dass wir gleich hochgehen müssen.«
»Auf direktem Weg?«
.»Ja, auch wenn wir nicht direkt bei der Ruine landen. Da oben ist es leichter zu gehen.«
»Okay.«
Bevor wir uns auf den Weg machten, schauten wir uns noch um. Zu sehen war niemand, und wir gingen davon aus, dass auch wir nicht beobachtet wurden. Im Hotel war man sicherlich froh darüber, uns los zu sein, und die Gäste hatten sich auch noch nicht auf den Weg gemacht.
Wir beobachteten auch den Himmel. Die grauen Wolken sahen aus, als würden sie Regen bringen, und da waren auch schon die ersten Vorboten der Dämmerung zu sehen.
Der Hang mit der Ruine auf der Kuppe lag nördlich von uns. Im Westen begann die große Einsamkeit des Moors. Da lagen die gefährlichen Zonen, die gut zwei Drittel der Landschaft bedeckten. Und Ortschaften waren dort auch nicht zu finden. Nur ein paar wenige Stützpunkte für die Moor-Ranger, die hier ihrem Job nachgingen.
Das taten wir auch. Der Weg sah nicht beschwerlich aus, er war trotzdem nicht leicht, denn wir konnten über keinen harten und widerstandsfähigen Boden laufen. Es gab eine gewisse Weichheit, und mehr als einmal gerieten wir in Gefahr abzurutschen.
Zu lang war die Strecke jedoch nicht. In der Nähe der Kuppe flachte sie sogar ab, und Bill, der sehr forsch vorging, erreichte das Ziel als Erster. Er stieß die Luft aus, atmete noch mal tief durch, nickte und sagte: »So, das hätten wir.«
Ich blieb ebenfalls stehen und gönnte mir einen ersten Rundblick. Auch aus dieser Perspektive war nicht besonders viel von der alten Burg zu sehen. Da mussten wir schon näher heran. Aber wir stellten doch fest, dass die alte Ruine einen ziemlichen Platz einnahm. Das hatten wir vom Hotel aus nicht so gesehen.
Bill runzelte die Stirn. »Sie ist größer, als ich angenommen habe.«
»Klar. Da können schon einige Menschen durchgeführt werden.«
»Und auch verschwinden.«
»Du sagst es.«
Der Ausblick war nicht schlecht. Wohin wir auch schauten, unsere Blicke glitten hinein in eine hügelige Einsamkeit, an deren Fuß sich das gefährliche Moor ausbreitete. Nur im Osten führte der Weg wieder zurück in die Zivilisation.
»Sollen wir?«, fragte Bill.
Ich hörte seine Frage, war aber noch in meinen Betrachtungen versunken, sodass ich zunächst keine Antwort gab.
»He, schläfst du?«
»Nein.«
»Aber?«
Ich hob den rechten Arm. »Schau mal dorthin.«
Bill drehte sich. »Na und?«
»Da steht irgendein Stein. Das könnte der Grabstein sein, von dem dir Desmond erzählte.«
Bill gab mir durch sein Nicken Recht. »Okay, schauen wir uns das Ding mal an.«
Es waren nur wenige Meter, dann pfiff mein Freund Bill Conolly durch die Zähne. Vor dem Grabstein zeigte sich die Erde verändert. Sie war nicht mehr glatt, sondern aufgewühlt worden, als hätte hier jemand gegraben.
Doch Bill wusste es besser. »Da muss jemand versucht haben, von unten her, also aus der Erde, nach oben zu kommen.«
»Fragt sich nur wer?«
»Was kommt dir denn so in den Sinn?«
»Ein Zombie!«
»Richtig. Aber ich denke auch an einen Ghoul. Es kann sein, dass wir vor dem Grab eines Ghouls stehen.«
»Da müssten wir etwas riechen.«
Bill schaute mich nur kurz an, bevor er in die Knie ging,
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