Das Grab des Herkules
einzigen Zweck: waffenfähigesUran zu produzieren. Das Uranerz wurde erst verdampft und das dabei entstehende ultrahocherhitzte Gas schließlich durch einen Laserstrahl mit bestimmter Wellenlänge geleitet. Der wissenschaftliche Hintergrund überforderte Chase – schließlich war er Soldat und kein Atomphysiker –, doch er wusste, was der Laser in den Sammelkammern abtrennte: angereichertes, waffenfähigesUran, das sich auf diese Weise schneller, sicherer und in größerer Reinheit gewinnen ließ als mit den traditionellen Gaszentrifugen.
Und als Chase den Blick in der Fabrikhalle umherschweifen ließ, entdeckte er auch das Bestimmungsziel.
Auf einem Fließband waren mindestens zwanzig funkelnde Stahlbehälter in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung aufgereiht.
Bombenhüllen .
»Bockmist …«, flüsterte er und starrte auf die Apparaturen. Das hier war hochmodernste Technologie, die sämtliche Atommächte das Fürchten lehren würde.
Yuen aber verfügte über die erforderlichen Mittel – mit den Dollarmilliarden, die seine Hightech-Firmen ihm eingebracht hatten, hatte er im Geheimen seine ganz persönliche Atombombenfabrik errichtet.
Mit einem Mal bekam seine gesamte Mission eine ganz andere Dimension: Hier ging es nicht mehr um eine persönlich motivierte Rettungsaktion und auch nicht um Schwarzmarkthandel mit Uran. Yuen baute Nuklearwaffen – nein, er hatte bereits eine fertiggestellt, wie Chase mit einem Blick auf das Fließband feststellen musste. Was immer er vorhatte, diese Fabrik musste stillgelegt werden. Sofort .
Chase blickte sich in der Halle um und hielt Ausschau nach Schwachpunkten. Dem SAS-Briefing zufolge waren die Laser der Schlüssel, der komplexeste und teuerste Baustein des gesamten Fertigungsprozesses. Wenn sie zerstört oder auch nur beschädigt wurden, würde das ganze System zusammenbrechen.
Chase grinste. Wenn er sich auf eines verstand, dann auf das Zerstören.
Insgesamt gab es fünf Kondensationskammern, von denen momentan nur vier in Betrieb waren. Zwei Männer (nicht in den harmlos weißen Schutzanzügen der Chipfabrik, sondern mit warngelben Overalls und Gesichtsmasken bekleidet) machten sich an der fünften Kammer zu schaffen. Eine Klappe stand offen – es sah so aus, als sei die Lasereinheit teilweise ausgebaut worden. Was wiederum bedeutete, dass er dieses eine Lasergerät, wenn er es auf den Boden warf, schnell und effektiv zerstören konnte. Die übrigen vier Geräte stellten jedoch ein ernsthaftes Problem dar.
Plötzlich ging im Konferenzraum flackernd die Beleuchtung an.
Chase fuhr herum und zielte auf die sich öffnende Tür.
Sophia!
Verängstigt verharrte sie im Eingang. Hinter ihr stand Yuen, der ihr eine Waffe an den Kopf hielt. In seinem Rücken zwei uniformierte Wachleute und die beiden schwarz gekleideten Bodyguards, allesamt mit angelegter Waffe. Und einem Ziel: Chase.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen die Füße abstreifen.« Grinsend trat Yuen in den Raum und schob Sophia vor sich her.
Seine Leute folgten ihm und verteilten sich im Raum.
»Lassen Sie die Waffe fallen, sonst ist Ihre Exfrau tot«, befahl Yuen.
»Sie werden ihr nichts tun, Dick «, knurrte Chase, der mehr auf die anderen Männer als auf Yuen achtete. Der Milliardär war zu sehr damit beschäftigt, in seinem Triumph zu schwelgen – die vier Männer aber waren schweigsam und hochkonzentriert, die Waffen in ihren Händen zitterten nicht. »Dafür haben Sie zu viel Aufwand betrieben, um sie zurückzuholen.«
»Wieso denn das? Sie haben mir mein Vorzeigeweib doch in den Schoß gelegt, ohne dass ich auch nur einen Finger rühren musste.« Yuen lachte und streifte mit der Waffe derb über Sophias Wange. Sie wimmerte. »Machen Sie schon!«, fauchte er. »Oder sie stirbt. Ich kann mir jederzeit eine neue Frau besorgen. Und das war meine letzte Warnung.«
Chase hatte keine andere Wahl, als die Hände zu heben und die Pistole fallen zu lassen. Die Wachleute stürzten augenblicklich vor, ergriffen ihn bei den Armen und durchsuchten ihn.
Yuen trat hinter Sophia hervor. Er senkte die Waffe …
Und reichte sie seiner Frau.
Chase war bestürzt und sprachlos.
Sophia warf das Haar nach hinten und heuchelte schlechtes Gewissen. »Tut mir leid, Eddie«, sagte sie kalt. »Aber du warst noch nie besonders schlau.«
18
W as zum Teufel soll das nun wieder, Sophia?«, sagte Chase, während die Wachleute seine Habseligkeiten auf den runden Tisch warfen, ihn mit dem Rücken an
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