Das Grab des Herkules
die Wand drückten und ihm mehrere Waffen vor die Brust hielten.
»Genau darum geht es in einer guten Ehe«, sagte Yuen selbstgefällig. »Zwei Menschen arbeiten perfekt zusammen, um sich das zu verschaffen, was sie haben wollen.« Er küsste Sophia auf die Wange. Sie lächelte. Chase drehte sich schier der Magen um, als ihm das ganze Ausmaß ihres Verrats klar wurde – und das Ausmaß seiner Leichtgläubigkeit.
Yuen trat ans Fenster und breitete die Arme aus, als wollte er die Todesmaschinen in der Halle umarmen. »Nun, was halten Sie von meiner kleinen Fabrik? Sieht gut aus, finden Sie nicht?«
»Als rauchender Krater würde sie mir noch besser gefallen«, erwiderte Chase herausfordernd.
»Lassen Sie mich raten«, sagte Yuen. »Sie glauben, wenn Ihnen etwas zustößt, weiß Ihr Freund Mac, wo Sie zuletzt waren. Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass er seinen Einfluss beim MI6 geltend machen und eine Untersuchung anleiern wird, stimmt’s?« Sein Mund verzerrte sich zu einem hohntriefenden Lächeln. »Tut mir leid, aber bedauerlicherweise hatte er einen kleinen Unfall. Sein Haus ist sozusagen … in die Luft geflogen.«
Macs Haus – Nina .
Wutschäumend versuchte Chase, sich von den Männern, die ihn festhielten, loszureißen, um Yuen mit bloßen Händen den Hals zu brechen, doch die Wachleute hielten ihn fest und stießen ihn grob gegen die Wand. »Du Scheißkerl ! Ich bring dich um!«
»Nein, das werden Sie nicht tun.« Yuen nickte seinen Leuten zu. »Tötet ihn und schafft den Leichnam weg.«
Einer der Wachleute zielte mit seiner Pistole auf Chases Herz –
»Willst du ihm denn nicht sagen, weshalb du die Bomben herstellst?«, sagte Sophia schmeichelnd und streichelte Yuens Arm.
Die Wachleute warteten.
Yuen musterte sie misstrauisch. »Für wen hältst du mich, etwa für den Schurken aus einem Bond-Film? Soll ich ihm erst meinen Plan darlegen und ihn dann vielleicht in ein Becken mit Haien werfen, die Scheißlaser auf den Köpfen haben?«
»Ach, mach schon«, säuselte Sophia und schmiegte sich an ihn. »Tu’s für mich. Ich möchte seinen Gesichtsausdruck sehen. Dann kannst du ihn doch immer noch töten.«
Yuen zögerte und schnupperte genüsslich Sophias Parfümduft, dann gab er nach. »Ach, warum eigentlich nicht?«, sagte er und trat vor. »Obwohl Sie höchstwahrscheinlich enttäuscht sein werden, Chase. Ich bin nicht so verrückt, nach der Weltherrschaft zu streben. Es geht mir nur um das schnöde Geld.«
»Dann genügt es Ihnen nicht, Milliardär zu sein?«, höhnte Chase.
»Geld kann man nie genug haben.« Yuen blickte auf das Förderband hinunter. »Ich verfüge über vierundzwanzig Atombomben – okay, ich werde in Kürze darüber verfügen, denn bislang ist nur eine fertiggestellt. Jedenfalls werde ich sie bald höchstbietend auf dem Schwarzmarkt versteigern. Ich denke, hundert Millionen Dollar pro Stück wären ein fairer Preis.«
»Kein Mengenrabatt?«, fragte Chase sarkastisch.
»Also, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Vielleicht sollte ich sie besser im Sixpack verkaufen.« Yuen grinste höhnisch. »Wissen Sie, heutzutage kann jeder eine Nuklearmacht werden, egal, ob es sich um ein Land, eine Terrororganisation oder einen reichen Sack handelt, der einfach nur die Nachbarskinder von seinem Rasen fernhalten will. Man braucht nur ein bisschen Geld.« Er kam noch einen Schritt näher. »Für den Preis eines Kampfjets kann man also eine Atombombe mit fünfzehn Kilotonnen Sprengkraft bekommen, die so simpel und robust ist, dass selbst ein analphabetischer Bauer damit umgehen kann. Ein hübsches kleines Ding, das von zwei Leuten auseinandergenommen und transportiert werden kann; wenn man sie huckepack nimmt, reicht auch einer aus. Das Modell ist absolut narrensicher. Hiroshima für jedermann, zu einem fairen Preis. Ziemlich cool, finden Sie nicht?«
»Das bringt Ihnen nur zwei Komma vier Milliarden Dollar ein«, erklärte Chase. »Bill Gates stoßen Sie damit nicht vom Thron der Superreichen.«
Yuen lächelte wieder. »Sie denken in zu kleinem Maßstab – deshalb bin ich auch Milliardär, und Sie sind ein Loser, der nur noch dreißig Sekunden zu leben hat. Stellen Sie sich die Panik vor, wenn den Regierungen der großen Länder klar wird, dass Atombomben in Umlauf sind! Sie könnten überall sein – sogar in ihren Hauptstädten! Das würde eine gewaltige Steigerung der Ausgaben für Verteidigung, Heimatschutz und Geheimdienste nach sich ziehen … und davon würden
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