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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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nahm Chase den langen Mikrofongalgen aus der Tasche, öffnete ihn am Ende und zog die auseinandergenommene Wildey-Pistole und das Halfter heraus. Eilig setzte er die große Waffe zusammen, schnallte sich das Halfter um, schob die Pistole hinein und zog die Lederjacke wieder über.
    »Ich dachte, du wolltest dich mit dem Erschießen von Menschen zurückhalten«, raunte Sophia ihm zu.
    »Also, das ist wie mit einer Diät – eine Weile hält man sich dran, aber irgendwann …«, scherzte Chase und grinste breit. Dann verhärteten sich seine Züge. »So wie man mit Nina umgesprungen ist, hat irgendjemand es verdient, erschossen zu werden.«
    Nina schwieg, ein wenig verärgert darüber, dass ihm erst jetzt wieder einzufallen schien, dass sie ebenfalls anwesend war.
    Der Bus wurde langsamer. Sie näherten sich einem Checkpoint, einem hohen, verrosteten Metallzaun auf einem Erdwall.
    Nina machte große Augen. »Panzer?«
    »Die sind wohl zur Bewachung des Präsidenten hier. Eine Demonstration der Stärke, um allen zu zeigen, wie wichtig man die Diamantminen nimmt«, bemerkte Chase.
    Die beiden braun lackierten Kampfpanzer, die das Tor flankierten, waren vom Typ Leopard. Obwohl es sich um relativ alte deutsche Modelle handelte, die im Westen längst durch modernere Waffensysteme ersetzt worden waren, wirkten sie immer noch ausgesprochen furchteinflößend.
    »Das wundert mich nicht«, sagte Sophia. »Die Diamanten machen drei Viertel des botswanischen Exports aus.«
    »Ich mach mir nichts aus Klunkern«, brummte Chase und äffte eine imaginäre Kundin nach: »›Oh, sieh mal, wie der funkelt!‹ Ja, dafür blättere ich gerne ein Monatsgehalt hin.« Er schnaubte verächtlich. »Nee, im Ernst, was soll das? Ein Glasstein tät’s für mich auch.«
    »Genau«, sagte Nina sarkastisch. »Nichts ist so unvergänglich wie ein Glas ring.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du dir aus so Zeug was machst. Jedenfalls hab ich dir das nicht zugetraut.« Chases Tonfall war schneidend.
    »Eddie«, sagte Sophia warnend und legte ihm beschwichtigend eine Hand aufs Knie.
    Chase schwieg finster, als der Bus durch das Tor fuhr. Nina schäumte. Wenigstens so lange, bis der Bus den Zaun passiert hatte.
    Nun fuhren sie am Rand des gewaltigen Kraters entlang. Nina war überwältigt von seiner schieren Größe – und seiner abgrundtiefen Hässlichkeit: Millionen Tonnen Erdreich waren von den Baggern ausgehoben worden.
    Minenarbeiter in grellorangen Sicherheitswesten dirigierten den Bus so, dass er den riesigen Kipplastern – hoch wie ein Einfamilienhaus – nicht in die Quere kam: Mit seinen acht Metern Höhe und sechzehn Metern Länge wog der Liebherr T282B voll beladen über sechshundert Tonnen und war somit einer der größten Laster weltweit. Sein Preis betrug über drei Millionen Dollar. Die Ygem-Mine besaß über dreißig dieser Laster; ein niemals ruhender Konvoi mühte sich in Serpentinen vom Boden der Mine zur Aufbereitungsanlage hoch, und kaum hatten die Laster ihre Ladeflächen geleert, fuhren sie direkt wieder zurück, um erneut beladen zu werden. Bei der Diamantförderung kam es vor allem auf Masse an: Je mehr Erdreich und Gestein bewegt wurden, desto mehr Diamanten wurden gefördert – und desto größer war der Profit.
    Chase beobachtete, wie einer der leeren Schwerlaster auf dem Weg nach unten in erstaunlichem Tempo an ihnen vorbeirumpelte. »Verdammt noch mal, das ist wirklich was anderes als ein Sandkastenlaster.«
    Der Bus fuhr unter einem großen Transparent mit der botswanischen Flagge, dem Logo von Ygem und dem Spruch »Das Größte, das Beste: Einig in Wohlstand« hindurch. Dahinter lag ihr Ziel, eine überdachte Bühne, die nahe den Verwaltungsgebäuden errichtet worden war. Davor waren Sitzreihen arrangiert wie in einem Stadion. An der Seite stand ein großes Festzelt, neben dem mehrere Catering-Lieferwagen parkten. Kellner und Serviererinnen in weißen Uniformen eilten geschäftig umher.
    Chase sah auf seine Armbanduhr. »Wann soll es eigentlich losgehen?«
    »Um zwei«, antwortete Sophia.
    »Dann haben wir etwa eine Stunde Zeit, Dick zu finden, bevor er mit dem Präsidenten auf die Bühne tritt. Anschließend dürfte es uns schwerfallen, mit ihm zu reden. Ich nehme an, er wird nicht lange bleiben.«
    »Wohl kaum«, meinte Sophia. »Unserem ursprünglichen Reiseplan zufolge wollte mein Mann so schnell aus Botswana weg, dass er sogar einen Helikopter organisiert hat, der ihn zum Firmenjet bringen soll, sobald der

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