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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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umzugehen verstand. TDs einziges Kleidungsstück, das die Bezeichnung »zurückhaltend« verdiente, war eine verwaschene Jeansjacke – unter der sich vermutlich ein Waffenholster verbarg.
    Sie stiegen in den Landrover. TD fuhr durch den Flughafen Gaborone, ihr Haar flatterte im Wind.
    »Ich hatte nicht viel Zeit für die Vorbereitung«, sagte sie zu Chase. »Vierundzwanzig Stunden – das war ganz schön knapp!«
    »Aber du hast es geschafft, nicht wahr?«
    »Natürlich! Oder hab ich dich jemals hängen lassen?«
    »Nur in Liebesdingen«, sagte Chase lächelnd.
    TD lachte. »Die Presseausweise waren am schwierigsten zu besorgen«, fuhr sie fort, als sie sich wieder beruhigt hatte. »Ohne deine Informationen hätte ich sie garantiert nicht bekommen – jedenfalls nicht ohne eine größere Summe Bestechungsgeld, die ich in so kurzer Zeit beim besten Willen nicht hätte aufbringen können. Wie bist du da herangekommen?«
    »Das war mein Beitrag«, sagte Sophia. »Ich habe Freunde in der Firma meines Mannes, die auf das Netzwerk zugreifen können. Deshalb konnte ich das unter der Hand regeln.«
    »Jedenfalls danke! Ich hab’s immer gern, wenn mir jemand das Leben leichter macht – vor allem bei einem Job wie diesem!«
    Sie hatten die Hangars erreicht, windschiefe Schuppen, in denen Leichtflugzeuge untergestellt waren. TD ging auf einen der Hangars zu. »Das ist mein Flugzeug!«, sagte sie stolz.
    Nina war sich nicht sicher, ob TDs Stolz berechtigt war – die zweimotorige Maschine, die in verwittertem Taxigelb lackiert war, sah so aus, als wäre sie mindestens vierzig Jahre alt.
    »Keine Sorge«, sagte TD, die Ninas besorgte Miene richtig gedeutet hatte. »Ich halte es gut in Schuss, dafür lässt es mich auch nicht im Stich!«
    »Eine Piper Twin Comanche«, setzte Chase hinzu. »Klein genug, um praktisch überall landen zu können, selbst auf Pisten im Busch – und groß genug, um eine kleine Einsatztruppe mitsamt Ausrüstung befördern zu können. Außerdem verfügt das Ding über ein paar ganz nette Extras, falls wir uns mal schnell aus dem Staub machen müssen. Was durchaus der Fall sein könnte, wenn wir mit Yuen geredet haben.«
    »Pass bitte auf, dass Präsident Molowe nicht in die Schusslinie gerät«, meinte TD, als sie die Einstiegsluke öffnete. »Ich habe für ihn gestimmt.«
    »Keine Sorge, ich pass schon auf. Ich wurde bereits in zwei afrikanischen Staaten zum Tode verurteilt; auf ein drittes Todesurteil kann ich gern verzichten.«
    »Hab ich da eben richtig gehört?«, japste Nina.
    »Das ist nichts, weswegen du dir Sorgen machen müsstest«, versicherte Chase ihr eilig.
    Nina inspizierte die Tragfläche des Flugzeugs. »Ist das – ein Einschussloch ?«, fragte sie mit großen Augen.
    »Kein Grund zur Beunruhigung!«
    TD flog von Gaborone aus siebenhundertzwanzig Kilometer nach Nordnordwesten. Sie überflogen weitläufige Wüstenflächen und das trockene Buschland der Kalahari, dann begann der Landeanflug auf einen privaten Behelfsflugplatz achtzig Kilometer westlich von Maun.
    Chase saß auf dem Platz des Kopiloten. Nina blickte ihm über die Schulter und staunte über die Aussicht, die sich im Norden bot. Jenseits der staubigen Wüste erstreckte sich bis zum Horizont ein Gebiet, das in üppigem Grün leuchtete.
    »Das ist das Okavangodelta«, erklärte TD. »Das größte Binnendelta der Welt. Außerdem ist es ein bedeutendes Wildreservat. Wenn ihr nichts zu tun hättet, würden wir einen Zwischenstopp einlegen, und ich würde euch herumführen.«
    »Später vielleicht«, sagte Chase. »Außerdem, es reicht, wenn man ein stocksaures Flusspferd gesehen hat – kennt man eines, kennt man alle.«
    TD lächelte, dann sprach sie über Headset mit einem Fluglotsen am Boden, der ihr letzte Landeanweisungen gab. Als die Maschine sich in die Kurve legte und die Nase nach Westen wandte, wanderte die ferne Schönheit des Deltas aus dem Blickfeld der Passagiere. Was sie stattdessen zu sehen bekamen, machte Chase und Nina sprachlos.
    »Du meine Fresse«, brummte Chase. »Was für ein Schandfleck.«
    »Ich fürchte, Umweltschutz und Diamantenförderung gehen nicht zusammen«, bemerkte Sophia.
    Nina konnte ihr nur beipflichten. Als die Maschine weiter Höhe abbaute, rückte Yuens Diamantmine näher, ein gewaltiger künstlicher Erdkrater. Nina machte auf langen Serpentinenwegen, die zum Grund der riesigen Grube hinunterführten, gelbe Fahrzeuge aus, die sich in beide Richtungen bewegten. Die Laster waren

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