Das Grab des Herkules
Chase, doch Nina hatte die Gefahr bereits erkannt und duckte sich hinter den Sitz. Aus einem fahrenden Fahrzeug zu schießen war nicht so einfach, wie es in Hollywoodfilmen immer aussieht, andererseits war der T282B aber auch nicht zu verfehlen. Rund um die Fahrerkabine schlugen Kugeln ein, und die eine Seite der Windschutzscheibe splitterte.
»Okay, ihr habt es so gewollt!«, knurrte Chase. Er gab mehr Gas und lenkte den Laster mit aufheulendem Motor frontal auf die Geländewagen zu.
Der Fahrer des einen Wagens kam offenbar zu dem Schluss, dass sein eigenes Leben mehr zählte als das sture Ausführen von Befehlen, und schwenkte ab, doch der andere Wagen hielt Kurs. Die Kabine wurde von weiteren Kugeln getroffen. Als der beschädigte Teil der Windschutzscheibe barst, regneten Glassplitter auf das Armaturenbrett. Chase zuckte zusammen, ließ sich aber nicht beirren und gab weiter Gas.
In letzter Sekunde schien dem Fahrer des Land Cruiser endlich bewusst zu werden, dass er sich da mit einem Gegner angelegt hatte, der dreihundertmal so schwer war wie er selbst. Als er versuchte auszuweichen, war es bereits zu spät: Der Toyota verschwand unter der Motorhaube, Metall knirschte, und es gab einen leichten Ruck; Chase hatte getroffen.
Im nächsten Moment tauchten die Überreste des Land Cruiser im Rückspiegel auf. Das einsam über die Piste rollende Hinterrad war alles, was von dem plattgedrückten Fahrzeugwrack noch intakt geblieben war.
Chase zuckte zusammen. »Autsch.«
Vor ihnen kamen das Verwaltungsgebäude, die Bühne und das dahinter befindliche Festzelt in Sicht. Auf dem Landeplatz vor dem Gebäude stand Yuens Helikopter. Die Rotoren drehten sich bereits, und mehrere Personen rannten darauf zu.
»Mist!«, rief Chase ungehalten. »Sie nehmen Sophia mit!«
»Warte, was hast du vor?«, fragte Nina, als er den Laster herumschwenkte und direkt auf den Helikopter zufuhr.
»Ich will sie am Abheben hindern!«
»Wie denn? Indem du in sie hineinbretterst? Du wirst Sophia noch umbringen!«
Chase wusste, dass Nina recht hatte, doch etwas Besseres fiel ihm nicht ein. »Ich lasse sie auf keinen Fall starten!«, antwortete er ungehalten.
»Du kannst ihn nicht mehr aufhalten!«, warnte Nina. Der Helikopter hob bereits ab, Staub wurde unter den Kufen aufgewirbelt. »Wir werden es nicht mehr rechtzeitig schaffen!«
»Wir wären schneller, wenn du die Ladung abgekippt hättest, wie ich dich gebeten habe!«
»Fang jetzt bloß nicht an, mir Vorwürfe zu machen!«, fauchte Nina.
Yuens Helikopter schwenkte zum Landefeld herum und senkte die Nase.
»Mist!«, brüllte Chase und schlug mit der Faust auf das Lenkrad. Hilflos beobachtete er, wie der Hubschrauber rasch an Höhe gewann und über das Festzelt hinwegflog.
»Eddie!« Nina zeigte auf den Helikopter von Präsident Molowe, der in der Nähe des Zelts stand. Die Rotoren kamen gerade auf Touren, davor waren Soldaten aufgereiht.
Und sie zielten direkt auf die Fahrerkabine des Lasters.
Chase musste sie gar nicht mehr ausdrücklich warnen – Nina warf sich sofort flach auf den Kabinenboden. Auch Chase duckte sich so weit wie möglich, während die Gewehrkugeln in die Kabine einschlugen. Der Rest der Windschutzscheibe barst, und ein erneuter Kristallregen prasselte auf das Armaturenbrett nieder. Mehrere Kugeln durchschlugen die Stahlwände der Kabine, und einer der Monitore explodierte. Das Gaspedal ruckte unter seinem Fuß, da offenbar das Gestänge getroffen worden war, doch der Motor dröhnte unentwegt fort.
Da Chase nichts mehr sehen konnte, bemühte er sich, das Lenkrad möglichst ruhig zu halten und geradeaus weiterzufahren. Seine Rechnung ging auf: Der Beschuss wurde eingestellt, und die Reihen der Soldaten lösten sich auf, als sie sich vor dem heranrasenden Laster in Sicherheit zu bringen suchten. Da der Hauptrotor des Helikopters noch nicht auf vollen Touren arbeitete, sprangen die Insassen aus der Kabine und flüchteten in heller Panik. Buchstäblich in letzter Sekunde zerrte einer der Soldaten Molowe aus der Bahn des Schwerlasters, im nächsten Moment krachte der Liebherr mit Wucht gegen den Helikopter.
Als der Hubschrauber auf die Seite kippte, zerbrach der Rumpf, und der lange Heckausleger wurde abgerissen. Der Helikopter überschlug sich mehrmals, dann bremste ihn die Stoßstange des Lasters aus und schob das Hubschrauberwrack noch einige Meter vor sich her, bis die Maschine explodierte: Der Treibstoff entzündete sich mit einem dumpfen Knall, gefolgt
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