Das Grab des Herkules
Geländes – sie haben mehrere Personen erwischt«, sagte er. »Man hat mir gemeldet, sie seien festgenommen worden. Offenbar wurde ich aber falsch informiert. Herr Präsident, Sie sollten so lange, bis die Angelegenheit geregelt ist, in Deckung bleiben. Ich werde mich erkundigen, was da genau vorgeht.«
Molowe nickte und entfernte sich mit dem Ring Soldaten um ihn herum in Richtung Festzelt, während Yuen mit zweien seiner Männer zum Verwaltungsgebäude eilte.
Am Zelteingang hielt der Präsident inne. »Begleiten Sie ihn und finden Sie heraus, was da los ist«, wies er Kamletese an.
Der korpulente Politiker blinzelte. »Ich?«
»Ja, Sie! Machen Sie schon!« Molowe verschwand im Zelt, und der verdutzte Kamletese blieb unter den finsteren Blicken der Wachsoldaten vor dem Eingang zurück. Er zögerte einen Moment, dann eilte er Yuen hinterher.
»Wie geht es jetzt weiter, Eddie?«, rief Nina, als sie hinter Chase zum Eingang der Weiterverarbeitungsanlage rannte.
»Wir müssen Sophia finden. Dann machen wir, dass wir von hier verschwinden!«
»Geht es nicht auch in umgekehrter Reihenfolge?«
Chase blieb abrupt stehen und musterte sie ungläubig. »Scheiße, ist das dein Ernst?«
»Ja! Yuen wird ihr nichts tun, das war doch deutlich zu erkennen. Du kannst sie später rausholen!«
»Ich lasse Sophia nicht bei diesem Arschloch zurück«, beharrte Chase und rannte die letzten Meter zum Eingang. Blinzelnd traten sie in den Sonnenschein hinaus. »Okay, wir brauchen ein Fahrzeug«, sagte er sachlich.
»Ich sehe aber keines«, meinte Nina und sah sich um. Weit und breit waren weder normale Limousinen noch Geländewagen abgestellt.
»Bist du blind?« Chase zeigte auf den großen gelben Liebherr-Kipper, der sich der Anlage näherte. »Und wie nennst du das?«
Nina erbleichte. »Eine schlechte, blödsinnige Idee?«
»Meine Spezialität. Komm schon.« Ohne Ninas Protest zu beachten, rannte Chase dem Laster entgegen und schwenkte die Arme zu der Fahrerkabine hinauf.
Der Fahrer gestikulierte heftig, doch Chase wich keinen Fußbreit. Mit quietschenden Bremsen wurde der Laster langsamer, kam aber nicht zum Stillstand, sondern fuhr weiter auf ihn zu.
Chase war geneigt, Nina im Nachhinein recht zu geben. »O Scheiße«, murmelte er, sprang ein paar Schritte zurück und rannte los. Der rechteckige Schatten des Lasters kam immer näher, und der Lärm des großen Dieselmotors dröhnte ihm in den Ohren. So laut, dass er das durchdringende Quietschen der Bremsen beinahe übertönte. »Verdammter Mist!«, fluchte Chase und warf sich zu Boden, schlug die Hände über die Ohren und schloss die Augen.
Das riesige Fahrzeug rollte langsam über ihn hinweg und kam endlich zum Stillstand.
Chase seufzte erleichtert auf. Er lag unter der Motorhaube des Lasters und stellte fest, dass er die Dimensionen vollkommen unterschätzt hatte: Er hätte sich lediglich hinzuhocken brauchen, um unverletzt zu bleiben. Er krabbelte unter dem Laster hervor, rappelte sich auf und wandte sich zu dem Treppchen, das gute sechs Meter zu der Fahrerkabine hinaufführte.
Nina gesellte sich zu ihm. »Idiot!«, fauchte sie und boxte ihn gegen den Arm.
»Autsch! Was soll das?«, nörgelte Chase und machte sich daran, die steile Treppe zu erklimmen. Sie führte am Kühlergrill entlang, der beinahe die Größe eines normalen Lasters hatte. Nina folgte ihm auf dem Fuße.
Der Fahrer kam ihnen entgegen und wedelte zornig mit dem Zeigefinger. »Was zum Teufel tun Sie da? Und weshalb tragen Sie keinen Helm?«, schnauzte er die beiden an.
»Tut mir leid, Kumpel«, sagte Chase und boxte ihm seine Rechte schwungvoll in den Unterleib.
Der Mann krümmte sich mit einem mitleiderregenden Ächzen zusammen. Chase brauchte ihn nur noch am Hosenbund zu packen und über das Geländer zu werfen.
»Was sollte das?«, sagte Nina scharf. »Du hast eine Waffe, du hättest ihn zwingen können, dir den Laster zu überlassen! Du hättest ihn nicht zu verletzen brauchen!«
»Wir haben’s eilig«, erwiderte Chase knapp und eilte die letzten Stufen zur Kabine hoch. »Außerdem wird er sich schon wieder erholen. Jedenfalls solange ich ihn nicht überfahre.«
»Hast du eine Ahnung, wie man dieses Ding fährt?«
Chase setzte sich auf den Fahrersitz und verschaffte sich einen Überblick. Lenker, Gas- und Bremspedal, mehrere Hebel zur Steuerung der Kipperbrücke und verschiedene Bildschirme von Videokameras, die außen am Fahrzeug angebracht waren. Dem erstaunlich vertraut wirkenden
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