Das Grab des Herkules
von einer lauteren, schärferen Detonation, als das Triebwerk in die Luft flog. Trümmerteile regneten auf den Laster herab.
»Verflucht noch mal!«, keuchte Chase, als ein brennendes Metallstück vom Kabinendach abprallte und ihn am Arm traf. Trotzdem hielt er den Fuß aufs Gaspedal gedrückt. Es gab einen Ruck, als eines der Räder das Hubschrauberwrack überrollte, dann blieb plattgewalztes Metall hinter ihnen zurück. Chase setzte sich auf – und sah etwas unmittelbar in ihrem Weg. »O Scheiße!«
Nina hob gerade den Kopf, als der Laster heftig schwankte und sie gegen die Kabinentür geschleudert wurde: Chase war es nicht gelungen, dem Festzelt rechtzeitig auszuweichen, und so bretterte der Monstertruck durch den VIP-Bereich des Zeltes und hinterließ eine Spur der Verwüstung: Tische und Champagnerflaschen gerieten unter die mächtigen Räder, die Kellner flüchteten kopflos zum Ausgang, mit einem lauten Knacken wurde das Dach abgerissen, und die ganze Konstruktion brach zusammen. Auf den Monitoren in der Fahrerkabine beobachtete Chase, wie das erschlaffte Zelt in sich zusammenfiel. Dahinter brannte das Hubschrauberwrack.
»Na großartig!«, stöhnte er und lenkte den Laster wieder zur Straße, »jetzt habe ich einen weiteren afrikanischen Staatsführer auf meiner Liste, der mir den Tod wünscht.« Er blinzelte in den trockenen Fahrtwind, der durch die geborstene Windschutzscheibe hereinwehte. Yuens Helikopter befand sich noch in Sichtweite und setzte am Ziel seines kurzen Fluges bereits zur Landung an.
Nina richtete sich auf. »Vielleicht kriegt er doch noch seine Chance.«
»Wie meinst du das?«
»Am Kontrollpunkt stehen Panzer, erinnerst du dich noch?«
Chase schnalzte abschätzig mit der Zunge. »So schnell lassen die sich nicht starten. Außerdem sind die Dinger reine Show.«
Er lenkte den Laster auf die Straße des Behelfsflugplatzes und durchstieß ein quer über die Fahrbahn gespanntes Transparent. Es riss sofort von den Haltestangen, flatterte heftig im Fahrtwind und verfing sich auf Kabinenhöhe am Laufgang. Die Befestigungsleinen flatterten im Fahrtwind.
Chase wandte den Blick zum Tor – wo beide Leopardpanzer soeben Anstalten machten, hinter dem Kontrollpunkt die Straße zu blockieren. Die Geschütztürme schwenkten herum, und die Kanonen nahmen sie ins Visier.
12
V erfluchte Scheiße!«, schimpfte Chase.
»Reine Show, wie?«, bemerkte Nina sarkastisch und ging hinter dem Sitz in Deckung.
Chase gab keine Antwort, sondern kurbelte hektisch am Lenkrad und steuerte den Laster von der Straße hinunter, um den hohen Zaun und den Erdwall zwischen sich und die Panzer zu bringen. Ein Frontaltreffer würde genügen, um den Motor zu zerstören – was dann aber auch schon egal wäre, denn einen Panzerbeschuss würden Nina und er nicht überleben.
Angespannt blickte er aus dem Seitenfenster. Einer der Panzer war hinter dem Zaun verschwunden, die Kanone des zweiten Tanks hatte ihren Truck jedoch nach wie vor im Visier …
Der Schuss blieb jedoch aus. Die Besatzung hatte zwar schnell genug reagiert, um die Straße zu blockieren, aber die Bordkanone war offenbar noch nicht geladen. Lange würden sie allerdings nicht mehr brauchen.
Yuens Helikopter war hinter dem verrosteten Zaun verschwunden. Entweder war er schon gelandet oder gerade im Begriff, und in Anbetracht der Umstände bereitete der Pilot von Yuens Privatjet sicherlich einen Schnellstart vor. Es sah nicht danach aus, als würde es Chase gelingen, Sophia zu befreien.
»Wie kommen wir hier wieder raus?«, fragte Nina.
Chase nickte zu dem Zaun auf dem Erdwall hinüber. »Hast du schon mal den Film Gesprengte Ketten gesehen?«
»Ja«, sagte sie und schluckte, als ihr klar wurde, was er vorhatte. »O nein ! Das kann doch unmöglich dein Ernst sein …«
Chase biss entschlossen die Zähne zusammen. »Wir müssen unsere Sache besser machen als Steve McQueen. Du glaubst doch, dass der Anhänger an der Kette um deinen Hals Glück bringt, oder?«
»Ja, und?«
»Jetzt kann er sich bewähren. Festhalten!«
Er trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
Der Laster preschte los wie ein Bulle, hatte den Motor in null Komma nichts auf fünfzig Stundenkilometer hochgepeitscht und beschleunigte weiter, bis er die Rinne vor dem Erdwall erreichte und mit Schwung nach oben schoss.
Nina umklammerte ihren Anhänger und schrie …
Über sechshundert Tonnen Metall, Gummi und Gestein hoben vom Boden ab und flogen über das Hindernis hinweg,
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