Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
Vom Netzwerk:
spielerischen Wettstreit zurückgefallen. Lachend sagte sie: »Was denn, dafür gibt‘s ein Diplom?«
    »Na ja, wir bekommen so einen Schrieb. Du weißt schon. Wie auch immer man dazu sagt.«
    »Eine Urkunde?«
    »Ja«, bestätigte er.
    Eine kleine schwarze Frau mit zu einem Pferdeschwanz gebundenem Haar steckte Kopf und Schultern zur Tür herein. »Lizzie, Mr. Gansky braucht ... Oh, hallo«, sagte sie, als sie Nathan erblickte.
    Elizabeth, deren Lächeln unverändert um ihre Lippen spielte, deutete mit einer theatralischen Armbewegung auf Nathan. »Serena, darf ich vorstellen: Nate. Oh, tut mir Leid ... Ich meine, Pastor Nathan.«
    Ähnlich wie Nathan kurz zuvor zog Serena eine Augenbraue hoch. »Ach, das ist also –«
    »Ich komme gleich«, schnitt Elizabeth ihr das Wort ab und verlor letztlich doch die Fassung. Schlagartig lief sie rot an. »Entschuldige, Nate. Ich muss nachsehen, was Mr. G. braucht.«
    Gleichzeitig standen sie auf. »Schon in Ordnung.« Kurz zögerte er und hoffte, dass Serena gegangen war, so nett sie auch zu sein schien. »War, äh, großartig, dich wieder zu sehen.«
    Elizabeth setzte zu einer Erwiderung an, überlegte es sich jedoch anders und seufzte stattdessen. Unsicher trat sie einen Schritt vor; dann sanken die beiden in eine zarte, stumme Umarmung.
    So viel Zeit war verstrichen, seit Nathan sie zuletzt so gehalten hatte. Nun fühlte es sich seltsam an. Nein , dachte er, nicht seltsam . Es fühlte sich neu an. Mittlerweile waren sie beide andere Menschen.
    In jenem Augenblick ereilte ihn eine unumstößliche Erkenntnis: Er empfand immer noch etwas für sie. Sehr viel sogar. Sofern er zuvor noch Zweifel daran gehegt hatte, waren sie nun verflogen.
    Ein weiteres Dilemma, mit dem er in der Kleinstadt Hillcrest zurande kommen musste.
    Widerwillig lösten sie sich voneinander; Elizabeths Züge waren noch immer gerötet.
    Sie stellte ihre Getränkedose in den Kühlschrank und leerte seine halb getrunkene Kaffeetasse in den Ausguss. »Vielleicht können wir uns ja mal an einem Ort treffen, an dem wir uns länger als fünf Minuten unterhalten können«, schlug sie vor.
    »Das würde mich freuen.« Sein Herz raste. Er brauchte frische Luft. Dies schien keine gute Idee zu sein.
    Gemeinsam gingen sie hinaus in den Flur. Nathan setzte dazu an, nach ihrer Hand zu greifen, bremste sich jedoch rechtzeitig. Das wäre zu vertraulich gewesen. Als sie am Eingang ankamen, warf sie ihm einen Seitenblick zu. Nathan bemerkte ihn, und wie früher sprang etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen über. Beide begannen gleichzeitig zu lachen.
    »Sieh sich einer uns beide an«, meinte sie.
    Er beugte sich vor, und diesmal ergriff er ihre Hand. »Ja, sieh sich einer uns beide an.«
    »Was hältst du von Samstag?«
    »Prima«, erwiderte er und ließ ihre Hand los, um nach etwas in seinem Jackett zu kramen. »Warte kurz. Lass mich sicherheitshalber nachsehen. Pastor Hayden hat einen ziemlich dicht gedrängten Plan aufgestellt, aber allmählich lichten sich die Termine.« Nathan holte aus der Innentasche des Jacketts einen Palmtop-Computer hervor und tippte mit dem Stift auf den Kalender des Bildschirms.
    »Wow, na so was. Die Kirche hat den Weg ins einundzwanzigste Jahrhundert gefunden.«
    Beim Samstag angelangt schaute er auf und lächelte. »Ich hab auch ein rich-ti-ges Mobiltelefon.« Er klopfte mit dem Rand des Palmtop-Computers auf die linke Jackentasche. »Mom und Dad hielten das für ein nützlicheres Weihnachtsgeschenk als neue Socken.« Rasch überflog er die Einträge am Samstag. »Ja, nach 18:30 Uhr ist alles paletti.«
    »Darfst du so saloppe Ausdrücke als Pfarrer überhaupt noch verwenden?«
    »Pastor«, berichtigte er zum zweiten Mal in jener Woche und steckte den kleinen Computer zurück in die Tasche.
    »Ist doch dasselbe.« Sie streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen zart seine Wange. Dann drehte sie sich um und eilte den Flur entlang.
    Nathan wünschte, er könnte ihr Gesicht sehen; vermutlich lief es genauso rot an wie das seine.

Kapitel Neunzehn
    Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Nathan und Hayden gingen weiter detailliert den Papierkram der Kirche und verschiedene andere Belange durch. Gelegentlich schaute ein Gemeindemitglied vorbei, und Nathan trug seine vorgefertigte Erklärung über den Zwischenfall beim sonntäglichen Gemeinschaftsessen vor. Mittlerweile hatte er sie so oft wiederholt, dass er bald in der Lage war, die Bedenken der Besucher mit einem

Weitere Kostenlose Bücher