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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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wenig von ihren Jakobsmuscheln. Nathan spürte, dass mehr hinter ihrer Antwort steckte, also wartete er. Schließlich schaute Elizabeth auf, errötete und fügte hinzu: »Wir sind eine Weile miteinander gegangen. Hast du das gewusst?«
    Sie sah ihm dabei direkt in die Augen, wollte offenbar seine Reaktion beobachten. Ein Gewicht senkte sich auf seinen Magen. Er setzte zu einer Antwort an, zögerte, trennte mit der Gabel ein Stück von seinem Fisch ab, hob es jedoch nicht an den Mund. »Äh ... nein«, erwiderte er letztlich. »Nein, das wusste ich nicht.«
    Warum wusste er es nicht? Wie war das möglich? Josh hatte nie etwas davon erwähnt. Nie!
    »Na ja, es war ja nicht so, als hätten wir hinter deinem Rücken etwas miteinander gehabt. Ich meine, du und ich, wir waren nicht mehr ...« Unvermittelt brach sie ab und verstummte. Dies war ein heikler Augenblick. Elizabeth legte die Gabel beiseite und eine Hand auf jene Nathans. Sein Arm zuckte, doch als ihm klar wurde, dass er die Hand beinah zurückgezogen hätte, drehte er sie mit der Handfläche nach oben und schloss die Finger um die ihren.
    »Tut mir Leid«, sagte er, wenngleich er nicht sicher war, was ihm Leid tat. Unvertraute Eifersucht durchströmte ihn. Es fühlte sich merkwürdig an. Im Verlauf der Jahre hatte er sich mehr als einmal gefragt, ob sie mit jemandem zusammen war, ernste Absichten mit jemandem hegte, und jedes Mal hatte ihn dabei eine hilflose Panik erfasst. Allerdings nie so stark wie in diesem Augenblick, in dem er so direkt mit der Realität konfrontiert wurde.
    »Ich bin sicher, er hat deshalb nichts davon gesagt, weil wir nie sicher waren, ob je mehr daraus werden würde«, gab sie zurück.
    Nathan sah sie an und zwang sich, rational zu denken. Dennoch fühlte sich die Vorstellung, dass Elizabeth und Josh ein Paar gewesen waren, ohne dass er etwas davon gewusst hatte, wie ... Betrug an. »Was ich gerade empfinde, ist wirklich selbstsüchtig«, sagte er.
    Elizabeth setzte jenes breite, offenherzige Lächeln auf, dass ihm stets – auch in diesem Augenblick – das Gefühl vermittelte, etwas Besonderes zu sein, aus Gründen, die er nicht auszuloten vermochte. Sie drückte seine Hand und flüsterte: »Ja, Nathan. Du bist selbstsüchtig.« Mit der freien Hand hielt sie Daumen und Zeigefinger dicht aneinander. »Nur ein klein wenig. Du an seiner Stelle hättest auch Stillschweigen darüber bewahrt.«
    Davon war Nate nicht überzeugt, aber da er nicht in jener Lage war, ließ er es dabei bewenden. »Was ist passiert? Ich meine, warum habt ihr es beendet?« Er musste die Worte regelrecht hinauspressen.
    Elizabeth schaufelte sich mit der freien Hand den Inhalt einer Jakobsmuschel in den Mund, kaute und blickte zur Seite. Schließlich meinte sie: »Wir waren beide ...« Der Satz blieb unvollendet. Stattdessen spießte sie das Fleisch einer weiteren Muschel auf und schob es sich in den Mund.
    »Was?«, bohrte er nach.
    Sie seufzte, kaute zu Ende und schwenkte die Gabel zur Betonung zwischen zwei Fingern. »Wir waren beide der Auffassung ... dass es nicht funktionieren würde. Belassen wir es dabei.« Nate glaubte nicht, dass dies dem entsprach, was sie eigentlich sagen wollte, dennoch gab er sich damit zufrieden. Elizabeth ließ seine Hand los und knuffte ihn heftig in den Arm.
    »Aua!«
    »Ach, hör auf zu jammern und iss dein Gemüse. Das ist gesund.«
    Damit war das Thema beendet. Der Rest des Essens verlief unbelastet. Elizabeth erkundigte sich nach seinen Eltern. Unwillkürlich verfiel Nate in eine etwas trübsinnigere Stimmung, als er über die Situation seines Vaters und die Unsicherheit sprach, die den Herrenklub umgab. Er hatte Mühe, die aufkeimenden Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen.
    Schon bei den zahlreichen, kuriosen Abenteuern ihrer Kindheit hatte Elizabeth sich stets als die praktisch Veranlagte erwiesen. Sie schlug vor, er sollte dem Hillcrest Men‘s Club einfach einen uneingeladenen Besuch abstatten. Sicher, sein Vater würde darüber verärgert sein, aber nach Nates Telefongespräch mit ihm zu urteilen, schien er das ohnehin bereits zu sein. Nathan nickte zustimmend und dachte bei sich, dass er seine neue Rolle als Pastor als glaubwürdigen Vorwand für den Besuch heranziehen könnte. Um mehr über örtliche Vereinigungen zu erfahren und dergleichen. Wirklich abkaufen würde ihm das wahrscheinlich niemand, aber zumindest bot es eine andere Erklärung als die, dass er sich lediglich die neuen Freunde seines Vaters ansehen

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