Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
Vom Netzwerk:
einziger Zweck anscheinend darin bestand zu verhindern, dass man über das Kabel stolperte. Einen weiteren Tisch zierten drei Zeitschriften, wobei zuoberst die unvermeidliche Sports Illustrated lag. Über den letzten Tisch verteilten sich Spielkarten.
    Der Ort sah völlig anders aus, als Nathan sich eine ›Drogenspelunke‹ vorgestellt hätte. Es schien sich tatsächlich lediglich um ein ehemaliges Geschäft zu handeln, das ein paar Männer angemietet hatten, um hier Bier zu trinken und Karten zu spielen. Zwar nicht der Stil seines Vaters, aber auch keineswegs so schlimm, wie Nathan befürchtet hatte. Insgesamt wirkte der HMC wie eine erwachsene Version des Klubhauses einer Knabenbande, zu dem Mädchen keinen Zutritt hatten.
    All das passte so ganz und gar nicht zu Art Dinneck.
    An den Wänden befand sich etwas Schmuck, überwiegend Gemäldekopien, denen Nathan kaum Beachtung schenkte. Alles schien so gewöhnlich, dass er sich unwillkürlich fragte, weshalb sein Vater so versessen darauf schien, ihn von hier fernzuhalten.
    Er erinnerte sich an die kindische Angst, die er an jenem Morgen empfunden hatte, als er die Spannung zwischen seinen Eltern gespürt hatte. Vielleicht ging es dabei gar nicht um Art Dinneck und diesen Klub; vielleicht drehte es sich in Wahrheit um Art und Beverly. Allerdings schien der Gedanke lachhaft, dass die Liebe seiner Eltern zueinander erloschen sein könnte. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Das konnte nicht sein.
    Trotz allem, sie waren die Eltern, er war das Kind. Er hatte in ihre persönliche Beziehung ebenso wenig Einblick wie sie in die seine. Tatsächlich noch weniger. Die meisten Eltern neigten dazu, sich ihren Kindern in dieser Hinsicht wenig anzuvertrauen.
    »Oh, Mom«, flüsterte er. Da er das Gefühl hatte, nicht länger stillstehen zu können, durchquerte er den Raum und ging auf die Bar und die geschlossene Lagerraumtür daneben zu. Er begann zu schwitzen. Der Ausbruch setzte so jäh und heftig ein, dass er zuerst dachte, die Sprinkleranlage an der Decke wäre ausgelöst worden. Seine Arme und Beine fühlten sich plötzlich schwach an.
    Lauf, lauf, lauf , brüllte ihm sein Körper zu. Dennoch ging er weiter, versuchte, dieses unverhofft einsetzende Gefühl zu verdrängen ... Was war das überhaupt? Es erinnerte ihn an den leichten Schwindel, der ihn schon gelegentlich erfasst hatte, wenn er zu lange nichts gegessen hatte, aber massiver, fast grippeähnlich in seiner Intensität. Es war ein plötzliches, überwältigendes Grauen. Das Blut wich aus seinen Gliedern, der Fluchtinstinkt seines Körpers verstärkte sich.
    Aber der Raum war verwaist, es ergab keinen Sinn. Als er letztlich stehen blieb, neigte sich der Boden. Er drehte sich zurück zur Tür, musste diesen Ort schnellstens verlassen.
    Los! Renn nach draußen, mach schon!
    Nathan schaute zurück zur abblätternden grünen Farbe der Tür hinter ihm. Etwas befand sich auf der anderen Seite, unsichtbar für seine Augen, nicht aber jenen brüllenden Teil seines Verstandes. Etwas ... Gewichtiges ; das Wort schien zusammenhanglos und dennoch mit albtraumhafter Logik passend. Hier gehen schlimme Dinge vor sich , schrie die panische Stimme in seinem Kopf. Nathan roch etwas, nahm ein Brennen in der Nase wahr, eine Mischung aus Weihrauch, Verdünnungsmittel und Orangen; berauschend, faulig, sauer. Er ging auf die Hintertür zu und berührte sie.
    LAUF WEG!!!
    Die Tür war verschlossen. Nathan lehnte sich nach vorn, konnte kaum noch aufrecht stehen. Als er über die Schulter blickte, wirkte die Vordertür meilenweit entfernt. Er durfte nicht zusammenbrechen, nicht hier. Nach wie vor vornüber gebeugt, von Übelkeit erfasst, ließ er den Türknauf los. Es fühlte sich wie an jenem Tag nach seinem ersten Gottesdienst an, nur viel, viel schlimmer. Er drehte sich um, stützte die Hände auf die Knie und lehnte sich gegen die grüne Tür.
    Bitte, Gott, was immer das ist, hilf mir, damit fertig zu werden. Ich muss erfahren, was hier los ist.
    Du musst weg! brüllte die innere Stimme seiner Instinkte.
    Bitte hilf mir, dies durchzustehen .
    Der Geruch verblasste, wenngleich zunächst nur wenig; doch selbst das geringste Nachlassen der Intensität fühlte sich wie eine frische Brise im Gesicht an. Die Übelkeit wich zurück, verharrte jedoch im hintersten Winkel seines Magens für den Fall, dass er noch einmal etwas so Törichtes wie das Öffnen der Lagerraumtür versuchen sollte. Er wankte drei vorsichtige Schritte in die Mitte des

Weitere Kostenlose Bücher