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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Raumes. Schweiß floss wie geschmolzenes Eis unter seinem Hemd und durchnässte sein Haar. Sogar seine Schuhe fühlten sich feucht an. Das Gefühl der Gewichtigkeit des Hinterzimmers löste sich auf wie ein Albtraum bei Sonnenaufgang.
    Hinter ihm sprach die Stimme eines Mannes: »Ich gebe Ihnen ja Recht, dass unser Dekor hier zu wünschen übrig lässt, aber so schlimm kann es doch auch nicht sein.« Dann lachte der Mann.

Kapitel Vierunddreißig
    Das Einzige, was Nathan davon abhielt, vor Schreck über die Stimme aufzuschreien, war sein völliger Mangel an Kraft. Behutsam, um einen neuerlichen Anflug von Übelkeit zu vermeiden, richtete er sich auf und drehte sich zum Sprecher um. Am Äußeren des Mannes wirkte auf den ersten Blick nichts Besorgnis erregend, außer dem Umstand, dass er just in dem Augenblick aus dem Hinterzimmer gekommen war, in dem Nathan etwas erlitten hatte, das sich wie ein kleiner Nervenzusammenbruch anfühlte.
    Der Mann schwitzte beinah ebenso sehr wie Nathan, was er als beruhigend empfand. Vermutlich war lediglich die Heizung im Raum zu hoch eingestellt. Was immer es gewesen sein mochte, das ihn so plötzlich überkommen war, es verflog nach und nach. Zögernd streckte Nathan die Hand aus.
    »Tut mir Leid, dass ich einfach so eingedrungen bin«, sagte er. »Nathan Dinneck. Mein Vater kommt oft hierher.«
    »Das tut er tatsächlich. Ich bin Peter Quinn.« Der Mann ergriff seine Hand. Nathan verspürte unverhofft den Drang zu sehen, was im Hinterzimmer vor sich ging. Die Tür stand noch einen Spaltbreit offen, allerdings konnte Nathan von der Stelle, an der er stand, nur Dunkelheit dahinter erkennen.
    Als Quinn bemerkte, in welche Richtung sein Besucher starrte, drehte er sich um und schloss die Tür. »Nun, Sie haben meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Was kann ich für Sie tun, Herr Pastor?«
    Nathans Haut kühlte unbehaglich ab. Er wischte sich über den Nacken, dann steckte er die Hände in die Hosentaschen. »Eigentlich gar nichts. Ich wollte mir nur mal den Ort ansehen, an dem mein Vater so viel Zeit verbringt.« Bei diesen Worten verspürte er angesichts der Erinnerung an die Verzweiflung seiner Mutter an diesem Morgen und des herablassenden Lächelns dieses Mannes einen Anflug von Verärgerung.
    »Eine bewundernswerte Mission für einen Sohn. Haben Sie Interesse, sich unserer bescheidenen Gruppe anzuschließen?«
    »Nein. Eher nicht. Ist mein Vater gerade hier?«
    Zuerst zog Quinn nur eine Augenbraue hoch und bot eine unausgesprochene Antwort, indem er viel sagend den Blick durch den verwaisten Raum wandern ließ. Dann meinte er: »Nein. Ich glaube, er ist bei der Arbeit.«
    Nathans Verärgerung steigerte sich, schwoll zu Zorn an. Er verstand nicht recht, weshalb, aber vermutlich wurde die ganze Situation dadurch greifbarer, dass er diesen Ort und diesen Mann sah, der wahrscheinlich die Hand dabei im Spiel gehabt hatte, seinen Vater vom rechten Weg abzubringen oder zumindest zu verändern . Quinn verkörperte jemanden, dem Nathan die Schuld daran zuschreiben konnte. Auf Versuchung folgte stets Sünde. Krampfhaft hielt er sich vor Augen, dass die Schuld letztlich trotz allem bei Art Dinneck zu suchen war, nicht bei diesem Mann, welches Problem sein Vater auch haben mochte.
    »Sieht so aus, als würde dieser Raum stark frequentiert«, sagte Nathan und versuchte, sich beiläufig anzuhören. »Ist es in der Regel jeden Abend ziemlich voll hier oder nur an den Wochenenden?« Was er eigentlich fragten wollte, war: Kommt mein Vater jeden Abend her oder nur an den Wochenenden?
    Peter Quinn lachte schallend auf und hielt sich dabei mit einer Hand den flachen Bauch. »Ach«, brachte er schließlich hervor. »Es ist wirklich berührend zu beobachten, wie sich die Rollen zwischen Kindern und Eltern im Verlauf der Jahre umkehren. Wir sind ein Herrenklub. Das ist alles. Ein Ort, an dem sich Gleichgesinnte treffen, um sich außerhalb ihrer alltäglichen, einengenden Umgebung miteinander zu unterhalten. Eine Zuflucht, wenn Sie so möchten.«
    »Vielleicht irre ich mich ja«, erwiderte Nathan langsam, »aber ich habe weder mein Elternhaus noch meine Mutter je als übermäßig einengend empfunden.«
    Nathan war wütend. So sehr, dass er das Gefühl hatte, ihm strömte Dampf aus den Ohren. Aber sein Zorn fühlte sich falsch, erzwungen an, was ihm zutiefst missfiel. Noch vor wenigen Minuten hatte er Hilflosigkeit, Übelkeit und nackte Angst verspürt. Mittlerweile hatte er einen Schwenk zum

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