Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
Vom Netzwerk:
Gianton erinnerten. Dann erreichte er eine gewaltige Türöffnung ohne Tür. Jenseits setzte sich die Dunkelheit fort. Sein Plan sagte ihm, daß er sich in einem Korridor befand, der scharf nach rechts abbog und nach einer Weile in einen größeren Raum mündete.
    Die Spuren führten unvermittelt zur Wand und von dem Punkt wieder weg, den Gang entlang. Neugierig untersuchte Thonensen die Mauer. Er erwartete eine geheime Tür, einen beweglichen Fels, wie jenen, durch den er hereingekommen war. Doch erst nach einer Weile fand er eine viereckige, fensterartige Öffnung über seinem Kopf. Er zog sich hoch und ließ hastig seine Lampe sinken. Ein armlanger Schacht fiel schräg nach unten und gab den Blick auf einen großen Teil der Empfangshalle frei, in der sie mit dem Burgherrn an der Tafel gesessen waren. Nun war es still und bis auf das unruhige Flackern einer Fackel und die dunklen roten Augen langsam verlöschender Glutschalen finster. Wachen bewegten sich am Rand des Lichtscheins der Fackel. Ihr Rüstzeug schimmerte.
    Thonensen ließ sich leise zu Boden gleiten. Ein interessanter Ort. Von hier aus konnte man alles beobachten, ohne gesehen zu werden.
    Er folgte den Spuren, bis das Ende des Ganges nicht mehr weit sein konnte, wenn sein Plan stimmte.
    Plötzlich vermeinte er flüsternde Stimmen zu hören, Kichern und unterdrücktes Lachen. Er hielt an und lauschte mit angehaltenem Atem. Nun vernahm er es ganz deutlich: es klang, als unterhielten sich Kinder. Es mochte nah oder fern sein, in diesen stillen, großen Räumen wurden selbst leise Stimmen weit getragen, und die Echos verschleierten die Herkunft.
    Vorsichtig ging er weiter. Mit seiner Lampe fühlte er sich als der einzige sichtbare Punkt in der Nacht, und seine Schritte erschienen ihm unüberhörbar.
    In der Tat verstummten die Stimmen abrupt. Thonensen hielt an, und die Stille war ein lauerndes Ungeheuer. Der Magier erwog, umzukehren und vielleicht bei Tageslicht zurückzukommen. Aber es war ebenso wahrscheinlich, daß überhaupt kein Tageslicht in diese Korridore drang. Zudem würde Dhagger ihm kaum Gelegenheit dazu geben, in seiner Festung herumzuschnüffeln, um so mehr, als er nun von dem Mal der Finsternis wußte.
    Er fühlte sich wie ein Dieb, der in ein fremdes Haus schlich, als er weiterging. Die Stimmen kamen nicht wieder, aber er spürte einen Luftzug, als hätte jemand eine Tür geöffnet. Der Lichtschein der Lampe erfaßte eine kurze Bewegung ein Dutzend Schritte vor ihm. Er hörte ein rasches Atmen und hielt wieder an.
    »Wer seid ihr?« rief er halblaut. »Habt keine Furcht…«
    »Freund oder Feind?« fragte eine Knabenstimme.
    »Freund, wenn ihr Freunde seid!«
    Eine Weile war Schweigen, dann tuschelten die Stimmen. Schließlich sagte der Junge, der zuerst gesprochen hatte: »Wir wissen, daß du der Zauberer aus den Eislanden bist. Die Priester mögen dich nicht. Vater hat böse Träume deinetwegen. Aber ich glaube, wir können dir trauen, nicht wahr Duz?«
    »Ja, Tau«, erwiderte eine zweite Kinderstimme. »Sag ihm, daß wir auf dem Weg zu ihm waren…«
    »Verrate nicht alles, Duz…«
    »Ihr wart auf dem Weg zu mir?« fragte Thonensen erstaunt. Er versuchte, etwas zu erkennen, aber sie waren außerhalb der Reichweite seines spärlichen Lichts.
    »Ja. Wir wollten dein Auge sehen… das aus Stein.«
    »Ihr habt gelauscht?«
    »Das tun wir manchmal, wenn Gäste da sind. Zeigst du es uns?«
    »Wenn ihr euch zeigt«, erwiderte Thonensen, den die Situation zu amüsieren begann.
    Wieder folgte Getuschel. Dann kamen zwei Gestalten ins Licht, und der Magier riß erstaunt die Augen auf, denn es waren ohne Zweifel Kinder, die er vor sich hatte, zwei, die einander ähnlich sahen wie ein Ei dem anderen – aber sie waren groß, größer als Thonensen. Sieben Fuß mußten es sein. Sie standen verlegen grinsend vor ihm, weideten sich ein wenig an seiner Überraschung, aber es war auch Furcht in ihren Augen, er könnte nicht mögen, was er sah.
    Sie trugen Lederjacken und lederne Beinkleider, die unter dem Knie verschnürt waren, Strümpfe und Stiefel und ein vornehmes Hemd mit Rüschenkragen, wie Thonensen es bereits an den tainnianischen Höfen gesehen hatte. Beide hatten dunkelblondes, nackenlanges Haar in der Art der Hofknaben. Er sah die Unsicherheit in ihren kindlichen Gesichtern und streckte ihnen rasch die Hände entgegen und sagte lächelnd: »Ihr wißt, wer ich bin. Aber ich weiß nicht, wer ihr seid.«
    Sie kamen zögernd näher, gaben sich

Weitere Kostenlose Bücher