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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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merklich einen Stoß, und griffen nach seinen Händen, ließen sie aber rasch wieder los.
    »Ich bin Tau… Taurond«, erklärte der eine. »Das ist Duzella. Sie ist ein Mädchen.«
    »Dann seid ihr Geschwister?«
    »Wir sind Zwillinge. Zeigst du uns jetzt dein Auge?«
    Thonensen hob seine Lampe hoch, daß sie sein Gesicht gut sehen konnten.
    Er sah, daß sie sein linkes Auge fasziniert betrachteten.
    »Ihr könnt es sehen?« fragte er überrascht.
    »Ja«, erwiderten beide.
    »Ist es wirklich aus Stein?«
    »Ja, ganz und gar aus Stein. Es ist ein großer Zauber.«
    Thonensen schüttelte traurig den Kopf. »Ich wollte, ich könnte ihn unwirksam machen…«
    Das Mädchen griff nach seiner Hand, beruhigend. »Bist du nicht ein Zauberer?«
    »Ja, aber ein Magier ohne Kraft für diese Art von Magie.«
    »Der dir dieses Auge angehext hat, wird damit sehen, nicht wahr?« fragte der Junge.
    »Das ist es, was ich fürchte! Und mehr noch. Sicher habt ihr gehört, was der Priester sagte?«
    Sie nickten. »Wenn du es nicht entfernen kannst, warum versuchst du es dann nicht auch zu benutzen?« fragte das Mädchen altklug.
    Er schüttelte verwundert den Kopf. »Das ist ein weiser Rat, der weiseste, den ich je aus Kindermund gehört habe.«
    »Warum auch nicht, wir sind keine gewöhnlichen Kinder, weißt du? Wir sind auch Zauberer. Als wir vier Jahre alt waren und größer als die meisten Männer von Maghant, haben wir zu wachsen aufgehört…«
    »Durch einen Zauber?«
    Der Junge zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Wir haben es einfach beschlossen, und es ist geschehen… sonst wären wir heute vielleicht ein Dutzendmal größer, und alle hätten Furcht vor uns…«
    »Wie lange ist es her, daß ihr das beschlossen habt?«
    »Laß mich zählen… zwei Dutzend… nein, dreimal zehn Sommer, ist es her…«
    »Ihr seid dreißig Jahre lang Kinder geblieben?« Thonensen schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Er glaubt es nicht«, warf das Mädchen schmollend ein. »Keiner tut es…«
    »Nein«, unterbrach sie der Magier hastig. »Ich glaube jedes Wort. Ihr müßt Nachkommen der alten Titanen sein! Es ist für mich ein großes Wunder und eine große Ehre, daß wir einander begegnet sind, und ich hoffe, daß wir Freunde werden.«
    »Auch diese Frau wollte das, der Vater in vieler Weise verfallen war… Lydia. Aber ihr Herz war so schwarz wie die Kutten der Priester.«
    »Ist Dhagger, der Herr von Maghant, euer Vater?«
    »Ja, er ist unser Vater. Aber er ist in all den Jahren nicht froh darüber geworden, denn seine Frau Arliana, die unsere Mutter ist, ist dabei gestorben. Er war voll Liebe für sie. Aber wir glauben, daß er uns trotz allem lieb hat, auch wenn es ihm nicht immer leichtfällt. Du wohnst in Lydias Turm, nicht wahr?« fragte das Mädchen unvermittelt.
    »Ja, ich glaube, das sind ihre Gemächer. Da fand ich diesen Gürtel und den Eingang…«
    »Laß uns in Lydias Turm gehen. Sie hat es uns nie erlaubt, auch nicht, als wir ihr alle diese geheimen Gänge und Türen zeigten, die außer uns niemand kennt. Da hat sie viel Zeit zugebracht, die Priester zu belauschen, und auch Vater, wenn sie dachte, daß sie allein war. Laß uns mit dir in den Turm kommen, dann wissen wir, daß du unser Freund bist.«
    Thonensen nickte lächelnd. »Wenn es so einfach ist, eure Freundschaft zu gewinnen. Was wird euer Vater sagen?«
    »Er wird schimpfen. Sonst gibt es nicht viel, das er tun kann. Aber wir werden still sein, und keiner wird erfahren, daß wir hiergewesen sind. Komm, wir wollen uns beeilen, denn wir müssen in unseren Betten sein, wenn die Diener uns wecken kommen.«
    Sie nahmen ihn an den Händen und führten ihn sicher durch die Dunkelheit.
*
    Sie liefen auf Zehenspitzen durch die Gemächer, und es war ein seltsamer Anblick. Es lag eine kindliche Unbeholfenheit in manchen ihrer Bewegungen, die nicht zu der Größe passen wollte. Sie wirkten pummelig und unreif, und gleichzeitig weise und voll Klugheit. Dreißig Jahre lang konnte der Geist kein Kind bleiben.
    »Vater läßt uns diesen Teil der Burg niemals betreten. Gäste sollen nicht erfahren, daß es uns gibt, und selbst unter den Dienern gibt es viele, die niemals in unseren Teil der Burg dürfen. Nur wenige wissen von uns. Es ist langweilig. Nur selten nimmt Vater uns mit in die Heide… Dürfen wir dich wieder besuchen?« Sie gähnte, zufrieden und müde.
    »Wann immer ihr wollt. Die Tür ist immer offen…«
    »Ich glaube, ich kann dir die Zauberkraft geben, die du

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