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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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weiß um die Legenden der Tauren, die ein Geschlecht von riesenhaften Menschen sind und von alten, vergessenen Göttern abstammen. Aber es gibt dunklere Legenden, in denen die Finsternis ihr Ursprung ist. Und es gibt die Geschichten des Volksmunds, in denen die Tauren die einst himmelhohen Berge von Caer nach und nach abtrugen, um aus ihren Steinen ihre Städte und Tempel zu bauen. Gianton ist von ihrer Hand, und in manchen Gebieten des Hochlands heißt die Stadt in diesen Geschichten Tauron. Die Elvenbrücke ist ihr Werk… und stong-nil-lumen, auch wenn niemand mehr Geschichten darüber erzählt.«
    Er hielt erneut inne und fuhr nach einem Augenblick fort, als er sah, wie aufmerksam der Magier ihm zuhörte.
    »Diese Burg ist ein Grabmal. Es wurde für einen Tauren von hohem Rang errichtet, der Cescatro hieß. Viele Priester, und damit meine ich vor allem Priester unserer Götter, nicht der Dämonen, viele Magier und weise Männer sind hier gewesen und haben in den alten Mauern nach Zeichen und Schriften gesucht. Was sie fanden und wie sie es deuteten, ist dies: Dies ist der ewige Hort des Cescatro. Hier soll sein Geist für alle Zeiten wandeln. Es gab auch undeutbare Zeichen, solche, die wie Sonne und Sterne anmuten, andere, die an eine Landkarte erinnern, doch nicht von Caer oder irgendeinem anderen bekannten Land. Und diese weisen Männer waren weitgereist und hatten viele Landkarten gesehen. Ihr dürft sie gern sehen, wenn Ihr wollt…«
    Thonensen nickte. »Sonst habt Ihr nichts gefunden im Grab des Tauren?«
    »Wir fanden kein Grab… keine Kammer, keinen Toten… nichts.« Er zuckte hilflos die Schultern. »Wir haben nie aufgehört zu suchen, aber es gehört mehr als ein Leben dazu, diese riesigen Hallen nach verborgenen Türen und Eingängen zu durchforschen. Die meisten der Mauern sind so dick, daß sie eine Grabkammer sein könnten. Mein Vater und der Vater meines Vaters haben viel Zeit damit zugebracht, sie zu finden…«
    »Aber der Taure ist hier. Mit meinem steinernen Auge habe ich ihn gesehen!«
    Dhaggers Augen wurden weit.
    »Ihr habt ihn gesehen? Wo?«
    »Er stand aufrecht. Er war so gewaltig wie… ein Turm. Ich sah ihn nur einen Augenblick lang, denn Ihr müßt wissen, daß ich vollkommen verloren war… ich hatte keinen Boden unter den Füßen, keine Wände, an denen sich der Blick festhalten konnte… und keine Gewalt über mein Auge. So sah ich ihn nur kurz, und ich könnte Euch nicht sagen, wo.
    Nur, daß er aufrecht stand und daß er tot war… und daß dennoch etwas vom Leben um ihn war.« Er zuckte bedauernd die Schultern. »Eine alte Magie vielleicht…«
    »Aufrecht«, murmelte Dhagger immer wieder, aber er wußte, daß dieser Hinweis allein auch nicht viel half. »Erinnert Euch, in welche Richtung habt Ihr geblickt?«
    »Es gab keine Richtung mehr. Es traf mich völlig unvorbereitet. Kein Geist kann sich so rasch auf solch einen Wahnsinn einstellen und wirklich begreifen. Vielleicht hätte ich den Verstand verloren, wenn die Lorvaner nicht zur Stelle gewesen wären. Ich weiß nicht, wie die Priester es ertragen, denn ihr Geist muß Winkel haben, in denen ihr Dämon seine fremdartigen Gedanken denkt. Vielleicht gewöhnt man sich daran, wenn der Schock erst vorüber ist. Ich werde es erneut versuchen… in Eurem Beisein, denn ich bin so neugierig wie Ihr.«
    Er lächelte über die Erleichterung im Gesicht des Ritters. »Aber sagt mir eines«, fuhr er fort, »habt Ihr nie etwas von dieser alten Magie verspürt, oder vom Geist des toten Tauren? Hat in diesen Mauern nie etwas Fremdes Euch berührt?«
    »Ja, manchmal… es quält mich seit mehr als dreißig Jahren. Ich muß Frieden finden… für mich und…« Er brach ab, aber Thonensen wußte auch so, daß er die Zwillinge meinte.
    »Gebt mir ein wenig Zeit, zu Kräften zu kommen und mich zu wappnen. Ich werde morgen einen Versuch wagen…«
    »Morgen«, wiederholte Dhagger und verbarg seine Enttäuschung. »So gestattet mir, daß ich heute abend ein kleines Fest für Euch gebe, für Euch und Eure Gefährten.«
    »Gern, Ritter, aber laßt die Priester nicht aus den Augen, und laßt sie vor allem nicht in ihren Tempel. Mögen die Götter geben, daß Parthan uns noch ein wenig Zeit läßt. Der volle Mond ist bald. Das ist eine Zeit schwarzer Riten. Mag sein, daß er erst danach wieder Zeit für uns hat.«
*
    Es war ein Fest ganz nach dem Geschmack der Lorvaner. Die Jagd war erfolgreich gewesen an diesem Tag, so gab es frisches Fleisch, Milch,

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