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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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einer der wenigen freien Heerführer war? Die Priester bekämen deine abergläubischen Wildländer schnell in ihren Bann. Zuletzt würden sie für die Finsternis reiten…«
    Nottr schüttelte entschieden den Kopf.
    »Sind wir beide nicht der beste Beweis?« fuhr Thonensen nachsichtig fort. »Aber selbst wenn sie wahrhaftig nicht in den Bann der Priester gerieten, sie würden gegen die unbesiegbaren Heerscharen der Gianten verbluten. Nein, sie kämpfen dort, wo sie sind, den ehrlichsten Kampf. Und wenn sie auch nicht wirklich für uns kämpfen, so binden sie doch genug Kräfte, die sonst für andere Eroberungen der Priester frei wären. Und mögen deine grimmigen Götter geben, daß ihnen ein Weg zurück in die Wildländer bleibt.«
    »Ich habe eine große Schuld auf mich geladen, als ich sie verließ«, sagte Nottr düster.
    »Du hattest keine Wahl, mein Freund. Keiner von uns hatte eine Wahl in dieser Sache… nicht einmal Dilvoog, wie du weißt, und er war für diesen Kampf am besten gerüstet.«
    »Ja«, stimmte Nottr nach längerem Schweigen zu. Dann hieb er dem Magier auf die Schulter, daß dieser fast in die Knie gegangen wäre.
    »Sachte, Barbar«, stöhnte Thonensen. »Du hast einen alten Mann vor dir…«
    Nottr grinste. »Du hast sicher in allem recht, Alter. Es gibt keinen Grund zu hadern. Für einen Wildländer ist das Leben ein Abenteuer. Und ein Abenteuer wie meines ist nicht jedem vergönnt. Man muß die Siege feiern und die Niederlagen vergessen.«
    Lella wachte durch das Geräusch leiser Schritte auf. Sie wollte nach ihrer Waffe greifen, ließ sich aber wieder zurücksinken, als sie sah, daß es Merryone war. Dann kam es ihr, daß Merryone in den Turm gelangt war, obwohl die Tür nicht geöffnet worden war, und sie fuhr erneut alarmiert hoch. Denn jeder mochte solcherart eindringen.
    Aber gleich darauf kamen Nottr und der Magier an der Seite des Mädchens herab. Thonensen schärfte ihr ein, niemanden einzulassen, bis sie wieder zurückkamen. Dann verschwanden sie durch eine Bodenluke.
    Lella schüttelte verwundert den Kopf, dann legte sie sich wieder schlafen. Sie war nicht neugierig. Nottr würde ihr alles erzählen.
    Nottr und der Magier folgten der leichtfüßigen Merryone durch die nachtdunklen Korridore und Hallen in einen ganz anderen Teil der Burg. Mit drei Lampen sahen sie genug und kamen rasch voran.
    »Die Kinder haben beschlossen, Euch in ihre Gemächer einzuladen, auch wenn ihr Vater das nie erlauben würde«, hatte Merryone erklärt.
    »Ich möchte einen Freund mitbringen«, hatte Thonensen gesagt und auf Nottr gedeutet.
    »Ich werde für ihn bitten. Ich bin sicher, er ist willkommen.«
    Der Raum, in den sie schließlich gelangten, war so wohnlich, wie Lady Lydias Gemächer. Er war von menschlichen Ausmaßen, möglicherweise auch ein späterer Anbau der Caer. Die Decke bestand aus dicken Holzbalken. Dichte Vorhänge verbargen Wände und Fenster. Dicke Teppiche bedeckten den Boden und machten den großflächigen Raum behaglich.
    Eine Ecke erstrahlte im Licht einer Handvoll Lampen. Truhen standen da, ein Tisch und Bänke. Thonensen fiel fast über einen großen Ball, der seine Kugelform allerdings schon ziemlich eingebüßt hatte. Ein großes hölzernes Pferd stand an der Wand, noch halb vom Lichtschein erfaßt. Ein wahrer Berg von faustgroßen Steinen – Würfel, Quader und Säulenstücke, alle fein bearbeitet – erhob sich auf der anderen Seite. Ein burgähnliches Gebilde war halb errichtet.
    Taurond und Duzella kamen ihnen entgegengelaufen und begrüßten Thonensen freudig und berührten seine Hände. Zu Nottr waren sie freundlich, aber sie kamen ihm nicht zu nahe. Merryone zogen sie mit sich in die helle Ecke, wo sich alle bequem auf Kissen und Fellen niederlassen konnten.
    »Das ist unser Spielzimmer«, erklärte Taurond. »Aber wir sind selten hier… nur wenn es regnet. Meist sind wir unten am See und beobachten das Leben. Früher durften wir auch manchmal reiten, aber wir sind zu groß und zu schwer geworden, und als Vater ein gutes Roß durch uns verlor, verbot er es uns. Auch mit Waffen lernte ich umgehen. Jeder Junge hier kann Schwert und Schild führen und Lanzenstechen. Aber jeder, selbst der Ausbilder, fürchtete meine Kraft und meine langen Arme, und sie sagten Vater, daß sie nicht länger mit uns zu tun haben wollten, weil das gefährlicher als der Krieg sei. Vater war fürchterlich zornig, aber er konnte sie nicht umstimmen. Danach waren wir viel allein. Wir waren nahe

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