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Das Grab des Tauren

Das Grab des Tauren

Titel: Das Grab des Tauren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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denn die O’Maghants besaßen Schafe auf den umliegenden Hügeln, dunkle Beeren, Vogeleier und den Haustrank, dem die Lorvaner schon am Vorabend zugesprochen hatten.
    Ein Lautenspieler sang melancholische Lieder über die geliebten Hügel von Caer, begleitet von einem Pfeifer, einem Trommler und einer Tänzerin, die ebenso melancholisch die Hüften schaukelte.
    Viele Frauen und Mädchen waren anwesend. Ein erfreulicher Anblick für Thonensen war dabei vor allem Merryone, die mit drei älteren Frauen neben dem Ritter an der Tafel saß. Ihr Gesicht war noch immer blaß, aber sie erwiderte sein Nicken mit einem Lächeln, und ihre Wangen röteten sich ein wenig.
    Die Lorvaner beobachteten die Frauen hungrig, denn sie hatten solche Freuden lange entbehrt, mit Ausnahme Nottrs, der mit Lella lag. Manchem Barbaren mochte an diesem Abend der Gedanke verlockend erscheinen, eine der kleinen Caer-Ansiedlungen im Umland von Maghant zu plündern, um sich wieder einmal auszutoben. Bei Imrirr und Tasman, sie waren drauf und dran, ihre alte Lebensweise zu verlernen! Lella beobachtete die seltsamen Kleider der edlen Damen und der Mägde amüsiert. Sie fragte sich, wie es wohl wäre, in solch langen Röcken eine Klinge zu schwingen.
    Und die Blicke der Caer beschäftigten sich ausführlich mit den Barbaren, vor allem mit dem Fell, das ihnen überall zu wachsen schien, wo die Kleidung sie nicht bedeckte, und manch einer hing dem aufregenden Gedanken nach, wie die fellbewachsenen Brüste dieser jungen Kriegerin aussehen mochten, denn die jungen Caer waren feurige und phantasievolle Liebhaber.
    Einige junge Paare zeigten die traditionellen Tänze der Hochländer, und es war schon erstaunlich, daß sich die melancholischen Musiker zu einem feurigen Hochland-Fling aufraffen konnten.
    Merryone kam zu Thonensen und saß an seiner Seite. Sie war voller Dankbarkeit und kleidete sie in höfliche Worte, die jeder hören konnte. Jeder in der Halle wußte von Merryones Rettung durch den Magier, und so war jedermann voller Sympathie für ihn und seine Gefährten, und wohl auch, weil es lange her war, daß willkommener Besuch auf den Laern kam. Besuch, das hatte in den letzten Monden bedeutet: Mißtrauen, Feindschaft, Furcht.
    Nach einer Weile wisperte das Mädchen: »Erwartet uns um Mitternacht. Sehr dankbare Freunde werden Euch besuchen.«
    Als es an der Zeit war, dankte Thonensen den Gastgebern und verglich das Fest mit jenen, die er an ugalienischen Höfen erlebt hatte. Dann winkte er Nottr und zog sich zurück. Dhagger kam ihm nach und versicherte, daß überall Wachen standen. Er berichtete auch, daß die Priester ihn zu sprechen wünschten.
    So ließ er sich von einem der Wachtposten zu den Räumen der Priester führen, ignorierte sie aber allesamt und nahm nur Kingaer zur Seite.
    »Keine Beschwörungen, bevor Parthan selbst es befiehlt. Dieses Haus birgt Rätsel, die gelöst werden müssen, bevor der Mächtige einziehen kann. Ich bin das Auge seiner Hohen Würdigkeit. Nichts wird ihm entgehen… auch nicht dein Eifer…« Er sah mit Genugtuung, wie der Priester zusammenzuckte, als er die Worte richtig verstand. »Bis alles geschehen ist, brauche ich das Vertrauen des Ritters Dhagger. Du wirst gehorchen, oder Quatoruums Kuß wird dich verdorren lassen, wie er es mit der Lady von Ambor vor meinen Augen tat. Und du wirst auch dem Barbarenführer gehorchen, denn er ist das Schwert seiner Hohen Würdigkeit…!«
    Nottr und seine Lorvaner warteten bereits vor Thonensens Gemächern. Thonensen nahm Nottr zu sich. Arel und Baragg übernahmen die erste Wache. Keir und Lella und Calutt bereiteten ihr Lager am Eingang des Turmes. Wer immer an Arel und Baragg vorbeigelangte, würde im Dunkeln über die Schläfer fallen.
    »Wir kriegen Besuch«, erklärte Thonensen, »um Mitternacht.«
    »Sind diese Tauren wie die Eisriesen in den Wildländern?« fragte Nottr interessiert.
    Aber Thonensen hatte noch nie einen Eisriesen aus den Wildländern gesehen. Und Nottr gestand zudem ein, daß er auch noch nie einen gesehen hatte.
    Seine einzige Erinnerung war, daß der Tote gewaltig gewesen war – fünfzehn Manneslängen vielleicht sogar.
    »Ich wollte, ich hätte meine Horde hier«, sagte Nottr unvermittelt.
    »Sie hätte in diesem Hochland nicht genug zu essen.«
    »Aber sie würden stong-nil-lumen zerstören wie…«
    »Es gehört mehr als Kraft und Wildheit dazu, stong-nil-lumen zu zerstören, mein Freund. Hast du vergessen, was Maer O’Braenn sagte? Daß er

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