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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ging ans Fenster.
    »Wie bitte? . . . Und das ist kein Zufall? . . . Oder ein Messfehler? . . . Das klingt ja wahnsinnig interessant . . . Wirklich so große Unterschiede? . . . Ja, ja, ich verstehe. Natürlich. Tschüss.«
    Sie schaltete ihr Handy aus und blieb einen Moment schweigend stehen.
    »Du musst zurück«, stellte Karl fest.
    »Ja. Morgen in aller Frühe.«
    Karl zog sich sein Kissen über den Kopf. Er hatte sich darauf gefreut, mit Mama Schlittschuh laufen zu gehen. Er wollte abends mit ihr auf dem Sofa sitzen, fernsehen und Fleischwurst mit Makkaroni essen. Er hatte sich sogar darauf gefreut, mit Mama zu streiten. Nun, jetzt hatte er ja wenigstens einen Grund, wütend zu werden.
    »Heißt das, dass du an Silvester auch nicht da sein wirst?«, murmelte er in sein Kissen.
    Mama seufzte.
    »Ach, mein Schatz, du . . . ich muss. Sie haben wirklich aufregende Zahlen gemessen, die ich so schnell wie möglich analysieren muss. Was auch immer dort draußen vorgeht, es ist von großer Bedeutung. Und deshalb muss ich dabei sein. Das ist mein Job, Karl. Das musst du verstehen.«
    Widerwillighob Karl sein Kissen ein kleines Stück an.
    »Tschüss«, murmelte er.
    Mama setzte sich neben ihn auf die Bettkante.
    »Ach, Mensch   … Es tut mir so leid   …«
    Sie nahm ihn ganz fest in den Arm.

Kapitel 9

    Mama fuhr früh am ersten Weihnachtstag. Karl war noch immer traurig. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihn alleine ließ, weil die Arbeit rief, und immerzu sollte er dafür Verständnis haben.
    Am liebsten wollte er jetzt zu Sara. Sie war schließlich seine Freundin. Egal was gestern mit ihr los gewesen war, sie würde verstehen, dass es ihn wütend und traurig machte, wenn seine Mutter unbedingt auf einem Schiff leben musste, statt bei ihm zu bleiben. Und vielleicht konnte Sara ihm auch das geheimnisvolle Gespräch zwischen Doktor Ekwall und Sonja Svärd erklären. Immerhin hatten die beiden über sie gesprochen.
    Karl ging ins Bürgerhaus. Drinnen war alles still und kein Mensch weit und breit zu sehen.
    »Hallo?«
    Merkwürdig. Sie hatten doch heute Proben.
    Karl trat in den Saal, in dem schon reihenweise Stühle mit zerschlissenem Samtbezug bereitstanden. Auf der Bühne war eine Kulisse aufgebaut, die einen herbstlich düsteren Wald darstellte. Unheimliche Malereien, die deutlich machten, dass dieser Wald alles andere als einladend war. Die Kulissen sahen alt aus, vermutlich waren sie schon zu Großvaters Zeiten benutzt worden.
    »Was machst du hier?«, flüsterte eine Stimme von der Bühne herunter.
    Karl entdeckte Sara. Unbemerkt war sie mitten ins Scheinwerferlicht getreten und schaute angespannt zu ihm hinunter. Sie sah ängstlich aus. Aber noch ehe er antworten konnte, legte sie einen Finger auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Sei still. Sie können uns hören.«
    Vorsichtig machte Karl ein paar Schritte auf die Bühne zu. Was war los mit Sara? Wovor hatte sie solche Angst?
    »Sie sind überall. Sie kommen näher.«
    Unruhig schaute sie sich auf der Bühne um, aber Karl konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. War Sara jetzt total übergeschnappt?
    »Aber was   …«, setzte Karl an.
    »Pssst! Hörst du nicht?«
    Sie zeigte auf einen Punkt über seinem Kopf und jetzt sah Karl, dass Blut über ihre Hände lief. Er schnappte nach Luft und stürzte zur Bühne. Was war passiert? Was hatten sie mit ihr gemacht?
    »Bravo!«
    »Hervorragend, Sara!«
    Die Rufe aus den Kulissen ließen Karl innehalten. Vereinzelter Applaus wurde im Pappwald laut. Menschen traten auf die Bühne, gratulierten Sara und halfen ihr dabei, das Theaterblut von den Händen zu waschen.
    Nein, das durfte nicht wahr sein! Wie peinlich. Er hatte tatsächlich eine Schauspielszene für echt gehalten . . .
    Vorsichtig winkte Karl Sara zu, aber sie schien ihn gar nicht zu bemerken.
    »Wir proben jetzt noch die Szene mit Lilly und ihren kleinen Geschwistern«, rief Sonja Svärd.
    Weder sie noch Sara schienen Notiz von Karl zu nehmen. Gerade so, als wäre er gar nicht da.
    Mehrere jüngere Kinder in altmodischen Kleidern kletterten auf die Bühne und versammelten sich um Sara. Irgendetwas an ihr kam Karl immer noch seltsam vor. Sie bewegte sich anders als sonst. Sie wirkte . . . älter. Lag es an ihrem Kostüm? Oder an ihren Haaren? Die waren so dunkel, fast schwarz. Hatte sie sie gefärbt?
     
    Es war schon dämmrig, als Karl das Bürgerhaus verließ, um draußen zu warten. Erst kam ein ganzer Schwung Kinder

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