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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verliebt gewesen waren und wie sehr Karls Großmutter für das Theater geschwärmt und davon geträumt hatte, Schauspielerin zu werden. Aber dann veränderte sie sich. Sie fing an, sich merkwürdig zu verhalten. Je weiter sie in den Proben vorankamen, desto seltsamer wurde sie. Sie trug auch außerhalb des Theaters ihr Kostüm, ja, sie schien völlig in ihrer Rolle aufzugehen. Schließlich hatte Großvater sie gezwungen, sich zwischen ihm und dem Theater zu entscheiden.
    »Deine Großmutter hat lange gebraucht, bis sie ihm verzeihen konnte, dass er sie die Lilly nicht spielen ließ. Am Ende hat Engla Forin die Rolle übernommen.«
    Karl erstarrte. Engla?
Sie
hatte damals die Rolle gespielt?
    »Aber . . . ich dachte, Engla wurde krank und sie mussten die ganze Aufführung absagen?«
    Ursula schwieg. Sie blickte über die Fähre und dann zu Boden.
    »Ja, so wird es gerne erzählt«, sagte sie schließlich, »Engla wurde krank. Das ist natürlich so gesehen auch nicht verkehrt . . . nur ist es eben nicht die ganze Wahrheit . . .«
    Sie machte eine dramatische Pause.
    »Das ganze Unglück fing überhaupt erst richtig an, als Engla die Rolle der Lilly übernahm.«
    Betrübt schüttelte sie den Kopf.
    »Wieso? Was ist mit Engla passiert?«
    Ursula sah Karl nachdenklich und ernst an.
    »Sie ist verrückt geworden. Total durchgeknallt. Kaum dass sie die Rolle bekommen hatte, fing auch Engla an, sich komisch zu benehmen. Nachts verschwand sie einfach. Niemand hatte eine Ahnung, wohin. Eines Nachts folgte ihr jemand heimlich ins Moor und fand sie schließlich mit einer Blume in der Hand vor einem der Gräber auf dem Cholerafriedhof. Sie war vollkommen durcheinander, das arme Mädchen. Sie wusste nicht mehr, wer sie war.«
    Danach hatte man Engla in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, was auf dem Cholerafriedhof geschehen oder wie sie dorthin gekommen war. Als sie endlich nach Hause entlassen wurde, hieß es, sie wäre wieder gesund.
    »Aber alle, die sie kennen, wissen, dass sie nie mehr ganz die Alte geworden ist. Und dein Großvater machte sich schreckliche Vorwürfe, dass er sie nicht auch aufgehalten hatte. Vermutlich hat er deshalb immer noch ein schlechtes Gewissen.«
    Langsam dämmerte Karl, warum seinem Großvater so viel daran gelegen hatte, Engla zu besuchen . . . und er war dankbarer denn je, dass Sara die Rolle der Lilly abgegeben hatte.
    »Jetzt weißt du, warum das Stück traurige Erinnerungen bei deinem Großvater wachruft«, schloss Ursula ihren Bericht.
    Sie waren vor Hundarö angekommen. Den Kopf voll verwirrender Gedanken, verließ Karl die Fähre, ohne darüber nachzudenken, was er gerade tat. Die Puzzlestücke fügten sich langsam zu einem Bild zusammen.
    Großvaters Sorge um Engla. Sein Zorn darüber, dass Karl auf dem Cholerafriedhof gewesen war. Seine Bitte an Karl, ein Auge auf Sara zu haben.
    Erst als Ursula ihn rief, weil die Fähre jeden Moment auslaufen sollte, merkte er, dass er noch immer am Fähranleger stand und um ein Haar auf Hundarö geblieben wäre.

Kapitel 17

    »Karl! Wach auf!«
    Energisch drang Großvaters Stimme unter die warme, flauschige Daunendecke. Karl öffnete die Augen und blinzelte zum Wecker. Halb acht. Was für verquere Weihnachtsferien. Offenbar würde er überhaupt nicht zum Ausschlafen kommen.
    »Du hast Besuch.«
    Draußen vor dem Fenster war es noch immer dunkel, trotzdem konnte Karl erkennen, dass über Nacht neuer Schnee gefallen war. Dass Großvater bereits wach war, war nicht weiter ungewöhnlich. Er stand schließlich immer vor sieben auf. Aber wer wollte um diese Tageszeit zu Karl?
    »Komm ja schon«, murmelte er verschlafen.
    Unten in der Diele stand Sara. Sie hatte ihren Mantel anbehalten und schien ziemlich dick eingemummelt zu sein. Karl schloss messerscharf, dass es wohl noch kälter geworden war. Sara unterhielt sich lächelnd mit Großvater, aber obwohl er noch nicht ganz wach war, merkte Karl sofort, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Sie sah ängstlich und blass aus, auch wenn sie ihr Bestes gab, es sich nicht anmerken zu lassen. Ihre Augen waren fast schwarz.
    Großvater entschuldigte sich und ging in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Für einen Augenblick wurde es still.
    »Was ist los, Sara?«, flüsterte Karl schließlich. »Ist was passiert?«
    »Du   …«
    Sara schaute unruhig zur Küche, wo Großvater inzwischen leise summend mit den Tassen herumhantierte.
    »Können wir nach oben

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