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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ihnen erlaubt hatte. Bis eben. Jetzt wurde es ihnen wirklich mulmig.
    »Oh, verdammt«, sagte Sebastian wieder und sah dabei leichenblass aus.
    Plötzlich nahm Karl eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Ein dunkler Schatten jagte lautlos über den weißen Schnee, er wurde größer, raste vorwärts, ohne den Boden zu berühren, zwischen den Grabsteinen hindurch und kam immer näher und näher . . .
    In letzter Sekunde wich die Eule aus und erhob sich wieder zu den Baumkronen. Aber Sebastian hatte trotzdem genug.
    »Oh, verdammt!«, keuchte er und rannte los.
    Oskar war noch schneller. Ehe Karl überhaupt kapieren konnte, was los war, waren Sebastian und Oskar schon verschwunden. Sie rannten zurück in Richtung Stadt, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Sjölunds Hund, der am Zaun angebunden war, bellte verwirrt hinter ihnen her.
    Die Eule landete in einer Kiefer. Karl sah ihre gelben Augen im Mondlicht glimmen und wurde plötzlich furchtbar wütend. Er hatte all diese Geheimnisse und Spukgeschichten so satt. Ganz dicht trat er an den Stamm des Baumes heran, auf dem die Eule saß.
    »Was willst du überhaupt von mir?«, fauchte er zornig. »Was?!«
    Er fröstelte nicht mehr. Das Adrenalin hatte seinen Kreislauf in Schwung gebracht. Aber dann drang ein leises Knirschen vom eisernen Tor herüber.

Kapitel 14

    Karl erstarrte. Außer ihm war noch jemand auf dem Friedhof! Warum hatte der Hund nicht gebellt?
    Blitzschnell sah er sich um. Wo konnte er sich bloß verstecken? Seine Beine schienen schneller zu reagieren als sein Kopf, und ehe er wusste, wie ihm geschah, stand er hinter einem der Grabsteine.
    Er duckte sich nach unten, den Rücken an den kalten Stein gepresst. Seine Ohren rauschten vor Panik und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Ganz ruhig«, murmelte er zu sich selbst. »Ganz ruhig . . .«
    Vorsichtig beugte er sich zur Seite und spähte zwischen den Grabsteinen hindurch. Lautlos bewegte sich jemand über den Friedhof, geradewegs auf Kapitän Schwarzholz' Grab zu. Karls Nackenhaare stellten sich auf. Alles war genau wie in der Spukgeschichte.
    Die Gestalt trug ein halblanges schwarzes Cape, das Gesicht unter einer Kapuze verborgen.
    Atemlos beobachtete er, wie sie an Kapitän Schwarzholz' Grab trat und langsam vor dem Stein auf die Knie sank. Aus dem dunklen Umhang zog sie eine weiße Lilie hervor und ließ die welke schwarze Blume in derselben Tasche verschwinden.
    Karl lehnte sich noch ein Stück zur Seite, um besser sehen zu können.
    Die Gestalt war wieder aufgestanden und betrachtete nun den Stein. Ihr Gesicht war noch immer nur ein Schatten. Karl beugte sich noch weiter vor, doch dabei rutschte er plötzlich im Schneematsch aus und stürzte. Das Geräusch ließ das geheimnisvolle Geschöpf zusammenzucken. Die Kapuze glitt ihr auf die Schultern und was Karl sah, verschlug ihm den Atem.
    »Sara?«
    Sie starrte ihn an. Dann drehte sie sich um und lief eilig davon. Karl wollte ihr nachrennen, aber als er gerade durch das Tor gelaufen war, schlug der Hund an. Zögernd blieb er stehen.
    »Karl?«, hörte er Oskars Stimme. »Bist du okay?«
    Unsicher tauchten seine Freunde vor dem Friedhof auf. Sie waren sofort umgekehrt, als sie bemerkt hatten, dass Karl nicht mehr bei ihnen war.
    »Wir konnten dich ja schlecht hier oben alleinlassen«, sagte Sebastian.
    »Nein, nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn dieses Gespenst aufgetaucht wäre«, sagte Oskar mit einem nervösen Lachen.
    »Was war denn los?«, fragte Sebastian.
    Karl zuckte die Schultern.
    »Nichts. Es war nur eine Eule.«
    Das, was er eben gesehen hatte, konnte er Sebastian und Oskar unmöglich erzählen. Erst musste er herausfinden, was es zu bedeuten hatte und wie es mit all den anderen Ereignissen zusammenhing.
    »Ich glaube, ich will jetzt nach Hause«, sagte Karl. »Wir können ja irgendwann anders Schlitten fahren.«
    »Shit«, fluchte Sebastian und sah auf die Uhr. »Die letzte Fähre haben wir sowieso verpasst. Obwohl – unsere Schlitten waren pünktlich . . .«
    Karl musste lachen. Sebastian hatte in der Tat recht: Ihre Schlitten standen noch immer auf Ursulas Fähre.
    Die drei trennten sich vor Oskars Haus. Karl wartete, bis Sebastian außer Sicht war, dann machte er sich auf den Weg zu Schrott-Jansson. Er musste ganz einfach wissen, ob Sara nach Hause gegangen war. Irgendetwas war mit ihr passiert, seit sie in diesem Stück mitspielte. Was hatte sie auf dem Cholerafriedhof gemacht? Warum pflegte

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