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Das Grab im Moor

Das Grab im Moor

Titel: Das Grab im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er sich alles nur einbildete oder dass er verrückt sei. Sie saß nur stumm da und lauschte. Er erzählte von dem Besuch bei Engla, von der Spukgeschichte, die er bei Ursula gehört hatte, und auch von Großmutters Stimme auf dem Tonband.
    »Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Stück. Und Doktor Ekwall beobachtet dich.«
    Schließlich nickte Sara.
    »Deshalb war er also bei unseren Proben. Ich fand es die ganze Zeit schon merkwürdig, dass Doktor Ekwall sich neuerdings so fürs Theater interessiert.«
    »Außerdem arbeitet er mit Sonja Svärd zusammen«, sagte Karl. »Ich habe an Weihnachten mitbekommen, wie sie sich über dich unterhalten haben. Dass du perfekt geeignet wärst für ihre Pläne. Sonja schien Sorge zu haben, dass es schiefgehen könnte.«
    Karl blickte bekümmert zu Boden.
    »Ich habe versucht, es dir zu erzählen, aber du warst so abweisend. Und dann ist Ekwall dir zu der alten Eiche gefolgt. Er glaubt, dass du ihn irgendwohin führen wirst.«
    »Aber wohin denn? Ich weiß ja nicht einmal . . .«
    Sie seufzte resigniert und ließ sich neben ihn aufs Bett sinken.
    »Tja«, sagte sie. »Und was machen wir jetzt?«
    »Du darfst nicht mehr mitspielen. Gib das Kostüm zurück und geh nicht mehr dorthin. Das Stück ist gefährlich.«
    Sara öffnete den Mund, als wollte sie protestieren, aber dann nickte sie. Tränen standen ihr in den Augen.
    »Ich weiß«, schluchzte sie. »Aber es ist das Tollste, was ich je gemacht habe. Und ich bin richtiggut.«
    Karl wusste nicht, was er sagen sollte. Er legte ihr einen Arm um die Schulter und ließ sie einfach weinen.

Kapitel 16

    Karl bot Sara an, sie ins Theater zu begleiten, um die Texte und ihr Kostüm abzugeben. Aber obwohl sie blass vor Aufregung war, hatte Sara sich dagegen entschieden – das hier musste sie alleine erledigen. Also ging Karl zur Fähre, um seinen Schlitten abzuholen.
    Vom Meer wehte ein kräftiger Wind herüber. Ursula war so dick eingepackt, dass sie aussah wie ein Michelin-Männchen.
    »Hast du den Hund gestern noch gefunden?«, fragte sie.
    Karl nickte, aber Ursula schüttelte trotzdem sorgenvoll den Kopf.
    »Verheerend ist das, jawohl, verheerend. Irgendetwas geht hier gründlich in die Binsen. Denk an meine Worte.«
    Sie reichte ihm den Schlitten und ging mit ihm nach unten aufs Deck. Bald war es Zeit für eine neue Runde nach Hundarö.
    »Also, mach's gut, Karl. Und richte deinem Großvater schöne Grüße aus, ich habe die Hummer für Silvester bestellt.«
    Überrascht sah Karl sie an.
    »Was für Hummer?«
    »Na, zum Abendessen. Dein Großvater hat doch versprochen, uns zum Silvesterdinner einzuladen.«
    Karl fiel aus allen Wolken. Was für ein Silvesterdinner? Die ganze Stadt wurde doch im Theater erwartet.
    »Aber . . . wieso denn? Wollt ihr nicht ins Bürgerhaus kommen?«
    Ursula legte den Kopf schief und verzog gequält das Gesicht.
    »Ich nehme an, dieses Theaterstück ruft einfach zu schmerzliche Erinnerungen bei deinem Großvater wach. Das verstehst du doch? Wegen dieser Sache mit deiner Großmutter und so . . .«
    Nein. Karl verstand das alles überhaupt kein bisschen. Natürlich war ihm inzwischen auch klar geworden, dass damals irgendetwas vorgefallen sein musste, als seine Großeltern in diesem Stück mitgespielt hatten, aber er hatte keine Ahnung, was!
    »Was für schmerzliche Erinnerungen?«, fragte er. »Wovon sprichst du? Was ist denn damals mit meiner Großmutter passiert?«
    Ursula wirkte mit einem Mal, als wäre ihr nicht ganz wohl bei der Sache. Sie fing an, die Autos auf die Fähre zu winken.
    »Äh   … Ich dachte, du wüsstest   …«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich will hier keine alten Geschichten aufwärmen. Es ist nicht so wichtig. Vergiss einfach, was ich gesagt habe . . .«
    »Bitte . . .« Flehend sah Karl Ursula an. »Mir ist klar, dass irgendetwas mit diesem Stück und meinen Großeltern nicht stimmt, aber niemand erzählt es mir. Das ist nicht fair.«
    Ursula seufzte. Die drei Autos, die mitfahren wollten, waren längst aufgefahren. Sie schloss die Schranken wieder und ging langsam zurück zum Steuerhaus. Sie gab Karl ein Zeichen mitzukommen.
     
    »Als deine Großeltern noch jung waren, gehörten sie zu der Theatertruppe, die dieses verdammte Stück aufführen sollte.
Ein Haus am Meer
 . . . Deine Großmutter sollte die Hauptrolle spielen.«
    Ursulas Gesicht rötete sich vor Aufregung, als sie anfing zu erzählen. Sie schilderte, wie Großmutter und Großvater frisch

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