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Das Grab in der Hölle

Das Grab in der Hölle

Titel: Das Grab in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von der Unterfläche ab. Und mir schien es, als würden die Gesichter leben, als wollten mir die Lippen etwas mitteilen. Eins hatten sie auf jeden Fall gemeinsam, so unterschiedlich sie auch waren.
    Ihre Augen besaßen einen wissenden, aber auch leidenden Ausdruck.
    Einen Ausdruck des Schmerzes, als würden sie trauern.
    Aber um wen? Um mich?
    Mein Gott, wenn ich darüber nachdachte, dann wurde es mir schon komisch. Hier in dieser fremden, absolut gefährlichen und oft tödlichen Dimension erlebte ich diesen Gruß aus einer fernen, mir lieb gewordenen Welt.
    Die Gesichter der Freunde blieben stumm. Niemand sagte etwas, nichts bewegte mich - sie schauten mich nur an. Und das war das Schlimme.
    Nein, ich konnte einfach nicht mehr hinschauen, es fiel mir immer schwerer, ihre Blicke zu ertragen. Zu leidend, zu traurig waren sie, und dann geschah etwas, das mich bald durchdrehen ließ.
    Die Gesichter reagierten doch. Das heißt, die Augen.
    Deutlich erkannte ich, wie sie sich mit einer wasserhellen Flüssigkeit füllten, die hin und herzitterte, obwohl sich die Pupillen nicht bewegten..
    Vom langen Starren tat mir der Nacken schon weh, aber ich senkte meinen Kopf nicht. Mir kam es vor, als würde ich unter einem inneren Zwang stehen als wären meine Blicke mit den an der Decke erschienenen Gesichtern durch ein unsichtbares Band verbunden.
    Das Wasser füllte sich soweit auf, bis es vollkommen die Augen bedeckte.
    Dann veränderte es seine Farbe! Zuerst sah ich nur den rosa Schimmer, ein feiner Hauch in der klaren Flüssigkeit, doch bald verstärkte er sich und wurde zu einem kräftigen Rot.
    Dies geschah bei allen Augen gleichzeitig. Die Intensität der Farbe unterschied sich nicht im geringsten, und das Rot wurde noch kräftiger, füllte sich von innen auf, bis es fast dunkel war. Dunkel - wie Blut!
    Der Gedanke kam mir urplötzlich, und ich merkte, dass er gar nicht so falsch gewesen war.
    Den Beweis bekam ich Sekunden später. Die Augen meiner Freunde - bis zum Rand aufgefüllt - begannen zu tränen.
    Als dicke Tropfen rann es aus ihnen heraus und dem Boden entgegen, wo die blutigen Tränen aufklatschten und mit einem zischenden Geräusch verdampften.
    Es war kaum zu fassen, noch weniger zu begreifen, aber es stimmte. Die Augen meiner Freunde weinten blutige Tränen! Um wen? Vielleicht um mich?
    So musste es sein. Ich konnte es einfach nicht aus der Welt schaffen.
    Meine Freunde weinten. Träne für Träne fiel aus den Augen. Die dicken Tropfen klatschten zu Boden, zischten und verdampften.
    Ich stand da und staunte. Staunte, fieberte innerlich und wurde von einer beklemmenden Furcht gepackt.
    Was hatte das zu bedeuten? Wollte mir Asmodina damit klarmachen, dass ich für sie und meine Freunde schon so gut wie gestorben war?
    Wenn ja, dann war ihr das wirklich gut gelungen. Sie hatte mir einen echten Schock versetzt.
    Ich ging einen Schritt vor, näherte mich den von der Decke herabfallenden Tränen - und da geschah es. Plötzlich verlor ich den Boden unter meinen Füßen.
    Ich war auf eine Falltür getreten!
    Dieses Wissen schoss mir in einer nicht mehr zu messenden Zeitspanne durch den Kopf. Doch instinktiv reagierte ich genau richtig. Schon in der Luft schwebend warf ich meinen Oberkörper vor, streckte die Arme aus und versuchte, mit beiden Händen die Kante der Falltür zu umfassen.
    Es gereichte mir zum Vorteil, dass die quadratische Öffnung nicht sehr groß war. Ich hatte Glück und schlug meine Finger in den Rand der Falltür.
    Ein Ruck.
    Mein eigenes Gewicht wollte mich in die Tiefe reißen. Ich spürte den Schmerz in den Armen, gab aber nicht auf und hielt eisern fest. Ich pendelte aus.
    Langsam beruhigten sich meine aufgepeitschten Nerven. Die erste schlimme Hürde war genommen. Aber ich hing über dem Abgrund, und der gesamte Halt konzentrierte sich nur auf die Finger.
    Noch war mein Blick zur Decke gerichtet, und dort sah ich weiterhin die Gesichter meiner Freunde. Nur quollen keine Tränen mehr aus ihren Augen. Nur die Farbe blieb, und sie entstellte die Gesichter.
    Schließlich senkte ich meinen Kopf und schielte an mir vorbei in die Tiefe. Ich wollte sehen, wie weit ich unter Umständen noch fallen konnte, wenn meine Hände abrutschten.
    Obwohl ich nicht viel erkennen konnte - der Blickwinkel war einfach zu schmal -, sah ich doch die schleimigen, grausamen Wesen, die geduckt auf dem Boden hockten. Leichengeruch traf meine Nase.
    Da unten hockten Ghouls!
    Sie allein waren schon schlimm genug. Noch

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