Das Grab in der Hölle
tiefer rutschen, löste ein Bein und stellte den Fuß zu Boden.
Widerstand. Ich spürte Widerstand. Wer sagte es denn? Auch der Sumpf war verschwunden, der Untergrund hatte wieder seine alte Festigkeit angenommen.
Ich ließ die Stange los und sprang zu Boden. Gleichzeitig zuckte ich zusammen und schaute nach oben, denn ich rechnete damit, von weiteren gefährlichen Lanzen attackiert zu werden, was zum Glück nicht geschah. Man ließ mich in Ruhe.
Langsam kühlte auch meine Haut ab. Der Schweiß auf meinem Körper wurde zu einer kalten Schicht, an der die Kleidung regelrecht festklebte.
Auf einmal erklang wieder die Stimme der Teufelstochter. »Gratuliere, John Sinclair, die erste Kammer hast du geschafft. Darauf kannst du dir schon etwas einbilden. Neunzig Prozent haben bereits hier schon versagt. Aber du bist ein besonderer Mann, dich darf man nicht unterschätzen.«
»Danke, aber die Komplimente kannst du dir sparen«, erwiderte ich ätzend. »Die Zombies, die ich erledigt habe, waren das die Opfer, die du dir ausgesucht hattest?«
»Ja.«
»Ich hatte es mir gedacht.«
Zwischen zwei Stangen war ich stehen geblieben. Mein Blick suchte die Teufelstochter, doch ich sah sie nicht, aber ich spürte ihre Nähe, denn das Kreuz sandte einen leichten Strahlenkranz ab.
Asmodina und mein Kruzifix - das war wie Feuer und Wasser. Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse, der bisher unentschieden ausgegangen war.
»Und nun die zweite Kammer«, sagte die Teufelstochter, »Komm mit, Geisterjäger.«
Ich blieb trotzdem stehen. »Wo ist sie?«
»Geh erst einmal vor.«
Es gab ja doch keinen anderen Ausweg. Deshalb tat ich das, was die von mir verlangte. Ich schritt langsam auf die gegenüberliegende Wand zu, die sich plötzlich veränderte.
Die Wand verschwand vor meinen Blicken, sie löste sich buchstäblich auf, und stattdessen erschien ein Tor. Der Eingang in die zweite Kammer!
Ich zögerte unwillkürlich, doch Asmodinas Stimme peitschte mich voran.
»Geh, geh nur. Sie erwarten dich. Und hindurch musst du schon, John Sinclair!«
Ich tat ihr den Gefallen und betrat die zweite Kammer, nicht wissend, welche Schrecken mich dort erwarteten…
***
In Atlantis hatten sie sich als Feinde gegenübergestanden. Doch nun, über 20.000 Jahre später, war alles anders. Da gehörten sie zusammen.
Myxin, der kleine Magier, und die dunkelhaarige Kara, die Schöne aus dem Totenreich, wie sie auch genannt wurde.
Dass Atlantis versunken war, daran gab es nichts zu rütteln. Aber beide wussten, dass nicht alle Menschen starben. Einige überlebten, und es überlebten die großen Dämonen, die gefährlichen Feinde der Menschheit. Sie waren nicht zu töten, obwohl es im alten Atlantis Weiße Magier gegeben hatte, die alles versuchten, um den Terror finsterer Dämonen zu brechen.
Zu den Weißen Magiern hatte auch Karas Vater gehört, dessen Erbe das Mädchen nun antrat. Sie besaß magische Fähigkeiten, die ihr nicht angeboren, sondern antrainiert waren. Kara konnte ihren Geist vom Körper lösen, etwas Unglaubliches, Unwahrscheinliches. Allerdings konnte sich dieser Geist nicht an anderer Stelle manifestieren, er blieb unsichtbar und feinstofflich. In diesem Zustand bedeuteten Dimensionsschwellen kein Hindernis für ihn. Der Geist durchdrang sie, überwand die Grenzen der Dimensionsreiche und war ein ausgezeichneter Spion, um hinterher die Erkenntnisse zu verwerten, die er in den Schattenreichen gewonnen hatte.
Allerdings war solch ein Ausflug nicht ungefährlich. Denn auch Dämonen beherrschten die Gabe der Beschwörung. Und es konnte ihnen leicht gelingen, den Geist zu bannen und ihm magische Fesseln aufzulegen.
Dann würde er nie wieder in den Körper zurückkehren, der für alle Zeiten eine leere Hülle blieb.
Das alles wusste Myxin ebenfalls, und deshalb hegte er auch die Befürchtung, dass etwas schief laufen könnte.
Es war inzwischen stockfinster geworden. Auch hatte die Kühle innerhalb des Tales zugenommen. Die Stille der Nacht breitete sich aus, die Wälder an den Hängen waren nur als dunkle Schatten zu erkennen, und das einzige Geräusch, das die Stille durchschnitt, war das Rauschen des schnell fließenden Bachs, der aus den Hügeln kam und das kleine Tal in seiner Mitte teilte, Doch etwas war anders als sonst.
Die Steine reagierten. Sie waren mit Magie vollgepumpt und spielten sie auch aus. Je dunkler es um sie herum wurde, umso intensiver strahlten sie das rote Leuchten ab. Allerdings warfen sie ihren Schein nur
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