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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hinein und kniete sich zwischen seine Schenkel. Die Flasche in der einen Hand schälte sie die durchweichten Bandagen von seinen Schultern und seiner Brust und warf sie auf den Boden des Badezimmers.
    »Du bist von Wunden übersät«, sagte sie und nahm mit besorgtem Blick die rotunterlaufenen Bissmale auf seiner Schulter in Augenschein.
    »Was ich größtenteils dir zu verdanken habe«, sagte Melvin.
    Sie nagte bekümmert an ihrer Unterlippe. »Es tut mir so leid. Ich versuche ja, brav zu sein. Ich liebe dich, Melvin. Ich will dir nicht wehtun.«
    »Ich weiß«, sagte er. Etwas in seiner Brust und Kehle schien sich zusammenzuziehen. Er betrachtete die Kratzer auf Patricias Brüsten und Bauch von dem Tobsuchtsanfall, den sie letzte Nacht bekommen hatte. Weil sie ihn vermisst hatte. Die meisten waren zu rosafarbenen Striemen verblasst, aber einige auch mit dunklem, dünnem Schorf überzogen. Er sah, dass das Gesicht von Ram-Chotep gut zu verheilen schien, abgesehen von einem Mundwinkel, den sie in ihrer Panik aufgekratzt hatte. Die Bisswunde an ihrem Unterarm war mit einem nassen Pflaster bedeckt. »Du solltest dir ebenfalls nicht wehtun«, sagte Melvin.
    »Ich weiß. Es tut mir leid.«
    Sie goss einen Klecks von der weißen Lotion in ihre Hand und verteilte sie auf Melvins Gesicht. Während er ihre Augen beobachtete, dachte er über die zärtlichen Gefühle nach, die er in letzter Zeit für sie empfand. Sie ist tot, dachte er. Sie ist nur ein verdammter Zombie.
    Aber mein Zombie. Sie liebt mich.
    Niemand hatte ihn je geliebt. Vielleicht seine Eltern, aber das bezweifelte er, so wie sie ihn behandelt hatten. Ganz sicher hatte ihn nie ein Mädchen mit etwas anderem als Verachtung in den Augen angesehen.
    Außer Vicki und jetzt Patricia.
    Vicki war die einzige Lebende , die je nett zu ihm war. Aber es war offenkundig, dass sie ihn nicht liebte.
    Sie wird mich lieben, dachte er und machte die Augen zu. Ich muss nur geduldig und weiter nett zu ihr sein.
    Seine Pläne trugen bereits Früchte. Obwohl Vicki von ihm verlangt hatte, den Wagen zurückzunehmen, musste das Geschenk ihr gefallen haben – sie hatte ihn auf ein paar Drinks ins Riverfront eingeladen. Bald würden sie zusammen essen gehen, vielleicht sogar ins Kino. Sie würden sich zum Abschied küssen. Bald würde sie ihn ins Haus bitten, und sie würden den ganzen Abend auf der Couch sitzen und rummachen.
    Er spürte, wie Patricia sein Gesicht mit warmem Wasser abwusch und dann die glitschige Lotion über seine Brust und seine Schultern verrieb. Er stellte sich vor, dass ihre Hände Vickis Hände wären. Bald würde es so weit sein. Er öffnete die Augen einen winzigen Spalt, griff nach ihren Brüsten und streichelte sie. Er stellte sich Vickis Brüste vor, kühl und weich und glatt, und ihre harten Nippel würden sich gegen seine Handflächen drücken. Er brannte plötzlich vor Begierde. Wenn nur Vicki bei ihm wäre, hier und jetzt. Er hatte sie endlich erobert, und sie lebte mit ihm zusammen, teilte mit ihm die Badewanne, ließ ihre Hände über seine Brust, dann tiefer, immer tiefer gleiten, bis ihre Finger sich um seinen erigierten Penis schlossen.
    »Du hast mich vermisst, oder?« Patricias Stimme.
    Er öffnete die Augen. Seine Hände hatten dunkle Abdrücke auf ihren Brüsten hinterlassen. »Und wie.«
    Ihre Hand bewegte sich unter Wasser auf und ab.
    »Liebst du mich?«, fragte sie.
    »Und wie.«
    »Ich bin froh, dass du Charlie abserviert hast. Ich hab ihn gehasst.«
    »Ich weiß.«
    »Du machst keine anderen mehr, oder?«
    »Ich weiß noch nicht.«
    »Wir brauchen niemand anderen.«
    »Ich will niemanden außer dir.«
    »Ich liebe dich so sehr, Melvin.«
    Sie würde es niemals ertragen, Vicki hier zu haben, dachte er. Sie war schon auf Charlie höllisch eifersüchtig gewesen, und Charlie war ein Mann gewesen. Sie wird völlig überschnappen, wenn Vicki einzieht.
    Ich muss sie vorher loswerden.
    Ihr den Kopf abhacken? Das könnte funktionieren.
    Er fühlte einen hohlen Schmerz in der Brust, der ihm die Lust aus den Leisten trieb.
    Kann ich ihr das antun? Ich werde nicht darum herum kommen.
    Sie ist ohnehin tot, was also spielt es für eine Rolle?
    Es spielt eine Rolle, stellte er fest. Sie liebt mich, und sie ist gut zu mir, und ich mag sie mehr als irgendjemanden auf der Welt – außer Vicki.
    Doch ich werde sie loswerden müssen.
     
    Melvin hörte Schritte. Dann eine Stimme. Vickis Stimme. Sie sprach zu leise, als dass er ihre Worte verstehen hätte

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