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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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nicht, sondern schob seine Hand tiefer und legte sie um ihren Oberarm.
    »An dem Abend im Riverfront«, fuhr sie fort, »fing Pollock an, mich zu beschnüffeln. Er sagte, ich müsse einen Geruch verströmen, der Verrückte anzieht. Ich hab ihm mein Bier in den Schritt gekippt.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Du bist ein Flintenweib.«
    »Du hättest hören sollen, wie er mich genannt hat.«
    Jack streichelte ihren Arm. »Und daraufhin hat euer Bekannter die Drohung ausgestoßen?«
    »Pollock hat sich revanchiert und mir sein Bier ins Gesicht gegossen.«
    »Gut, dass er schon tot ist, dieser Mistkerl.«
    »Du gefällst mir immer besser«, lachte Vicki. Sie tätschelte seinen Oberschenkel, ließ ihre Hand auf dem Badetuch liegen und nahm noch einen Schluck. Ihre Wangen fühlten sich bereits ein wenig taub an.
    »Wer ist eigentlich dieser Melvin? Ist er nur ein zufälliger Bekannter oder jemand, wegen dem ich mir Sorgen machen muss?«
    »Mach dir über den keine Gedanken. Der ist mein Job.«
    »Wie meinst du das?«
    »Er ist anscheinend in mich verknallt, und er hat einen gewaltigen Sprung in der Schüssel.« Ihre Finger zupften am flauschigen Flor des Strandtuchs. »Genau das meinte Pollock, als er sagte, ich würde Verrückte anziehen. Melvin ist wirklich ziemlich verrückt. Er hat mir ein Auto geschenkt.«
    »Was ist verrückt daran, dir ein Auto zu schenken?«
    »Es wäre was anderes, wenn wir verlobt wären oder so, aber wir sind noch nicht mal zusammen ausgegangen.«
    »Freut mich zu hören.«
    »Er genießt es, irgendwas für mich zu tun. Vielleicht sogar Pollock zu töten für das, was in der Bar passierte. Würde mich nicht überraschen. Bei ihm sind die Schrauben nicht nur locker, sondern fehlen vollständig.«
    »So verrückt kann er nicht sein, wenn er in dich verknallt ist.«
    »Nein?«, fragte Vicki und sah Jack an.
    Er wandte sich ihr zu und beugte sich vor, um sein Glas auf den Tisch zu stellen, wobei sein Arm Vicki ein Stück aus den Kissen zog. Als sie ihm wieder das Gesicht zudrehte, trafen sich ihre Blicke. Sie spürte, wie er ihr das Glas abnahm und abstellte. Dann lagen seine Hände auf Vickis Rücken und zogen sie zu sich. Sie legte ihre Hände auf seine Hüften, ihre Lippen streiften seine, dann fühlte sie den sanften Druck seines Munds. Sie schloss die Augen, als sie sich küssten. In ihrem Kopf schien sich alles langsam zu drehen, vom Scotch und vor Müdigkeit, und sie spürte, wie sie an einen dunklen, friedlichen Ort sank, an dem es nichts gab als das tröstliche Wissen, dass Jack bei ihr war und sie küsste und alles gut war.
    Sie war mit Jack auf der schwimmenden Plattform, eng umschlungen in der Dunkelheit, und das Floß schaukelte sanft unter ihren Füßen, während sie sich küssten. Er hob den Saum ihres Nachthemds. Sie trat einen Schritt zurück und hob die Arme. Als sie das Nachthemd über den Kopf zog, schloss sie die Augen. Sie stand zitternd da, die warme Brise strich über ihre Haut, und erwartete seine Berührung. Er küsste ihre Brust. Sein Mund fühlte sich krustig und fettig an.
    NEIN!
    Sie packte den verkohlten Kopf, stieß ihn von sich weg und taumelte rückwärts, als Charlie, schwarz und ohne Augen und nur mit einem Strandtuch um die Hüften bekleidet, mit ausgestreckten Händen auf sie zutorkelte. Sie schwankte am Rand der Plattform. Ruderte mit den Armen. Dann fiel sie nach hinten.
    Und fuhr mit einem Ruck aus dem Schlaf.
    Sie lag in ihrem Bett. Tageslicht flutete durch die Fenster. Nach Atem ringend setzte sie sich auf. Ihr Herz klopfte. Schweiß lief ihr übers Gesicht. Ihr Nachthemd klebte an ihrem Körper. Sie schwang die Beine aus dem Bett und öffnete den Bademantel. Die Bewegung ließ in ihrer Schulter einen brennenden Schmerz aufflammen; der Muskelkater in ihren Beinen und Armen – und in jedem anderen Teil ihres Körpers – schmerzte dagegen kaum. Sie stand auf, ließ den Bademantel von den Schultern fallen und zog das feuchte, an ihrer Haut klebende Nachthemd über den Kopf. Mit zitternder Hand griff sie den Saum und trocknete ihr Gesicht.
    Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 7:58.
    Wenigstens habe ich nicht verschlafen, dachte sie.
    In einer Stunde musste sie in der Praxis sein.
    Charlie.
    Ein Frösteln durchlief ihren Körper, als die Erinnerung an Charlies Attacke in der vergangenen Nacht durch ihren Kopf geisterte. Sie rieb über die Gänsehaut, die sich auf ihren Unterarmen bildete und zuckte zusammen, als der Wecker schrillte. Sie wankte zum Nachttisch

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