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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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und schaltete ihn aus.
    Sie konnte sich nicht erinnern, den Wecker gestellt zu haben.
    Vielleicht hatte Jack es getan.
    Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie ihn geküsst hatte. War sie tatsächlich eingeschlafen, als sie sich küssten? Was hatte er danach mit ihr gemacht? Sie in ihr Zimmer getragen und den Wecker gestellt, damit sie nicht zu spät in die Praxis kam?
    Sie hörte das ferne Klingeln des Telefons. Es läutete nur zweimal, dann wurde abgenommen. Als sie ein Football-Trikot über den Kopf zog, hörte sie im Korridor Schritte. Ein Klopfen, dann öffnete sich die Tür. Ace streckte grinsend den Kopf herein. »Hab doch gewusst, dass er anruft«, sagte sie. »Wette, er war die ganze Nacht wach und hat sich vor Wut in den Arsch gebissen.«
    »So ähnlich«, sagte Vicki. Sie drückte sich an Ace vorbei und eilte zum Telefon.

Kapitel Fünfundzwanzig
    »Dr. Chandler hat gerade eine Patientin«, sagte Thelma. Obwohl sie gefasst wirkte, waren ihre Augen rot, als hätte sie geweint. »Sie ist heute Morgen sehr beschäftigt, Melvin. Darf ich Ihnen einen Termin geben?« Sie blickte auf ihren Schreibtisch. »Am nächsten Mittwoch um …«
    »Ich möchte nur eine Minute mit ihr reden«, sagte Melvin. »Darüber.« Er hielt seine bandagierte Hand hoch.
    »Wie ich Ihnen schon erklärt habe, hat sie sehr viel zu tun. Dr. Gaines … er ist letzte Nacht von uns gegangen.«
    »Von Ihnen gegangen?«
    »Es hat einen schrecklichen Unfall auf der River Road gegeben. Er wird noch immer vermisst, und … wir haben nicht mehr viel Hoffnung.«
    »Das tut mir leid. Meine Güte!«
    »Ich hoffe also, Sie verstehen, dass wir im Augenblick eine schwere Zeit durchmachen. Ich bin den ganzen Morgen am Telefon und versuche, neue Termine zu vereinbaren, um Dr. Chandler wenigstens ein bisschen zu entlasten. Wenn Sie also die Geduld aufbringen würden und uns ein paar Tage Zeit ließen, bis wieder alles seinen geregelten Gang geht …«
    Melvin drehte sich um und ließ den Blick durch das leere Wartezimmer schweifen. »Ich sehe niemanden«, sagte er.
    »Ich habe es Ihnen doch gerade erklärt«, sagte Thelma mit einem Anflug von Ungeduld in der Stimme. »Ich bin damit beschäftigt, die Termine für heute abzusagen . So viele wie möglich. Wenn Sie bitte in der nächsten Woche wiederkommen würden …«
    »Ich setze mich hin und warte. Vielleicht hat sie ja doch eine Minute für mich übrig.«
    Thelma presste ihre Lippen aufeinander und funkelte ihn ärgerlich an. Doch sie sagte nichts. Melvin wandte sich ab, ging zu einem Lehnstuhl und ließ sich vorsichtig nieder. Das Polster drückte gegen die Furchen, die Charlie ihm in den Rücken gekratzt hatte. Sie taten weh, aber nicht sehr. Verglichen mit all den Bissen, die er während der letzten Woche abbekommen hatte, waren die Kratzer kaum mehr als eine kleinere Hautreizung.
    Aber sie juckten unter den Bandagen, die Patricia ihm angelegt hatte.
     
    Sie hatte geschlafen, als er nach Hause gekommen war, nachdem er Charlie erledigt hatte. Er hatte sie aufwecken müssen. Sie schrie erschrocken und schlang die Arme um ihn. »Was ist passiert?«, schluchzte sie. »Was hat er dir angetan?«
    »Nicht annähernd so viel wie ich ihm«, sagte Melvin.
    Er erzählte ihr alles, während sie ins Badezimmer gingen und er seine nassen, verdreckten Kleider auszog. Patricia stand hinter ihm und ließ ihre Fingerspitzen behutsam über die tiefen Kratzer auf seinem Rücken gleiten. Er zuckte zusammen und krümmte sich. Im Spiegel sah er, dass sein Gesicht – vor allem um den Mund herum – und sein Hals mit dem gleichen schwarzen, fettigen Ruß beschmiert waren, der auch Hemd und Hose verdreckte.
    Er ließ heißes Wasser in die Wanne und stieg gemeinsam mit Patricia hinein. Sie kniete sich hinter ihn, seifte seinen Rücken ein und säuberte ihn sanft mit einem Waschlappen. Dann rubbelte sie fester. »Au! Lass das!«
    »Es will einfach nicht abgehen«, sagte sie. Er befahl ihr, aus dem Schränkchen unter dem Waschbecken das Fläschchen mit Goop zu holen, eine Reinigungslotion, die er oft verwendete, wenn er von der Arbeit in der Tankstelle nach Hause kam, um das Öl und die Wagenschmiere von seinen Händen zu kriegen. Sie stieg aus der Wanne, kam mit der Flasche in der Hand zurück und schmierte die zähflüssige Lotion auf seinen Rücken. Als sie sie abspülte, rief sie: »Zauberei! Lass es mich auf der Vorderseite versuchen.«
    Melvin rutschte ans Ende, um ihr Platz zu machen. Sie kletterte wieder

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