Das Grab - Roman
wir haben können, wenn du das Gefühl hast, irgendwas vor mir verbergen zu müssen. Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen enttäuscht. Wenn du nicht offen zu mir sein kannst …«
»Ich kann offen sein. Es war nur … Wir waren in einem Restaurant.«
»Jetzt sind wir nicht mehr im Restaurant. Hier ist niemand weit und breit.«
»Können wir nicht irgendwohin gehen? Können wir nicht einfach irgendwohin gehen und reden? Zu dir nach Hause, zum Beispiel?«
»Ace ist da.«
»Wie wäre es, einfach nur ein bisschen rumzufahren? Wir könnten irgendwo parken und …«
»Ich muss nach Hause. Ich muss telefonisch zu erreichen sein. Eine meiner Patientinnen steht kurz vor der Entbindung …«
»Was?«
»Ich muss heute Nacht vielleicht helfen, ein Kind auf die Welt zu bringen. Wir hatten Glück, dass es nicht während des Dinners schon so weit war. Ich muss nach Hause, Melvin. Ich ruf dich in ein paar Tagen an.«
»In ein paar Tagen?«
»Ich brauche ein bisschen Zeit, um nachzudenken. Ich bin mir mit allem gar nicht mehr so sicher.«
»Weil ich dir nichts von Patricia erzählt habe?«
»Das ist mir egal. Es interessiert mich zwar, aber … das Problem ist, dass du mich ausschließt. Du hast Angst, dich mir zu öffnen. Das ist es, was mir wehtut.«
Sein Mund war trocken, sein Herz klopfte. »Und wenn ich dir sage, dass ich Patricia geschickt habe, um ihn kaltzumachen?«
»Hast du?«
»Vielleicht.«
»Siehst du? Du öffnest dich noch immer nicht. Wovor hast du Angst? Dass ich es der Polizei erzähle? Glaubst du, ich hab ein Tonbandgerät bei mir?« Sie klappte unvermittelt ihre Handtasche auf und hielt sie ihm vors Gesicht. »Schau nach. Siehst du hier drin irgendwo ein Tonbandgerät?«
Die Lichter auf dem Parkplatz waren hell genug, damit er eine Geldbörse, eine Brieftasche, eine flache Puderdose, einen Lippenstift und eine kleine Packung Papiertaschentücher erkennen konnte. Nichts, das auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Tonbandgerät hatte.
»Zufrieden?«, fragte Vicki. Sie ließ die Handtasche wieder zuschnappen, wirbelte herum, fummelte mit ihren Schlüsseln an der Autotür, schob einen davon ins Schloss und öffnete sie. Dann warf sie ihre Handtasche auf den Beifahrersitz, drehte sich um und sah Melvin an. Sie schüttelte den Kopf. »Ich … ich weiß nicht, was mit mir los ist. Es tut mir leid. Kannst du mir verzeihen?«
»Ääh, ja. Klar. Ist alles in Ordnung.«
Sie beugte sich vor, und ihre Lippen streiften ganz leicht seinen Mund. »Ich ruf dich an«, flüsterte sie.
Er stand sprachlos, verdutzt und verzückt da und sah zu, wie sie in den Wagen stieg. Die Tür schlug zu. Der Motor sprang stotternd an. Die Scheinwerfer leuchteten auf. Die Scheibe der Fahrerseite glitt herunter.
Mit einem Satz war er beim Wagen, griff durch das offene Fenster und packte Vickis Schulter. »Es war Patricia«, stieß er hervor. »Sie hat es getan, weil ich sie dazu gebracht habe. Mit Hypnose. Okay? Okay?«
Sie ergriff Melvins Hand und legte sie auf ihre Schulter. »Ich seh dich morgen Abend«, sagte sie. »Ich ruf dich an. Ace geht morgen aus, also haben wir das Haus für uns.«
Sie ließ seine Hand los. Langsam setzte sie den Wagen zurück, und er fühlte ihre Schulter unter seiner Hand weggleiten.
Kapitel Siebenundzwanzig
Sie presste sich an Jack. Er umschlang sie. Die Muskeln seiner Brust und seiner Arme waren groß und hart. In seiner Umarmung fühlte sich Vicki klein, beschützt und sicher. Sie küsste ihn. Sie öffnete ihren Mund und schmeckte Jacks Lippen und Zunge.
Es war, als stünde sie nach einer schrecklich dunklen und kalten Nacht im Schein der ersten morgendlichen Sonnenstrahlen.
Zu bald schon löste er sich von ihr und schloss die Tür. »Das Warten hat sich gelohnt«, sagte er. Er hob die Hand und strich sanft über ihre Wange. »Du bist wunderschön. Und ein bisschen durcheinander.«
»Es war auch kein sonderliches Vergnügen.«
»Kann ich dir was zu trinken holen?«
»Kaffee?«
Er nickte. Er nahm ihre Hand und führte sie durch die Halle. Sie traten in ein Wohnzimmer, das im Vergleich zu Aces riesig und feudal wirkte. Der dicke Teppich war sehr weich. »Hübsch«, sagte sie.
»Hattest du Probleme, herzufinden?«
»Keine besonderen«, sagte sie. Tatsächlich war sie von dem Treffen mit Melvin so abgelenkt und durcheinander gewesen, dass sie an der Straße vorbeigefahren war und ihren Fehler erst einen Block vor Aces Haus bemerkt hatte. Sie stieß mit dem Unterarm gegen einen Stuhl im
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