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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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von ihm wegzudrehen, packte er mit beiden Händen ihre Pobacken, hob sie hoch, drehte sie um und rammte sie mit dem Rücken gegen die Wand. Ihr Kopf flog nach hinten und krachte gegen die Fliesen. Grelles Licht explodierte vor ihren Augen und verblasste wieder.
    Sie versuchte, sich zu wehren. Doch ihr Körper wollte den Befehlen ihres betäubten Gehirns nicht gehorchen.
    Sie war sich bewusst, dass Jack Blut aus ihrer Schulter saugte. Sie hörte die nassen, schmatzenden Laute. Sie spürte keinen Schmerz. Nur das Gefühl, dass jemand an ihr saugte.
    Er rammte ihren schlaffen, willenlosen Körper gegen die Badezimmerwand.
    Es hörte nicht auf. Vicki versuchte, die Arme zu heben, um ihm Einhalt zu gebieten, doch sie baumelten nutzlos an ihren Seiten herab.
    Irgendwann begriff sie, dass die Wand nicht mehr gegen ihren Rücken drückte. Stattdessen lag sie auf den kühlen Kacheln des Badezimmerfußbodens. Sie starrte zur Decke. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass Jack nicht auf ihr lag. Sie versuchte, den Kopf zu heben, schaffte es aber nicht.
    Sie hörte Poltern und klatschende Geräusche. Vertraute Geräusche. Rauschendes Wasser, das die Badewanne neben ihr füllte.
    Der Lärm hörte auf.
    Jack war über ihr. Er setzte sich mit gespreizten Knien auf ihre Hüften und starrte auf sie herab. Sein Bademantel stand offen. Quer über seinem Bauch, direkt über dem Nabel, war ein weißer Verbandsstreifen. Er sah aus wie ein Mund, ein seltsam geformter, in seinen Bauch geschnittener Mund, dessen Konturen aus Linien getrockneten Bluts bestanden, das an einigen Stellen hervorsickerte und in dünnen Rinnsalen seine Haut hinunterlief … eine auf dem Kopf stehende Pyramide in einem Kreis … Ovale wie Augen an den Ecken.
    Ein Gesicht. Ein böses Gesicht.
    War das … schwarze Magie? Hatte sie Jack verändert, ihn böse gemacht?
    Und ihr Gehirn zerrte eine Erinnerung aus dem dichten Nebel hervor, der es umschloss – Charlie, der hinter seinem Schreibtisch sitzt und sich den Bauch kratzt und der immer größer werdende Blutfleck auf seinem Hemd.
    Sie sah in Jacks Gesicht. Sein Mund und sein Kinn schimmerten nass von Blut. Ihrem Blut. Sie suchte seine Augen. Sie starrten auf sie herab, weit aufgerissen, wild flackernd, irgendwie vergnügt und ängstlich zugleich. Sie konnte keine Spur von dem Jack in ihnen finden, den sie gekannt, den sie geliebt hatte.
    »Melvin …«, murmelte sie. »Wa… was hat er mit dir … gemacht?«
    Das vergnügte Glitzern verschwand aus seinen Augen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Angst und Wut. »Du dreckige, niederträchtige Schlampe!«, kreischte er. »Du hast mich dazu gebracht, es zu tun.« Er beugte sich über sie und schlug ihr mit der flachen Hand so kräftig ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite flog. »Ich durfte dich nicht anfassen, verdammt! Du hast mich dazu gebracht! Ihm wird das nicht gefallen. Ihm wird das gar nicht gefallen! Es ist alles deine Schuld!«
    Er rutschte von ihr herunter, kauerte sich neben ihr auf die Knie und schob seine Arme unter ihren Rücken und ihre Beine. Er hob sie hoch, machte ein paar Schritte nach vorn und ließ sie fallen.
    In die Badewanne. Das kalte Wasser, das über ihr zusammenschwappte, war wie ein Schock, dämpfte aber ihren Fall. Sanft prallte sie auf den Boden der Wanne. Sie krümmte sich und schnappte nach Luft, ehe Jack seine Hand auf ihr Gesicht legte und unter Wasser tauchte. Dann nahm er die Hand wieder weg. Sie stemmte sich hoch, sog gierig Luft in ihre Lungen und sah, dass Jack in die Wanne stieg.
    Er griff nach ihren Füßen. Sie zog ihre Beine gegen ihre Brust und die Knie aus dem Wasser, doch er bückte sich, packte ihre Knöchel und zerrte sie zu sich. Ihr Rücken rutschte am Wannenrand hinunter. Ihr Kopf tauchte unter.
    Vicki zwang sich, die Augen offen zu halten, und sah ihn durch das vom Blut aus ihrer Schulter rosa gefärbte Wasser. Er stand aufrecht, hielt ihre Beine in die Höhe und schrie etwas, das gedämpft und undeutlich klang.
    Ihr Herz stampfte wie ein Presslufthammer. Ihre Lungen brannten.
    Was hat Melvin mit ihm gemacht?
    Er will mich ertränken!
    Sie wand sich und stieß mit den Beinen, doch er ließ sie nicht los. Sie spreizte ihre Hände gegen die Seiten und den Boden der Wanne und versuchte, sich aus dem Wasser zu stemmen. Fast hatte sie die Oberfläche erreicht, doch Jack hob ihre Beine höher. Ihr Kopf stieß gegen den Boden der Wanne. Durch das von rosafarbenen Schlieren durchzogene Wasser sah sie verschwommen, dass

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