Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
hing am Sehnerv neben seiner Nase herab.
    »Oh, Jack«, flüsterte sie. Er war nicht mehr das Monster, er war wieder Jack, der Mann, den sie vor ein paar Stunden in den Armen gehalten hatte, der in ihr und ein Teil von ihr gewesen war. Sie beugte sich über ihn, legte die Arme auf seinen Rücken und drückte ihre Wange an ihn.
    Und spürte, wie sich sein Brustkorb langsam hob und senkte.
    Vicki fuhr herum. »Wes! Er lebt!«
    Wes stand vornübergebeugt und übergab sich.
    »Schnell! Komm und hilf mir!« Ohne auf ihn zu warten, wirbelte Vicki wieder zu Jack herum. Sie zog seine schlaffen Arme nach unten an seine Seiten und schob seine gespreizten Beine zusammen. Sie packte ihn bei der Schulter und der Hüfte und zog mit aller Kraft, um ihn auf den Rücken zu rollen.
    Dann war Wes neben ihr. »Er lebt? Das kann nicht sein.«
    »Hilf mir, ihn umzudrehen.«
    Gemeinsam wälzten sie Jack auf den Rücken.
    »Oh, Mann«, stieß Wes hervor. »Sieh dir das an!«
    Vicki starrte entsetzt.
    Ein dreieckiger, langer Splitter der Windschutzscheibe steckte in Jacks Hals. Die Spitze hatte die Speiseröhre durchstoßen, doch Halsschlagader und Drosselvene waren nicht durchtrennt. Wes starrte wie gebannt darauf, sein Gesicht nur Zentimeter über dem Glassplitter.
    Eine Hand packte Vickis Unterarm.
    Sie sah nach unten.
    Es war nicht Wes’ Hand. Sie gehörte Jack.
    Sie schloss sich wie eine stählerne Klammer um ihr Handgelenk. Ein kalter Schauer kroch ihr wie ein Schwarm Spinnen den Rücken hinauf.
    Sie sah in Jacks Gesicht. Sein unversehrtes Auge öffnete sich einen Spalt weit. Die Pupille zuckte zu Wes herum.
    »Ich glaub, ich spinne«, murmelte Wes. »Ich schätze …«
    »Achtung!«, schrie Vicki, als Jacks andere Hand vorschnellte. Wes zuckte zurück. Vicki warf sich gegen die Seite des Wagens und streckte den Arm aus, um Jacks Hand zu stoppen, die mit einem Ruck den Splitter aus seinem Hals zog. Doch er war zu schnell. Für sie beide. Vicki griff daneben, und Wes stand noch immer nach hinten gebeugt, als Jack zustach.
    Blut spritzte aus Wes’ Hals und in Jacks Gesicht. Wes richtete sich ruckartig auf, griff mit beiden Händen nach seinem Hals und taumelte steifbeinig rückwärts. Zwischen seinen Fingern quoll Blut hervor.
    »Nein!«, schrie Vicki. Sie drehte sich vom Wagen weg, versuchte, ihr Handgelenk aus Jacks Faust zu winden und sah, wie Wes zu Boden sackte. Seine Beine gaben unter ihm nach, und er plumpste mit dem Hinterteil voraus auf den Asphalt, wo er sitzen blieb und die Vorderseite seiner Jeans mit Blut bespritzte.
    Sie warf sich mit ihrem ganzen Gewicht zur Seite, um die Hand abzuschütteln, die ihr Handgelenk gepackt hielt. Ihre Muskeln verkrampften sich vor Anstrengung. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr Arm aus dem Gelenk springen. Doch Jacks Griff lockerte sich nicht. Als er von der Motorhaube rutschte, packte sie mit der anderen Hand seinen Daumen und bog ihn von ihrem Handgelenk weg. Jack taumelte auf die Straße, landete auf seinen Knien und kam schwankend auf die Beine. Sie stolperte rückwärts von ihm weg, als er sich ihr zuwandte.
    Sein Daumen brach mit einem grässlichen, knirschenden Geräusch und einem Knacken.
    Vicki riss ihre Hand los.
    Ehe sie herumwirbeln konnte, krallte sich seine andere Hand um einen Aufschlag des Bademantels. Er zog sie an sich. Sie starrte in sein wild flackerndes Auge, die leere Augenhöhle und auf das hin und her baumelnde Auge darunter.
    Der Schlag kam ganz plötzlich. War es sein Knie? Er trieb Vicki die Luft aus den Lungen und hob sie von den Beinen.

Kapitel Zweiunddreißig
    Patricia beugte sich über Chief Raines’ Leiche und stopfte mit den Fingern der einen Hand den grünen Brei in den Schlitz, während sie mit der anderen die Wunde zunähte. Sie zupfte vorsichtig an der Nadel und zog den Faden straff, als die Türklingel schrillte. Sie schreckte zusammen. Die Nadel riss die Haut auf, und das letzte Stück der Naht platzte wieder auf.
    Sie starrte Melvin mit großen Augen an.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Melvin.
    »Noch mehr Bullen?«, fragte Patricia.
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Soll ich nicht lieber nach oben gehen, nur für den Fall? Ich kann ja wieder meine Schau abziehen.«
    »Bleib hier und sieh zu, dass du mit Raines fertig wirst.« Melvin ging rückwärts vom Labortisch weg. Er beugte sich über den Haufen Klamotten, die sie den Cops ausgezogen hatten. Er hatte die Waffen auf den Haufen geworfen. Alle vier. Drei Polizeirevolver – Smith &

Weitere Kostenlose Bücher