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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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immer sie in der Anstalt mit ihm gemacht hatten, es hatte ihn nicht sonderlich verändert.
    Im Seitenspiegel sah sie, wie er den Tankdeckel abschraubte und den Füllstutzen der Zapfpistole in die Öffnung schob. Dann kam er wieder an ihre Scheibe zurück.
    »Bist auf Besuch hier, oder was?«, fragte er.
    Sie war überrascht, dass er es nicht wusste. Andererseits plauderten die Leute vermutlich nicht sonderlich viel mit ihm. »Ich werde in Dr. Gaines’ Praxis arbeiten.«
    »Was machst du dort?«
    »Ich bin jetzt Ärztin.«
    »Ein Doktor?«
    »Ja.«
    »Ernsthaft? Ich brauch keine Ärzte. Die pfuschen an Menschen rum, oder nicht?«
    »Ich kann mir vorstellen, dass du mehr von ihnen gesehen hast, als dir lieb ist.«
    »Auf jeden Fall keinen so Hübschen wie dich.«
    »Danke«, murmelte sie.
    »Bist du verheiratet?«
    »Noch nicht.«
    »Sparst du dich für mich auf?« Er lachte und rieb sich die Nase. »Nur ein Scherz. Ich mach gern Scherze – manchmal. Ich konnte die Schwestern und Pfleger dazu bringen, dass sie sich vor Lachen die Bäuche hielten. Die Patienten haben kaum gelacht; dafür waren sie zu vollgedröhnt. Sie konnten eigentlich nur sabbern.« Er lachte.
    Vicki hörte, wie der Zapfhahn klickte.
    »Zahlst du bar oder mit Karte?«, fragte er.
    »Bar.«
    Er entfernte sich. Sobald er weg war, nahm Vicki ihre Handtasche vom Beifahrersitz und holte zwei Zwanziger heraus. Ihre Hand zitterte und die Scheine ebenfalls, als sie sie Melvin durch die Scheibe reichte. Er schlurfte davon, um das Wechselgeld zu holen.
    Fast überstanden, dachte sie. War doch gar nicht so schlimm.
    Aber besonders angenehm auch nicht.
    Als er zurückkam, legte Vicki den Unterarm auf den Türholm, um zu verhindern, dass die Hand zitterte, in die Melvin Münzen und Scheine hinein zählte.
    »Ich bin wirklich froh, dass du wieder da bist«, sagte er.
    »Danke.« Sie schob das Geld in die Tasche ihrer Bluse und sah, wie Melvin sie dabei beobachtete.
    »Hoffe, du kommst wieder, wenn du Benzin brauchst.«
    Sie nickte.
    » Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Okay?«
    »Ich hab keine Angst vor dir, Melvin.«
    »Natürlich hast du Angst. Sie haben alle Angst. Verdammt, ich würde keinen Liter Benzin verkaufen, wenn nicht ab und zu Fremde durchkämen. So wie die Leute hier drauf sind, könnte man glauben, ich wär derjenige, der Darlene umgebracht hat. Ich hab ihr nie was getan. Hab sie nur ausgegraben und mir einen kleinen Scherz mit ihr erlaubt. Aber ich will nicht, dass du vor mir Angst hast. Okay?«
    »Schön«, erwiderte sie und zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Bis bald. Wir sehen uns.«
    Er trat einen Schritt vom Laster zurück. Vicki startete den Motor und fuhr los. Sie bog auf die River Road.
    Man konnte beinahe Mitleid mit dem armen Kerl haben, dachte sie.
    So wie man beinahe über sein komisches Aussehen und seine merkwürdige Art lachen konnte.
    Doch sie fand ihn weder amüsant noch bemitleidenswert.
    Schweinekotze. So hatte er seine toten Eltern genannt. Man kann für einen Typen, der so etwas sagt, kein Mitleid empfinden. Oder für einen Typen, der eine derart kranke Nummer mit Darlene abzieht.
    Klar, die Kids hatten ihm das Leben schwer gemacht. Aber das war keine Entschuldigung. Eine Menge Leute werden von anderen rumgeschubst und gehen trotzdem nicht los und graben ein totes Mädchen aus und machen aus ihrer Leiche eine Bühnenattraktion.
    Und er hat gefragt, ob ich mich für ihn aufspare .
     
    Ace kam in einem knallgelben Minnie-Maus-Nachthemd zur Tür und umarmte Vicki stürmisch. Sie machte einen Schritt zurück und sagte: »Gott, ist das lange her!«
    »Nächsten Monat sind es drei Jahre seit meinem letzten Besuch.«
    »Es ist ein Elend, wie sehr du gealtert bist.«
    »Leck mich.«
    Sie schnappte sich Vickis Koffer und ging ihr durchs Haus voran. »Wie war die Fahrt?«
    »Endlos.«
    »Wir zwitschern gleich einen zum Runterkommen.«
    »Klingt gut.«
    Ace wuchtete den Koffer auf das Bett im Gästezimmer. Dann gingen sie in die Küche. »Wodka Tonic?«
    »Super.« Vicki setzte sich an den Tisch. »Wo ist Jerry? Oder sollte ich besser nicht fragen?«
    »Hab ihn rausgeworfen.«
    »Du machst Witze. Neulich am Telefon war doch noch alles in Ordnung.«
    »Tja, in einer Woche kann viel passieren. Er hat mir am Mittwochabend doch tatsächlich einen Heiratsantrag gemacht. Kannst du dir das vorstellen? Er blecht Alimente für sein Kind und will mich heiraten? Ich lach mich kaputt. Ich hätte ihn durchfüttern müssen, den verdammten

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