Das Grab - Roman
Schnorrer.«
Sie brachte die Drinks an den Tisch und setzte sich Vicki gegenüber.
Sie hoben ihre Gläser.
»Auf das schnelle Leben«, sagte Ace, »wer jung stirbt, gibt ’ne hübsche Leiche ab.«
»Reizend«, sagte Vicki. Doch sie trank darauf. Dann sagte sie: »Du hast Jerry tatsächlich den Laufpass gegeben? «
»Ich hab seinen nackten Arsch zur Tür rausgetreten.«
»Klingt ziemlich heftig.«
»Er war eh kein Hauptgewinn.«
»Für ’ne Braut an der Schwelle zur alten Jungfer bist du furchtbar wählerisch.«
Ace zeigte ihr den Mittelfinger.
»Viele können nicht mehr übrig sein.«
»Es schwimmen eine Menge Fische im Meer, Schatz. Ich hab keine Schwierigkeiten, sie zu angeln. Das Problem ist nur, dass ich keinen an Land ziehe, den ich behalten möchte.«
»Jerry machte keinen schlechten Eindruck.«
»Und das von der Braut, die mit Henry Peterson gegangen ist!«
Vicki verdrehte die Augen. »Erinner’ mich nicht daran. Was hat sich sonst noch getan?«
Sie redeten und tranken. Es war schon nach drei, als sie schließlich ein Ende fanden.
Vicki wankte ins Gästezimmer. Sie setzte sich neben ihrem Koffer aufs Bett und ließ sich nach hinten fallen. Münzen rutschten aus der Tasche ihrer Bluse. Sie blieben auf ihrer Brust liegen und rollten von ihrer Schulter, als sie die Beine hochschwang, um ihre Schuhe und Socken auszuziehen. Sie zerrte ihre Shorts und ihr Höschen über ihre Hüften und Beine und schleuderte sie von sich. Als sie ihre Bluse aufknöpfte, stellte sie fest, dass ihre Finger leicht zitterten. Sie würde sich aufsetzen müssen, um die Bluse auszuziehen. Sie nahm an, dass sie sich aufsetzen konnte , freute sich jedoch nicht darauf, es zu versuchen. Um es hinauszuschieben, pflückte sie die gefalteten Scheine aus ihrer Tasche und ließ sie über ihre Schulter aufs Bett fallen. Dann stemmte sie sich stöhnend hoch. Sie kam auf die Beine, zog ihre Bluse aus und ließ sie zu Boden fallen.
Sie zerrte ihren Koffer vom Bett, was sie gefährlich ins Schwanken brachte. Behutsam manövrierte sie den Koffer auf den Teppich und kniete sich davor. Um die Mitte war ein Seil geknotet, da eins der Schlösser kaputt war. Sie zupfte an dem Knoten. Er war hart und fest, weshalb ihr schnell die Fingernägel wehtaten.
Ihr Nachthemd war im Koffer, zusammen mit Zahnbürste und Zahnpasta. Die wollte sie eigentlich haben.
Doch so dringend auch wieder nicht.
Sie kroch zum Bett, stemmte sich hoch und sah die verstreuten Münzen und Scheine.
Das Wechselgeld vom Tanken.
Ich kann es nicht einfach da liegen lassen, dachte sie. Es wird auf den Boden fallen.
Deshalb beugte sie sich über die Matratze, stützte sich mit einem Arm ab und raffte das Geld zu einem Haufen zusammen. Sie schloss die Hand darum. Als sie sich aufrichtete, sah sie, dass nichts davon liegen geblieben war. Nur ein Schein, den sie bloß an einer Ecke zu fassen bekommen hatte, flatterte aus ihrer Faust, als sie zur Kommode ging. Er streifte ihren Schenkel und segelte zwischen ihre Beine wie ein fliegender Teppich. Mit der linken Hand schnappte sie danach. Und fing ihn.
Verdammt gut, dachte Vicki. Was für eine Reaktion! Diese Schnelligkeit! Diese Geschicklichkeit!
Sie packte die Handvoll Geld auf die Kommode und legte den aufgefangenen Schein säuberlich darüber.
Etwas war mit rotem Stift quer darauf gekritzelt.
Vicki beugte den Kopf und las mit zusammengekniffenen Augen.
»MELVIN FALL TOT UM UND VERRECKE DU KRANKE DRECKSAU!«
In ihrem Traum saß Vicki in tiefer Dunkelheit. Sie wusste nicht, wo genau, nur dass es ein Ort war, an dem man besser nicht sein sollte. Sie wollte so schnell wie möglich weg von hier. Doch sie war an den Stuhl gefesselt. Sie spürte Seile um ihre Knöchel, um ihre Handgelenke und über Kreuz um ihren Körper geschlungen wie Patronengurte.
Ich muss hier raus, dachte sie, der Panik nahe. Hab nicht viel Zeit. Er wird jeden Augenblick hier sein.
Sie zerrte an ihren Fesseln. Das Seil schabte gegen ihre nackte Haut, löste sich aber nicht. Dann bemerkte sie, dass ihre gefesselten Hände, die auf ihrem Schoß lagen, weder am Stuhl noch sonst irgendwo festgebunden waren. Sie hob sie zum Mund. Ihre Zähne fanden das Knotenbündel. Sie biss in den ersten Knoten und zog ihn auf, doch darunter war ein weiterer Knoten. Sie zerrte auch den mit den Zähnen auf, nur um darunter noch einen Knoten zu finden.
Sie fing an zu wimmern.
Er kommt näher .
Als das Licht anging, wusste sie, dass es zu spät war.
Sie saß
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