Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Typ etwa Anfang zwanzig. Das bedeutete, dass das Mädchen – falls es ein Mädchen war – wahrscheinlich ebenfalls noch jung war.
    Zu schade, dass sie nicht allein war. Er sah wie ein harter Bursche aus, in einem T-Shirt mit abgeschnittenen Ärmeln, tiefhängenden Jeans und Cowboystiefeln.
    Du darfst nicht so wählerisch sein, sagte sich Melvin. Es kam nicht oft vor, dass ein Mädchen allein zur Tankstelle kam, besonders nicht spätabends. Die Letzte war Vicki gewesen, vor drei Nächten.
    Er hatte vorgehabt, sie sich zu greifen, bis er gesehen hatte, wer sie war. Sie wäre genau die Richtige gewesen. So spät daherzukommen – und dann noch allein. Aber sie war eine Einheimische und wurde womöglich von jemandem erwartet, deshalb wäre es nicht besonders schlau gewesen – auch wenn es nicht seine geliebte Vicki gewesen wäre.
    Ich geh einfach raus und schau sie mir mal an, dachte er.
    Er wollte sich gerade hochstemmen, als die Beifahrertür aufschwang. Er ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.
    Ein Mädchen stieg aus. Bestens. Sie schwang ihre langen, schlanken Beine aus dem Wagen, stand auf und sagte etwas zu dem Typen. Sie hatte kurzes Haar, das ihren Nacken komplett frei ließ. Sie trug abgeschnittene Bluejeans und ein weißes, trägerloses Top, das nur deshalb nicht hinunterrutschte, weil der elastische Stoff ihren Oberkörper hauteng umschloss. Es endete eine Handbreit über ihrem Nabel. Der obere Saum zog sich gerade über ihre Brust, hoch genug, um ihren Busen völlig zu verdecken. Ihre Brüste sahen aus wie halbierte, unter den dehnbaren Stoff gestopfte Tennisbälle.
    Ziemlich klein, aber an der richtigen Stelle. Ein kräftiger Ruck an dem Schlauchtop und …
    Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Das Mädchen antwortete mit einem Schulterzucken auf etwas, das ihr Freund sagte, dann ging sie geradewegs auf das Büro zu. Sie achtete nicht darauf, wo sie hinging, weil sie den Kopf gesenkt hielt und etwas in ihrer Umhängetasche suchte.
    Ihre abgeschnittene Jeans saß sehr tief. Als sie in das Büro trat, sah Melvin eine tätowierte kleine Rose zwischen ihrem Nabel und dem rechten Hüftknochen. Ihr Stiel verschwand unter dem Bund ihrer Jeans.
    Er hob den Blick, bevor sie ihn ansah.
    Ihr Gesicht war nichts Besonderes. Zu lang und zu schmal, mit schiefen, breiten Pferdezähnen und einer Oberlippe, die zu kurz war, um ihr Zahnfleisch zu bedecken.
    Obwohl sie Melvin direkt ansah, schien sie ihn nicht zu bemerken. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, dann wandte sie sich zur Seite, und sie begann, die Süßigkeiten im Automaten zu inspizieren.
    Das typische Schlampenverhalten. Viele von ihnen taten so, als wäre er nicht da.
    Du bist auch kein Hauptgewinn, du pferdegesichtige Nutte.
    Sie streckte die Hand aus und warf Münzen in den Automaten, dann drückte sie einige Knöpfe. Melvin sah, wie eine Tüte Kartoffelchips mit Barbecue-Geschmack von einer Klammer fiel. Sie landete mit einem Rascheln in der Warenrinne, und das Mädchen beugte sich hinab, um sie herauszunehmen. Der Hosenboden ihrer Jeans war direkt unterhalb der rechten Tasche zerschlissen, und zwischen den Fäden des durchgewetzten Stoffs lugte bleiche Haut hervor. Sie richtete sich auf, drehte sich um und ging aus dem Büro.
    Statt zum Wagen zurückzugehen, trottete sie am Fenster vorbei und verschwand um die Ecke. Suchte die Toilette.
    Die macht es mir ja leicht, dachte Melvin.
    Der Typ war mit Tanken fertig und kam ins Büro. Er blieb vor Melvin stehen und kramte eine Handvoll Scheine aus seiner Jeans.
    »Brauchen Sie sonst noch was?«, erkundigte sich Melvin. » Wir haben Scheibenwischerblätter im Angebot. «
    »Ich sehe keinen Regen«, brummte der Typ, pflückte ein paar Scheine aus seiner Hand und warf sie auf den Ladentisch.
    Melvin stand auf. Zuerst spähte er prüfend durch die Fenster. Dann warf er einen Blick auf den Computer, sah den fälligen Betrag und raffte die Scheine zusammen. »Sie kriegen zweiundfünfzig Cent zurück«, sagte er.
    »Sie können rechnen.«
    »Klar kann ich das.«
    Er stopfte die Scheine in die linke Tasche seiner Bermudashorts, griff mit der rechten Hand in die andere Tasche, zog eine Tränengaskartusche hervor und sprühte dem Typen damit ins Gesicht.
    Er traf ihn genau in die Augen. Der Kerl presste sie zusammen, schlug die Hände vor sein gerötetes Gesicht und stolperte, nach vorn gekrümmt und vor Schmerz keuchend rückwärts. Er sank auf die Knie, als Melvin um den Ladentisch herum kam. Melvins Tritt

Weitere Kostenlose Bücher