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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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erwischte ihn am Ohr und ließ ihn zur Seite kippen.
    Melvin hörte das leise Rauschen der Toilettenspülung, deshalb stampfte er den Kopf des Typen noch ein paar Mal auf den Fußboden. Das sollte reichen. Vielleicht nicht endgültig, aber zumindest rührte er sich nicht mehr. Melvin packte ihn bei den Stiefeln, zog ihn hinter den Ladentisch und setzte sich.
    Das Mädchen hätte ihn sehen können, als sie am Fenster vorüber ging, doch sie war damit beschäftigt, die Tüte Kartoffelchips mit den Zähnen aufzureißen. Sie sah nicht einmal in Richtung des Fensters. Sie ging nur zum Wagen zurück, ließ sich in den Beifahrersitz fallen und warf die Tür zu.
    Sie dachte wahrscheinlich, ihr Freund wäre pinkeln gegangen.
    Ihr Freund, wie Melvin feststellte, hatte tatsächlich gepinkelt. Die Vorderseite seiner Jeans war vollkommen durchnässt. Aus seinem linken Ohr pinkelte es ebenfalls, allerdings Blut. Es tropfte in eine kleine Lache auf dem Linoleum unter seinem Kopf.
    Das Mädchen saß im Wagen und mampfte Chips.
    Nach einer Weile sah sie sich um. Wahrscheinlich fragte sie sich allmählich, wo der Kerl so lange blieb. Er war nirgends zu sehen, und sie widmete sich wieder ihren Chips.
    Melvin zog die untere Schublade seines Schreibtischs auf, holte eine Schachtel Frischhaltefolie heraus, rollte ungefähr einen Meter von dem Cellophan herunter und riss es ab. Er warf einen prüfenden Blick auf das Mädchen. Sie sah nicht herüber. Er hob sein Hemd, klemmte es unter sein Kinn und wickelte die dünne Plastikfolie um seinen Bauch. Sie klebte an seiner Haut und reichte beinahe um seinen Rücken herum. Er ließ das Hemd wieder fallen.
    Dann räumte er die Schachtel weg und beobachtete das Mädchen.
    Endlich stieg sie aus dem Wagen. Sie stand neben der offenen Tür, schaute mit gerunzelter Stirn zur Ecke des Gebäudes und wischte sich die Hände an ihren Shorts ab.
    Ihre Geduld reichte bis zum Boden der Chipstüte, vermutete Melvin.
    Sie ging auf die Ecke des Gebäudes zu. Um sicherzugehen, dass sie nicht in das Fenster sehen und den Kerl auf dem Boden entdecken würde, stand Melvin auf und starrte sie an. Sie erblickte ihn aus den Augenwinkeln und tat, was er erwartet hatte – sie sah in die andere Richtung. Er starrte sie weiter an und drehte sich um, als sie die Ecke erreichte, während sie woanders hinsah, bis kein Fenster mehr zwischen ihnen war.
    Es lief alles wie geschmiert.
    Melvin nahm an, sie würde wieder ins Büro kommen, wenn sie den Kerl in der Toilette nicht finden konnte, doch er zog es vor, sich draußen hinter dem Gebäude um sie zu kümmern, wo er sich keine Sorgen um vorbeifahrende Zeugen oder Kunden zu machen brauchte.
    Er eilte aus dem Büroverschlag und bog um die Ecke. Als er an der Wand des Gebäudes entlanglief, hörte er sie klopfen. Dann ihre Stimme. »Rod? Was machst du da drin?«
    Er erreichte die hintere Ecke und trat hervor.
    Sie stand vor der Tür der Herrentoilette. Sie klopfte erneut dagegen. »Rod, entweder du antwortest mir, oder ich komm rein.«
    Melvin stand reglos da. Sie hatte ihn nicht bemerkt.
    »Wie du willst. Ich komm jetzt rein.« Sie drehte den Knauf und zog die Tür auf. Drinnen brannte Licht. Sie stand einen Augenblick im Lichtschein, dann trat sie durch die Tür.
    Als die Tür wieder zuschwang, setzte sich Melvin in Bewegung. Als sie zugefallen war, rannte er los.
    Er riss die Tür auf und stürmte hinein.
    Das Mädchen wirbelte herum und ließ die Tür der Toilettenkabine los.
    Diesmal versuchte sie nicht, seinem Blick auszuweichen.
    Ist auch ziemlich schwer, mich jetzt zu ignorieren, dachte Melvin.
    »Raus hier«, sagte sie. Ihre Stimme war hoch und schrill. Sie schien nicht wütend zu sein, nur überrascht und verwirrt, als könnte sie nicht glauben, dass er zu ihr in die Toilette gestürmt war. »Besetzt. Raus.«
    »Sie sind in der Herrentoilette«, sagte er und grinste.
    »Das weiß ich. Ich hab jemanden gesucht.«
    »Rod ist im Büro.«
    »Okay.« Mit einer wedelnden Handbewegung bedeutete sie ihm, aus dem Weg zu gehen.
    Melvin rührte sich nicht.
    Sie drehte den Kopf ein wenig, als hielte sie es für einschüchternder, Melvin aus den Augenwinkeln anzufunkeln. »Sie lassen mich jetzt besser vorbei.«
    »Oder Sie erzählen es Rod?«
    Sie legte den Kopf leicht in den Nacken und starrte ihn unverwandt an. »Ich warne Sie.«
    Mit einem Achselzucken trat Melvin zur Seite und machte mit dem Arm eine einladende Bewegung Richtung Tür.
    »Schon besser«, sagte sie. Sie ging zur

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