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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Tür, fixierte ihn aus schmalen Augen, wirkte völlig selbstsicher und schien versessen darauf, Rod von dem Widerling zu berichten, der sie auf dem Lokus belästigt hatte. Als sie an Melvin vorbeiging, wandte sie das Gesicht zur Tür. Sie streckte die Hand aus und griff nach dem Knauf. Sie drückte, und die Tür schwang auf.
    Melvin packte ihr Haar und riss sie zurück. Sie schrie. Ihre Hand, noch immer am Türknauf, zog die Tür zu, als sie rückwärtstaumelte. Er trat einen Fuß unter ihr weg, zerrte noch einmal kräftig an ihrem Haar, ließ dann los und sah zu, wie sie zu Boden ging. Sie krachte mit dem Rücken auf die Fliesen und schlitterte ein Stück weit.
    Ehe sie sich wieder aufrappeln konnte, ließ sich Melvin rittlings auf ihre Brust fallen. Mit einem lauten Ächzen wich die Luft aus ihren Lungen. Ihre Augen quollen hervor. Ihr Gesicht lief rot an. Sie wand sich und strampelte, doch ihre Arme waren unter Melvins Knien festgeklemmt.
    Er hob sein Hemd hoch, schälte die Cellophanfolie von seiner Haut, faltete sie, um ihre Stärke zu verdoppeln, und spannte sie straff über ihr Gesicht.
    Er presste die Folie an die Seiten ihres Kopfs und bekam durch das durchsichtige Cellophan ein klares Bild. Ihr Gesicht war verzerrt, die Augenlider zur Seite gezogen, was ihr ein leicht asiatisches Aussehen verlieh, wie ein Räuber mit Strumpfmaske. Ihre Nase war plattgedrückt und hatte eine weiße Spitze. Die flachgepressten Lippen ihres aufgerissenen Munds waren bleich. Die Cellophanhaut darüber knisterte, als sie zu Atmen versuchte, und beschlug.
    Sie bog und drehte und wand sich unter Melvin, doch er ritt sie wie ein Wildpferd.
    Ihre Zunge stieß gegen die Plastikfolie, wodurch sie sich wölbte. Doch das Cellophan riss nicht, es dehnte sich und formte sich zu einer Blase. Sie versuchte, in die Folie zu beißen. Sie bekam sie zwischen ihren großen, schiefen Schneidezähnen zu fassen und bewegte ihren Kiefer mahlend und kauend vor und zurück. Ihre Zunge stieß ein Loch durch das Cellophan, schnellte wieder in ihren Mund zurück, und sie sog laut Luft in ihre Lungen.
    Die ausgestoßene Luft war ein Schrei.
    Melvin presste eine Hand auf ihren Mund. Das dämpfte den Lärm, doch er bezweifelte, dass er sie mit der Hand ersticken konnte. Vor allem nicht, wenn sie sich weiter so aufbäumte und den Kopf hin und her warf. Das Schreien hörte bald auf, doch ihr Mund entkam seiner Hand immer wieder für einen Sekundenbruchteil, und sie konnte nach Luft schnappen.
    Scheiße! Er wollte sie nicht beschädigen. Normalerweise funktionierte das Cellophan bestens.
    Ihr erneutes heftiges Aufbäumen hätte Melvin beinahe abgeworfen, und plötzlich erwischten ihre Zähne seine Handkante. Ehe er sie wegziehen konnte, biss sie zu. Als der Schmerz seinen Arm hinaufschoss, hörte er sich schreien.
    Er benötigte vier Schläge mit der linken Faust gegen ihre Schläfe, ehe er die Hand freibekam.
    Sie war noch immer bei Bewusstsein, ihr Kopf drehte sich hin und her.
    Melvin zog die Cellophanfolie von ihrem Gesicht.
    Ihre Augen waren halb geschlossen. Sie stöhnte.
    Eine Gesichtshälfte war rot von Schlägen und begann anzuschwellen.
    Verdammt.
    Jetzt war sie beschädigt.
    Sie war sowieso nicht besonders hübsch, tröstete sich Melvin, doch er hasste die Vorstellung, sie derart ramponiert zu belassen. Schließlich konnte die Schwellung vielleicht dauerhaft sein.
    Vielleicht etwas Make-up.
    Sie bewegte sich wieder.
    Mit der linken Hand packte Melvin ihr Haar, hob ihren Kopf und knallte ihn auf den Boden.
    Das beruhigte sie.
    Er wickelte ein Ende der Plastikfolie um seine Hand, teils um die Blutung zu stoppen, teils um einen besseren Halt zu haben. Dann nahm er das andere Ende der Folie und spannte ein unversehrtes Stück des Cellophans über ihren Mund und ihre Nase.
    Wenn es nicht beim ersten Mal klappt …
    Diesmal wehrte sie sich nicht.

Kapitel Sechs
    Vicki drückte die Snooze-Taste auf ihrem Wecker und schmiegte ihr Gesicht ins Kissen.
    Heute ist Mittwoch, dachte sie. Charlie würde sich auf den Golfplatz verkrümeln, also würde es ihr erster voller Tag ganz allein in der Praxis sein. Sie war ein wenig nervös und versuchte, sich zu entspannen. Wahrscheinlich würde nichts passieren, mit dem sie nicht zurechtkommen konnte – ganz sicher nichts, was einigen der Notfälle gleichgekommen wäre, mit denen sie als Assistenzärztin im Krankenhaus Zum Guten Samariter konfrontiert gewesen war.
    Wie Rhonda Jones. Das war so ziemlich das Schlimmste

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