Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
dachte sie. Ich brauche mir nur eine andere Wohnung zu suchen. Obwohl so ein Umzug eine verdammte Schufterei ist.
    Selbst mit Aces Hilfe hatte es Stunden gedauert, den Laster von U-Haul zu entladen und ihren ganzen Kram in die Wohnung zu schleppen. Und noch dazu waren beide verkatert gewesen. Die reinste Folter. Sie war nicht unbedingt scharf darauf, das ganze zu wiederholen.
    Sie setzte sich auf den Boden. Der Asphalt war kühl unter ihren Shorts. Sie streckte die Beine, beugte sich vor und umfasste die Spitzen ihrer Laufschuhe.
    Nichts überstürzen, dachte sie. Vielleicht war Dexters nervige Standpauke ja eine einmalige Angelegenheit gewesen. Er hat gesagt, was er zu sagen hatte. Und ich bin trotzdem rausgegangen.
    Aber Vicki hatte den Verdacht, dass seine »warnenden Worte« nur ein Vorwand gewesen waren, sie anzuhalten und zu begaffen und auszuprobieren, ob seine Einschüchterungsstrategie funktionierte.
    Tut so, als wäre er noch immer Polizeichef.
    Er war schon immer ein Wichser gewesen. Die meisten der Kids hatten ihn nicht leiden können. Er ließ sie nicht nur nach seiner Pfeife tanzen, sondern hatte auch Spaß daran, sie zu quälen. Wahrscheinlich nahm er sich Kinder vor, weil er für Erwachsene zu feige war.
    Man erzählte etwa, wie er es zugelassen hatte, dass sein Partner Joey Milbourne von ein paar Holzfällern aus der Bay-Area, die sich in der Riverfront Bar hatten volllaufen lassen, halb totgeschlagen wurde. Er war davongelaufen und hatte sich in seinem Streifenwagen eingeschlossen, anstatt Joey beizustehen.
    Aber er war dann ein harter Bursche, ein richtiger Dirty Harry, wenn Teenager einen Wagen mit Schneebällen bombardierten oder jemandem einen Baseball durchs Fenster warfen oder unten am Fluss parkten und knutschten.
    Er hatte sogar Ace am Abend des Abschlussballs ziemlich in Schwierigkeiten gebracht, und Vicki war im Nachhinein heilfroh gewesen, sich nicht auf ein Doppel-Rendezvous eingelassen zu haben. Ace zufolge hatte sie splitternackt auf dem Rücksitz von Robs Firebird gesessen und die heiße Phase eingeläutet, als Dexter mit seiner Taschenlampe durch die Scheibe geleuchtet hatte. Er hatte die Tür aufgerissen und beiden befohlen, aus dem Wagen zu steigen. Er hatte ihnen nicht einmal erlaubt, ihre Sachen anzuziehen. Ace musste ihr Kleid vom Boden aufheben, als sie aus dem Wagen kroch, und hielt es vor sich, während Dexter ihnen eine Gardinenpredigt über Unzucht und die Gefahr, von einem herumstreunenden Irren umgebracht zu werden, hielt. In dem Augenblick, in dem er ihnen gedroht hatte, sie wegen unsittlicher Entblößung in der Öffentlichkeit einzulochen und ihre Eltern anzurufen, waren weiter unten auf der Straße Scheinwerfer aufgetaucht. Ace hatte ihr Kleid fallen lassen und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Sie wollen mich sicher filzen«, hatte sie gesagt. Dexter hatte ihr Kleid aufgehoben und es ihr zugeworfen. »Verschwinde, du verrücktes Miststück!«, hatte er gebrüllt, und sie und Rob waren in den Wagen gesprungen und hatten Gummi gegeben, während sich der andere Wagen genähert hatte.
    Vicki stemmte sich auf die Beine, wischte mit einer Hand den Hosenboden ihrer Shorts sauber und joggte los.
    Jede andere außer Ace, dachte sie, hätte sich durch solch eine Erfahrung so gedemütigt gefühlt, dass sie Dexter nie wieder in die Augen hätte sehen können. Und was tut sie? Sie mietet mir eines seiner Apartments.
    »Hast du noch alle Tassen im Schrank?«, hatte Vicki gefragt, als sie an diesem ersten Abend bei Ace nach einigen Wodka-Tonic herausgefunden hatte, dass Dexter Pollock der Besitzer des Hauses war.
    »Ich hab ihm gesagt, dass es für dich ist«, erwiderte Ace, »und er ist mit der Miete gleich zehn Prozent runtergegangen. «
    »Ich hoffe, du scherzt.«
    »Er sagte, es könne ja nichts schaden, eine Ärztin im Haus zu haben.«
    »Ich bin doch kein Klempner, um Himmels willen!«
    »Wahrscheinlich will er, dass du dir sein Rohr mal ansiehst.«
    »Haha. Du lieber Himmel.«
    »Er ist gar kein so übler Bursche. Er ist ein bisschen milder geworden, seit seine Minnie den Löffel abgegeben hat.«
    »Du hast ein verdammt kurzes Gedächtnis, Ace. Hast du den Abschlussballabend vergessen?«
    »Nö.« Sie grinste. »Und er auch nicht. Der arme alte Furz wird jedes Mal rot wie ein entzündeter Pickel, wenn er mich sieht. In Wahrheit jage ich ihm eine Höllenangst ein. Er hält mich für verrückt.«
    »Weil du vor ihm dein Kleid fallen lassen hast?«
    »Zum Teil.« Ace

Weitere Kostenlose Bücher