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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verändert haben. Die Augen des Mannes standen weiter auseinander als Pauls. Seine Nase war größer, sein Mund breiter, sein Kinn kräftiger. Sogar seine Ohren waren anders: Sie waren größer und lagen enger an.
    Wie albern zu glauben, es könnte Paul sein, dachte sie.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er, als sie am Fuß der Rutsche stehen blieb.
    »Ja, ich bin okay.« Sie fühlte sich betrogen. Und missbraucht; sie hatte geglaubt, allein zu sein, doch dieser Mann hatte sie beobachtet. »Was machen Sie da oben?«, frage sie.
    »Schien mir ein schöner Platz, um sich den Sonnenaufgang anzusehen.«
    »Sind Sie schon lange da oben?«
    »Eine Weile.«
    Sie fragte sich, ob er ihren Sturz gesehen hatte.
    »Ich muss los«, murmelte sie.
    »Auf Wiedersehen«, sagte er.
    Vicki drehte sich um und rannte Richtung Straße.

Kapitel Sieben
    Das kleine rote Licht an der Rückseite des HotToppers ging aus und zeigte ihm damit an, dass die dicke Scheibe Butter geschmolzen war. Melvins rechte Hand war bandagiert und schmerzte noch immer von dem Biss, deshalb benutzte er die linke, um den Stecker des Geräts herauszuziehen. Er kippte den Butterschmelzer nach vorn, zielte auf das Popcorn und drückte den Knopf. Die Butter spritzte heraus wie aus einem Duschkopf und färbte das Popcorn golden. Er sprenkelte Salz darüber, rüttelte die Schüssel, dann sprühte er noch mehr Butter darüber und salzte wieder nach.
    Er trug die Schüssel mit Popcorn ins Wohnzimmer, stellte sie auf den Tisch vor dem Sofa und ging wieder in die Küche zurück. Er füllte Eis in ein Glas, brachte es ins Wohnzimmer, ging dann erneut in die Küche und holte eine Zweiliter-Plastikflasche Pepsi aus dem Kühlschrank, die er mit ins Wohnzimmer nahm.
    Er setzte sich aufs Sofa und füllte sein Glas. Im Fernsehen präsentierte David Letterman irgendwelche Blödmänner, die idiotische Kunststücke aufführten. Melvin drückte auf den Startknopf seiner Fernbedienung, und Letterman verschwand.
    Melvin griff sich eine Handvoll Popcorn und begann zu mampfen.
    Seine Videokamera, die unter der Decke des Kellerlaboratoriums montiert war und in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach unten zeigte, lieferte ihm einen hervorragenden Blick auf den Arbeitstisch und seine unmittelbare Umgebung.
    Elizabeths nackte Leiche lag ausgestreckt auf dem Arbeitstisch, mit Ledergurten festgeschnallt. Die Gurte fixierten ihre Handgelenke und Knöchel an der Tischplatte. Ein weiterer Gurt war um ihren Hals gezurrt. Ein anderer war direkt unterhalb ihres kleinen Busens über ihre Brust gespannt.
    Melvin betrachtete sich selbst, wie er vor die Kamera trat und hineingrinste.
    »Hübsches Kerlchen«, murmelte er und schob sich Popcorn in den Mund.
    Der Melvin auf dem Bildschirm trug einen glänzenden Umhang aus rotem Satin, den er per Versand bei einer Sportartikelfirma bestellt hatte, die solche Umhänge für Boxer herstellte. Er rieb sich mit dem Rücken der bandagierten Hand über den Mund. »Heute Abend werden wir eine Methode von Seite 214 in Hizgoths Buch der Toten anwenden. Mein Versuchsobjekt ist Elizabeth Crogan aus Black River Falls«, sagte er, trat einen Schritt zurück und präsentierte der Kamera mit einer einladenden Armbewegung die Leiche auf dem Tisch hinter ihm.
    Sich abwendend, trat er an einen vollgepackten Servierwagen. Auf dem Rücken seines Umhangs stand in verschnörkelten goldenen Buchstaben: »Der Unglaubliche Melvin«.
    Melvins Hand zitterte, als er nach seinem Glas auf dem Tisch griff. Er nahm einen Schluck Pepsi und sah sich zu, wie er sich über ein offenes Buch auf dem Wagen beugte.
    Zwecks Vergegenwärtigung des Rezepts.
    Er griff nach einem Mayonnaiseglas und hob es in Richtung Kamera. »Das Blut von drei bei Vollmond getöteten Fledermäusen«, erklärte er. Er schraubte den Deckel ab und ging zu Elizabeth hinüber. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, da er das Glas in der bandagierten Hand hielt, goss er etwas Blut in seine hohle linke Hand und rieb damit ihr Gesicht ein. Als es von der sirupartigen Flüssigkeit rotbraun gefärbt war, schwenkte er das Glas über den Rest ihres Körpers und ließ Blut auf ihren Hals, ihre Arme und ihre Brust, ihren Busen und Bauch, über ihre Lenden und Beine bis hinab zu ihren festgegurteten Knöcheln tröpfeln. Dann stellte er das Glas zur Seite. Mit der Linken verrieb er das Blut, verteilte es sanft über ihren ganzen Körper.
    Melvin ließ die Handvoll Popcorn in die Schüssel zurück fallen. Er starrte gebannt auf den

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