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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Bildschirm. Sein Herz hämmerte, sein Mund war trocken.
    Er ließ sich viel Zeit, Elizabeth mit dem Blut einzureiben. Als er fertig war, wandte er sich von ihr ab und verschwand aus dem Bild. Melvin hörte das Plätschern von Wasser, als er sich die Hände wusch.
    Jeder sichtbare Zentimeter ihrer Haut war mit Blut beschmiert. Seine Finger hatten Streifen und Wirbel hinterlassen.
    Vielleicht hätte ich sie umdrehen und den Rücken einreiben sollen , dachte er.
    Melvin tauchte wieder im Blickfeld der Kamera auf und starrte eine Weile den Leichnam an, dann trat er abermals an den Wagen und warf einen prüfenden Blick in das Buch. Er hob ein zweites Glas Richtung Kamera. Kleine Gegenstände schwammen in einer trüben weißen Flüssigkeit. »Ziegenmilch«, sagte er. »Das Auge einer Katze, der Schwanz eines Molchs, Bilsenkraut und Alraunwurzel, Spinnenbeine und die Asche eines toten Sünders. Um Mitternacht aufgekocht.«
    Er öffnete das Glas, stellte es neben Elizabeths Kopf und schob einen Aluminiumtrichter in ihren Mund. Er trat hinter ihren Kopf, damit sein Körper der Kamera nicht die Sicht nahm, und goss die Flüssigkeit samt Inhalt in den Trichter, was leise schmatzende Geräusche zur Folge hatte. Nach einer Weile sickerte das Gebräu aus ihren Mundwinkeln. Kleine, glibberige Stücke glitten mit der Flüssigkeit über ihre Wangen.
    Das Glas war erst halbleer.
    Er betrachtete es stirnrunzelnd, spähte in den Trichter und machte einen Schritt seitwärts. Mit seiner linken Hand drückte er fest auf ihren Bauch. Weiße Flüssigkeit quoll aus ihrem Mund. Der Trichter floss über, und das Gebräu schwappte über Gesicht und Hals der Leiche. Er nahm seine Hand weg, und der Trichter entleerte sich langsam in sie. Er drückte erneut, ließ nach, drückte, ließ nach. Bald war der Trichter leer. Er griff nach dem Glas, schwenkte es und goss Flüssigkeit nach. Eine Weile floss sie ab, dann stieg der Spiegel im Trichter wieder. Er warf einen Blick auf Elizabeths Bauch, der bereits ziemlich aufgebläht wirkte.
    Mit einem Achselzucken stellte Melvin das Glas beiseite. Es war fast leer. Er zog den Trichter aus ihrem Mund. Glibberiges Zeug floss aus seiner Tülle, als er ihn zur Seite warf. Ihr offen stehender Mund war bis obenhin voll. Ein dunkler Klumpen schwamm in der milchigen Lache.
    Melvin schob sich wieder eine Handvoll Popcorn in den Mund. Er sah sich in die Kamera blinzelnd an den Servierwagen treten.
    Er studierte erneut das Buch, dann hob er den Blick in die Kamera. »Drei Kerzen, mitternachtsschwarz«, sagte er. Einen nach dem anderen zündete er die Dochte an, ließ kleine Lachen aus schwarzem Wachs auf den Körper tropfen und stellte die brennenden Kerzen hinein. Als er fertig war, stand eine Kerze in ihrem Schamhaar, die anderen beiden ragten von ihren Brüsten auf.
    Erneut beugte sich Melvin über das Buch, zog zwischen Buchdeckel und Titelblatt mehrere handgeschriebene Blätter hervor und las mit erhobener Stimme:
    »Herr der Finsternis, ich, dein Diener, flehe dich demutsvoll an. Ich habe die sterbliche Hülle von Elizabeth Crogan in der beschriebenen Weise vorbereitet. Sie ist mit dem Blut der Fledermaus gesalbt; sie hat den Nektar des Hizgoth zu sich genommen; die Kerzen des Schwarzen Triumvirats brennen an den drei Ecken des Luminex. Ihre Hülle ist bereit. Ich flehe dich an, schicke mir die Seele von Elizabeth Crogan, auf dass sie gemeinsam mit mir in den Dienst deines Reiches tritt.«
    Während Melvin seiner Stimme lauschte, goss er Pepsi nach, nahm einen Schluck und aß Popcorn.
    Auf dem Bildschirm las er weiter vor.
    Schließlich kam er zum Ende. »Dies erbitte ich von dir im Namen des Schwarzen Triumvirats.«
    Er ging um den Wagen herum. Neben der Leiche blieb er stehen, brach die untere Kerze aus ihrem Bett aus gehärtetem Wachs und tauchte sie mit der Flamme voran in ihren Mund. Der Nektar des Hizgoth floss über ihre Wangen. Er warf die erloschene Kerze beiseite, dann tunkte er die beiden anderen Kerzen ebenfalls in die Flüssigkeit.
    Er trat hinter Elizabeths Kopf und hob beide Hände. Blut, das durch den Verband um seine rechte Hand gesickert war, rann sein Handgelenk und seinen Unterarm hinab. Er schloss die Augen. »Komm schon, Baby«, murmelte er.
    Er sah auf sie herab.
    Nichts.
    Melvin stellte das Kauen ein. Er beugte sich vor, starrte auf die Leiche, halb hoffend, dass ihre Augen sich öffneten und ihr Kopf sich drehte. Er war dort gewesen; er wusste, dass sie sich nicht bewegen würde. Doch er

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