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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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schluchzte leise.
    »Komm raus«, sagte Melvin. »Ich tu dir nicht weh.«
    »Bitte tun Sie mir nichts«, flüsterte sie zwischen ihren Fingern hindurch.
    »Ich hab doch gesagt, ich tu dir nicht weh. Komm raus.«
    Sie stemmte sich im Kofferraum auf ihre Hände und Knie, ohne ihn dabei auch nur einmal anzusehen. Ihr Rücken bebte von unkontrollierten Schluchzern. Ein langer Rotzfaden hing aus ihrer Nase und baumelte hin und her. Langsam und mit gesenktem Kopf kletterte sie aus dem Kofferraum, wandte Melvin den Rücken zu, richtete sich auf, beugte sich wieder vor und hielt sich am Wagen fest.
    »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Wenn du keine Zicken machst, passiert dir nichts.«
    Er schob den Revolver in seinen Gürtel, zog den Müllsack aus der Tasche und schüttelte ihn auf.
    »Was ist das?«
    »Nichts. Nur ein Sack. Ich stülp ihn dir über den Kopf, damit du nicht siehst, wohin wir gehen. Stell dich gerade hin und leg die Arme an die Seiten.«
    Sie befolgte seine Anweisungen. Melvin weitete die Öffnung des Sacks, stülpte ihn ihr über den Kopf und streifte ihn über ihren Körper. Er reichte fast bis zu ihren Knien. Er zog seinen Gürtel aus den Schlaufen und machte eine Schlinge daraus, indem er ein Ende durch die Schnalle zog. Dann warf er die Schlinge über ihren Kopf. Der Plastiksack knisterte, als er sie um ihren Hals festzog, wobei er darauf achtete, dass sie noch genügend Luft bekam.
    »Kannst du atmen?«, fragte er.
    Ihr verhüllter Kopf nickte. Melvin hörte sie schniefen.
    »Ist es nicht zu eng?«
    »Nein.«
    »Okay. Dreh dich zu mir herum.«
    Sie drehte sich um. Melvin rüttelte am Gürtel, so dass die Schnalle nach vorn auf ihre Kehle rutschte. Rückwärts gehend dirigierte er sie zur Haustür. Er führte sie über die Schwelle, durch den Korridor und die Küche zu einer weiteren verschlossenen Tür. Er öffnete sie und sagte: »Vorsicht, Stufe.«
    »Wohin bringen Sie mich?«, fragte sie mit hoher, weinerlicher Stimme.
    »In den Keller.« Melvin grinste. »Dort bleibst du, bis sie mit dem Lösegeld rausrücken.«
    »Lösegeld?«
    »Na klar. Was hast du gedacht? Dass ich dich umbringe, oder was?«
    »Sie wollen nur Geld?«
    »Natürlich.«
    Melvin knipste das Kellerlicht an. Er drehte der Treppe den Rücken zu und machte einen vorsichtigen Schritt abwärts. In der Linken hielt er den Gürtel. Seine Rechte schwebte über dem Handlauf des Geländers. Patricia zögerte an der obersten Stufe. »Geh einfach weiter und halt dich am Geländer fest«, sagte er. »Ich will nicht, dass du die Treppe runterfällst und dir wehtust.«
    Sie zog den Plastiksack bis zu ihren Hüften hoch, streckte die Hand aus und umklammerte den hölzernen Handlauf.
    Melvin achtete darauf, immer zwei Stufen unterhalb von Patricia zu sein und sah zu, wie sie die Treppe herabstieg. Sie machte kleine, vorsichtige Schritte. Ihre Schuhe und ihre Strümpfe waren weiß. Er hasste weiße Strümpfe.
    Die ziehe ich ihr als Erstes aus, entschied er.
    »Wer soll denn für mich Lösegeld zahlen?«, fragte sie. Sie klang nicht mehr so verängstigt.
    »Sag du’s mir.«
    »Ich hab etwas gespart.«
    »Wie viel?«
    Melvin erreichte den Betonboden des Kellers. Patricia stieg die letzten zwei Stufen herab. Als ihre Hand das Ende des Geländers erreichte, zog sie den Plastiksack wieder so weit es ging herunter. Offenbar wollte sie so viel wie irgend möglich von sich bedecken.
    »Ich habe ungefähr achthundert Dollar«, sagte sie. »Ist das genug? Sie können alles haben.«
    »Achthundert?« Melvin trat hinter sie. »Okay. Das klingt gut.« Er wickelte den Gürtel um seine linke Hand.
    »Gut. Dann ist das also …«
    Mit einem heftigen Ruck zog er am Gürtel. Patricia taumelte ihm entgegen, als die Schlinge sich zuzog und den Müllsack fest um ihren Hals zurrte. Er sprang aus dem Weg. Sie plumpste mit dem Hintern auf den Betonboden. Mit schnellen Schritten nahm er die ersten drei Stufen, wobei er den Gürtel straff gespannt hielt und sie hinter sich herzog, bis sie auf der Treppe lag. Sie zappelte und trat um sich. Es gelang ihr, den Plastiksack hinaufzuschieben, die Hände freizubekommen und um den Gürtel zu legen.
    Melvin runzelte ärgerlich die Stirn. Er wollte sie ersticken, nicht erdrosseln. Strangulationsmale konnte er nicht brauchen. Deshalb ließ er den Gürtel etwas lockerer. Mit einem Ruck zog sie daran, und Melvin ließ los.
    Sie rang röchelnd nach Luft und setzte sich auf. Ihre Hände zerrten an den Falten des Müllsacks und versuchten,

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