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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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und Frauen, manche in Straßenkleidung, andere in Weiß. Er nahm an, dass es Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger, Labortechnikerinnen und Hausmeister waren, die nach ihrer Schicht nach Hause fuhren.
    Melvin entschied sich für eine große, schlanke junge Frau in einem weißen Kostüm. Wahrscheinlich eine Krankenschwester. Aus dieser Entfernung konnte er ihr Gesicht nicht deutlich erkennen. Aber sie hatte kurzes, blondes Haar wie Vicki, und ihre Figur wirkte nicht übel. Sie war hübscher als alle anderen.
    Sie ging neben einer kleineren, pummeligen Frau, die vermutlich ebenfalls Krankenschwester war, und einem Mann in Overall. Die drei blieben vor einem Lieferwagen stehen und unterhielten sich eine Weile. Melvin hörte das leise Murmeln ihrer Stimmen, konnte jedoch nicht verstehen, was sie sagten. Der Mann stieg in den Lieferwagen. Die beiden Krankenschwestern gingen an einer Reihe von geparkten Autos entlang auf den hinteren, für Mitarbeiter reservierten Bereich des Parkplatzes zu. Dann stieg die Schlanke in einen VW Golf, die kräftiger Gebaute ging weiter.
    Melvin fuhr rückwärts aus der Parkbucht und reihte sich in die kurze Schlange der Fahrzeuge ein, die sich vor der Ausfahrt des Parkplatzes gebildet hatte. Langsam rollte er auf die Straße, bog rechts ab und hielt am Bordstein. Über die Schulter spähte er nach hinten und beobachtete, wie der VW Golf auf die Straße bog.
    Er fuhr nach rechts, genau wie er.
    Ein gutes Omen, dachte er.
    Der Golf fuhr an ihm vorbei. Schnell lenkte Melvin seinen Wagen hinter ihm auf die Fahrbahn zurück, ging vom Gas und ließ sich ein Stück zurückfallen. Es brachte nichts, zu dicht aufzufahren, obwohl sie wahrscheinlich annahm, dass er ebenfalls ein Angestellter des Krankenhauses war, der nach Hause fuhr.
    Es würde nicht einfach werden, sie zu schnappen. Die, die an seiner Tankstelle hielten, waren immer leicht zu überwältigen. Ein paar von ihnen griff er sich einfach, während sie auf dem Fahrersitz saßen und darauf warteten, bezahlen zu können. Einigen folgte er in die Toilette und kümmerte sich dort um sie. Bei anderen, die an der Zapfsäule mit Vollservice hielten, ritzte er den Keilriemen an, während er das Öl prüfte. Nachdem sie weggefahren waren, schloss er die Tankstelle und brauste mit seinem Abschleppwagen die River Road hinauf. Er fand sie mit schöner Regelmäßigkeit ein paar Meilen außerhalb der Stadt mit qualmender Motorhaube am Straßenrand, und immer dachten sie, es sei ein Wunder, dass er zufällig vorbeikam. Ein Kinderspiel.
    Aber das hier war völlig anders. Er war sich nicht sicher, wie er vorgehen sollte.
    Er hatte ziemlich lange darüber nachgedacht, während er auf dem Krankenhausparkplatz wartete. Er wusste, wie er sie sich greifen wollte . Er wollte ihr einfach nach Hause folgen, warten, bis sie im Haus war, um dann hineinzuschleichen und sie zu überrumpeln. Auf diese Weise würde er ungestört sein und die Muße und Zeit haben, die er brauchte. Doch er musste damit rechnen, dass die Frau verheiratet war oder bei ihren Eltern wohnte oder sich mit jemandem die Wohnung teilte. Nüchtern betrachtet war die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass sie nicht allein lebte.
     
    Die andere Möglichkeit war, sie zu schnappen, bevor sie zu Hause angelangt war. Entweder musste er sie irgendwie dazu bringen, auf der Straße anzuhalten oder versuchen, sie zu erwischen, nachdem sie den Wagen geparkt hatte und auf dem Weg zur Haustür war. Diese Methoden würden nur funktionieren, wenn niemand in der Nähe war.
    Warte ab, was sich ergibt, sagte sich Melvin.
    Der Golf bog links ab. Melvin folgte ihm. Er sah in den Rückspiegel. Keiner der Wagen hinter ihm bog ab. Die Straße vor ihnen war leer, und nur ein paar Häuser waren in der Dunkelheit vor ihm auszumachen. Er kannte die Straße. Sie führte nach Cedar Junction, acht Meilen westlich von Blayton. Bald würde eine lange Strecke durch Farmland kommen, bevor die ersten Häuser von Cedar Junction auftauchten. Wenn sie nicht in eine der Auffahrten dort vorn einbog …
    Sie tat es nicht.
    In der Ferne blitzten Scheinwerfer auf, und er ließ sich zurückfallen. Die Lichter kamen näher. Er kniff die Augen zusammen. Ein Pick-up brauste vorbei, und der grelle Lichtschein war verschwunden. Melvin beobachtete die Hecklichter im Rückspiegel. Als sie nur mehr kleine, rote Punkte in der Dunkelheit waren, zog er den Wagen über die Mittellinie und trat aufs Gas. Er kam dem Golf schnell näher, raste an ihm vorbei

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