Das Grab - Roman
herunter und küsste ihre Brüste. »Nicht hier«, flüsterte sie. »Lass uns ins Schlafzimmer gehen.«
Vicki registrierte erleichtert, dass sie nicht mehr Melvins Gefangene im Gemeindezentrum war. Jack trug sie den Korridor in Aces Haus hinunter. Er brachte sie ins Schlafzimmer. Er legte sie aufs Bett. Er zog sie aus. Dann war auch er nackt.
Sie schmiegte sich an seinen glatten, nackten Körper, küsste ihn und stöhnte, als er sie überall streichelte. Dann lag sie auf dem Rücken, Jack kniete zwischen ihren Schenkeln. Das geht nicht, dachte sie. Nicht ohne Gummi. Aber wenn ich etwas sage, denkt er, ich will sein Kind nicht.
Ich will dein Baby. Ich will kein AIDS .
Er wird es mir nicht glauben.
Ich kann es ihm nicht sagen. Es ist alles vorbei, wenn ich es ihm sage.
Dann hielt Jack ein kleines, buntes Plastiktütchen in einer Hand. Er riss es auf.
Gott sei Dank.
Oh, Jack, ich hab dir Unrecht getan.
Sie streckte ihm ihre Hände entgegen. Sie nahm das Kondom. Sie stülpte den Gummiring über die Spitze seines Penis und rollte ihn langsam abwärts. Sie spürte seine Hitze durch die feuchte Gummihülle.
Zitternd flüsterte sie: »Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.«
»Du hättest dich für mich aufsparen müssen!«
Melvins verzerrtes Gesicht war über ihr. »SAG IHM, DASS DU SEINEN LÄCHERLICHEN SCHWANZ NICHT WOLLTEST!«
»NEIN!«, schrie sie.
Sie fuhr hoch und fand sich im Schlafzimmer wieder, wimmernd, zitternd und nackt, das Laken am Fußende des Betts zusammengeknüllt, beide Hände fest zwischen ihre Schenkel geklemmt.
Ihr Herz hämmerte. Obwohl sie nach Atem rang, schien sie nicht genug Luft zu bekommen. Sie kreuzte die Beine im Schneidersitz, drückte den Rücken durch, blickte zur Decke, verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf und hob die Ellbogen. Ihr Haar war tropfnass. Wie ihr ganzer Körper. Sie fühlte, wie ihr Schweißtropfen übers Gesicht liefen, über den Rücken, über ihre Hüften und ihre Brust. Ihre Augen brannten, als hätte sie Salzwasser hineinbekommen.
Sie versuchte, nicht an den Alptraum zu denken, folgte in ihren Gedanken dem Lauf eines Schweißtropfens, der vor ihrem Ohr herabrann, über ihren Kiefer, ihren Hals, ihr Schlüsselbein und weiter auf ihre Brust. Er verharrte an der Spitze ihrer Brustwarze. Er hing dort, ein winziges, zitterndes Gewicht, das langsam erkaltete, bis ein weiterer Schweißtropfen denselben Weg fand und sich mit ihm vereinigte. Sie fielen gemeinsam als ein einziger Tropfen, der mit einem kühlen Klatschen auf ihrem Schenkel landete, an der Seite herabperlte und vom Bettlaken aufgesogen wurde.
Es dauerte nicht lange, dann hatte sich ihr Atem und ihr Herzschlag fast wieder normalisiert. Sie griff hinter sich, fand ihr Kissen und rieb sich damit das Gesicht trocken. Dann ließ sie es auf ihren Schoß fallen, presste es gegen die nasse, kühle Haut ihrer Brüste und ihres Bauchs. Es fühlte sich weich und warm an. Kuschelig. Sie ließ sich aufs Bett zurücksinken, schlang die Arme um das Kissen und seufzte.
Sie konnte glatt wieder einschlafen.
Und träumen?
Sie drehte den Kopf. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 2:08. In drei Stunden musste sie aufstehen. Wenn sie nicht noch etwas schlief, würde sie morgen ziemlich kaputt sein.
Sie hoffte, dass sie für diese Nacht fertig mit Melvin war. Eine Dosis von diesem Irren sollte eigentlich ausreichen, den versteckten Winkel ihres Bewusstseins zu befriedigen, der offensichtlich so besessen von ihm war. Er hatte ihr die obligatorische nächtliche Horrorshow beschert.
Lass mich endlich in Ruhe, dachte sie.
Der Teil ihres Traums mit Jack war ein sehr schönes Erlebnis gewesen. Gegen eine Fortsetzung hätte sie nichts einzuwenden – solange Melvin darin nicht vorkam.
Jack.
Er hatte nicht angerufen. Er war nicht vorbeigekommen.
Zur Hölle mit ihm.
Der Traum-Jack war viel besser als der echte. Er hat mir keinen Kummer gemacht, dachte sie. Und er hatte ein Kondom. Ich hab’s ihm übergezogen. Herr im Himmel. Das hab ich noch nie gemacht. Aber anscheinend würde ich es gern tun.
Sie streichelte das Kissen und erinnerte sich daran, wie er sich anfühlte.
Und zuckte zusammen, als plötzlich das Jaulen der Feuersirene die Stille zerriss.
Es schwoll zu einem nervenzerfetzenden Heulen an und erstarb wieder. Ein paar Sekunden später jaulte es wieder los.
In ganz Ellsworth wurden die Männer der freiwilligen Feuerwehr aus dem Schlaf gerissen.
Und alle anderen.
Jack auch.
Vicki schob ihr Kissen zur
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