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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Seite, kletterte aus dem Bett und ging zum Fenster. Sie stützte die Hände auf die Fensterbank und beugte sich vor. Eine warme Brise strich über ihre Haut. Die Straße jenseits des Vorgartens lag verlassen da, von ein paar parkenden Autos abgesehen.
    Jack muss wach sein, dachte Vicki. Niemand konnte bei diesem Lärm schlafen.
    Sie fragte sich, ob er an sie dachte, fragte sich, ob es ihm leidtat, wie alles gelaufen war. Vielleicht war er aber auch nur erleichtert, dass er sie so schnell durchschaut hatte.
    Er macht sich ein völlig falsches Bild von mir, dachte sie.
    Sie hörte den Motor eines Wagens. Scheinwerfer erhellten die Straße. Dann raste ein Auto vorbei, auf dessen Ablage hinter der Frontscheibe ein blaues Licht blinkte.
    Einer von der freiwilligen Feuerwehr, der zur Wache fuhr.
    Vicki fühlte einen Anflug von Schuld.
    Ich versinke in Selbstmitleid wegen meiner kleinen, lächerlichen Probleme, und irgendjemand da draußen ist wirklich in Not. Ein Haus könnte abbrennen. Ein Auto verunglückt sein. Jemand war unter Umständen verletzt oder tot.
    Möglicherweise wurde ein Arzt gebraucht.
    Die Sanitäter der Rettungswagen waren ausgebildet, Erste Hilfe am Unfallort zu leisten. Bis sie dort eintraf, würden sie mit den Verletzten bereits unterwegs in die Notaufnahme des Blayton Memorial sein.
    Sie wusste nicht einmal, wo sie hinfahren sollte.
    Erkundige dich in der Feuerwache, wie die Feuerwehrmänner auch.
    Du könntest noch rechtzeitig dort sein, um zu helfen.
    Die Alternative war, ins Bett zu gehen und zu versuchen, wieder einzuschlafen und wahrscheinlich einen weiteren Alptraum zu erleben.
    Ihr Herz hämmerte, als sei die Entscheidung bereits getroffen.
    »Mein Name ist Dr. Chandler«, rief sie durch die offene Scheibe von Aces Mustang. »Ich möchte helfen, wenn ich kann.«
    Der Mann in der Einfahrt der Feuerwache nickte. »Auf der River Road, draußen an der Brücke über den Laurel Creek, ist ein Wagen ausgebrannt. Sie können ja mal rausfahren und sehen, ob Ihre Hilfe gebraucht wird.«
    Sie bedankte sich, stieß zurück auf die Straße und trat aufs Gas.
    Ein brennendes Auto an der Brücke, an der Steve Kraft vor so vielen Jahren diesen entsetzlichen Unfall gebaut hatte. Wo er verbrannt war, wo Darlene enthauptet wurde.
    Vicki sah Darlene im Rollstuhl vor sich, auf der Bühne der Wissenschaftsausstellung, in ihrem Cheerleader-Outfit, den Hals mit Bandagen umwickelt, damit der Kopf nicht herabfiel – und Melvin, der die Starthilfekabel an ihre Daumen klemmte.
    Sie schüttelte den Kopf, um die Bilder zu vertreiben, und betete, dass in dem Wagen keine Jugendlichen gesessen hatten.
    Wahrscheinlich waren es Jugendliche. Nur Kids waren zu dieser Zeit noch unterwegs, rasten Bier saufend die River Road rauf und runter. Sie liebten es, möglichst schnell durch die Kurven zu brettern. Mussten sich ständig beweisen, was für tolle Kerle sie waren.
    Draufgänger, die dem Tod trotzen.
    Es war leicht, ihm zu trotzen, wenn man nicht an ihn glaubte. Die meisten Teenager taten das nämlich nicht. Vicki wusste das definitiv. Sie dachten nicht an den Tod, zumindest nicht an ihren eigenen. Nicht einmal, wenn sie Selbstmord begingen. Dachten irgendwie, sie würden weiterleben, ob nun tot oder nicht. Segen und Fluch der Jugend. In Zukunft würden sie vorsichtiger sein, verdammt nochmal.
    Sie bog in die River Road.
    Falls es irgendein junger Bursche war, der sich beweisen wollte, hatte er hoffentlich seine Freundin nicht dabeigehabt. Oder gar den Wagen voller Kumpels.
    Obwohl die Straße vor ihr noch leer war, sah Vicki am schwarzen Himmel über der Fahrbahn den Widerschein von blinkenden roten und blauen Lichtern, der auf dem Asphalt schimmerte und die Bäume auf der anderen Seite des Flusses in ein gespenstisches Licht tauchte. Sie stellte den Fuß aufs Bremspedal und wurde langsamer, dann bog sie um die Kurve.
    Eine Reihe blinkender Warnbojen sperrte die Straße. Dahinter waren beide Fahrbahnen von Autos blockiert, zwischen ihnen der Löschzug der Feuerwehr. Sie sah kein Feuer, nur ein paar dünne Rauchschwaden, die in den rotierenden Dachlichtern des Löschzugs, des Rettungswagens und der Streifenwagen abwechselnd rot und blau leuchteten. Die Autos und die zwischen ihnen hin und her eilenden Männer versperrten ihr die Sicht auf den Unfallwagen.
    Joey Milbourne kam mit großen Schritten auf die Absperrung zu. Er hob eine Hand, um Vicki zum Anhalten aufzufordern. Vicki trat auf die Bremse. Er kam ans Fenster und beugte

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