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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sich herab. »Die Brücke ist … Vicki?«
    »Ich dachte, ich schau vorbei und sehe, ob ich helfen kann.«
    »Fahr ein Stück weiter vor«, sagte er.
    Sie lenkte den Mustang zwischen zwei Warnbojen hindurch, hielt an und stieg mit der Arzttasche in der Hand aus.
    »Die wirst du nicht brauchen«, sagte Joey, auf die Tasche weisend. »Jedenfalls noch nicht. Bisher haben wir nur den Wagen gefunden.«
    »Keinen Fahrer?«
    »Niemanden.«
    Sie ließ die Tasche auf dem Beifahrersitz stehen. Als sie neben Joey durch den Pulk der Einsatzwagen ging, sah sie Männer, die mit Taschenlampen die Straßengräben vor der Brücke absuchten. Einer von ihnen wanderte, den Lichtkegel seiner Taschenlampe hin und her schwenkend, tiefer zwischen die Bäume. Ein anderer stand mit gesenktem Kopf auf der Brücke und schien den Gehweg und die Brüstung zu inspizieren. Zwei weitere suchten die Straßenränder auf der anderen Seite der Brücke ab.
    »Die Fahrertür stand offen, als wir ankamen«, sagte Joey. »Sieht so aus, als wäre der Fahrer ausgestiegen und weggelaufen. Wahrscheinlich steht er unter Schock. Der Aufprall scheint nicht sehr heftig gewesen zu sein, aber man weiß ja nie. Er ist vielleicht mit dem Kopf gegen das Lenkrad geknallt. Sieht so aus, als hätte er auch Feuer gefangen. Wir haben auf der Brücke verkohlte Kleiderfetzen gefunden.«
    »Mein Gott«, murmelte Vicki, als sie das ausgebrannte Autowrack sah. Es war vollkommen schwarz, bis auf ein paar weiße Flecken – Schaum aus den Feuerlöschern. Die Reifen waren platt und rauchten. Die Scheiben waren zerborsten. Die Motorhaube stand auf. Der Kofferraumdeckel, den es aus den Scharnieren gerissen hatte, lag auf dem Dach.
    Trotz der Zerstörung waren die Größe des Wagens und seine eckige Karosserie für Vicki unverkennbar.
    Ein Mercedes.
    Wenn ich nicht mehr bin.
    Entsetzt rannte sie zu dem Wagen. Das ist nicht Charlies Wagen, dachte sie, unmöglich, er ist nicht der Einzige auf der Welt, der einen Mercedes fährt … Aber vielleicht der Einzige in Ellsworth.
    Sie ging vor dem Kofferraum in die Hocke. Das Wrack strahlte noch immer Hitze ab. Der Gestank von verbranntem Gummi stach ihr in die Nase. Sie hielt die Luft an und inspizierte mit zusammengekniffenen Augen das Nummernschild. Joey richtete den Lichtkegel seiner Taschenlampe darauf. Trotz der erhabenen Buchstaben konnte sie das Kennzeichen durch die Rußschicht nicht entziffern. Sie versuchte, den Ruß abzuwischen, verbrannte sich die Finger und riss den Arm zurück. Sie schob die Hand unter ihr T-Shirt, beugte sich vor und wischte, den Stoff wie einen dünnen Handschuh benutzend, über das Nummernschild.
    DOC CG, las sie. »Es ist Charlies Wagen«, sagte sie. »Dr. Gaines.«
    »Himmel!«, sagte Joey.
    »Ich hab hier was!«, rief eine Stimme von der Brücke.
    Benommen richtete Vicki sich auf und folgte Joey. Sie gingen auf den Mann in der Mitte der Brücke zu. War er derjenige, der gerufen hatte?
    Charlie hat sich umgebracht, dachte sie. Mein Gott, er hat sich umgebracht. Deshalb hat er mir alles überschrieben. Er hat alles geplant. Ich hatte Recht, er war krank. Hat erfahren, dass er Krebs hat. Irgendwas Schlimmes. Soll ich ihnen das erzählen? Oder abwarten, bis sie ihre eigenen Schlüsse ziehen?
    Vage registrierte sie, dass der Mann auf der Brücke ebenfalls ein Cop war.
    »Was ist, Chief?«, fragte Joey.
    War das Chief Raines? Pollocks Nachfolger?
    »Sehen Sie das hier?«, sagte der Chief und richtete seine Taschenlampe auf die Oberseite der Brüstung. Schwarze Schmierspuren waren auf dem Beton zu erkennen. »Er muss lichterloh brennend ausgestiegen und von der Brücke gesprungen sein.«
    »Dr. Gaines«, sagte Joey.
    »Charlie Gaines?«
    »Das ist sein Wagen.«
    »Scheiße.«
    Die Männer beugten sich über die Mauer und richteten ihre Taschenlampen auf den Fluss. Vicki trat neben Joey, starrte hinunter und beobachtete, wie die bleichen Lichtkegel über das Wasser, die Felsen und Büsche an den Ufern huschten.
    »Dachte, er würde im Wasser landen«, sagte der Chief.
    »Muss in Panik gewesen sein.«
    »Ich glaube, wenn du in Flammen stehst, machst du so ziemlich alles.«
    Verdammt, dachte Vicki, der Sturz hat ihn umgebracht. Die Brücke war an die zwanzig Meter hoch. Sie war als Kind oft dort unten gewesen, und der Fluss war normalerweise nicht tiefer als einen halben Meter.
    »Ich sehe ihn nicht«, sagte der Chief.
    »Ich auch nicht«, sagte Joey. »Denken Sie, er hätte noch herumlaufen können?«
    »Möglich.

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