Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlicher ist, dass ihn die Strömung abgetrieben hat. Wir finden ihn vielleicht ein Stück flussabwärts. In irgendeinem Gestrüpp am Ufer.« Der Chief wandte sich von der Brüstung ab. Einige Männer, die die Straßengräben abgesucht hatten, kamen über die Brücke. Er rief auch die anderen herbei. Als alle auf der Brücke versammelt waren, erklärte er, dass der Fahrer Charlie Gaines war und in den Fluss gesprungen sein musste, um die Flammen zu löschen. »Er hat möglicherweise überlebt und es ans Ufer geschafft. Sucht also zwischen den Büschen und Bäumen. Ich schätze aber, wir werden ihn irgendwo flussabwärts finden.«
    »Glauben Sie, er ist noch am Leben?«, fragte ein Sanitäter in weißem Uniformhemd.
    »Das wissen wir erst, wenn wir ihn finden, oder? Also los.«
    Die Gruppe teilte sich auf, und je eine Handvoll Männer strebte auf die Enden der Brücke zu.
    Vicki blieb bei Joey und dem Chief, die zum Wrack des Wagens zurückgingen. »Ich werde runtergehen und die Suche koordinieren«, sagte der Chief. »Milbourne, Sie bleiben hier oben und sichern den Unfallort. Wir wollen keine herumgammelnden Schaulustigen.« Er warf einen Blick auf Vicki. »Was machen Sie hier, junge Frau?«
    »Das ist Dr. Chandler«, sagte Joey.
    »Ich bin Dr. Gaines’ Partnerin in der Praxis«, erklärte sie. »Ich würde gern bei der Suche helfen.«
    Seine Augen wurden schmal. »Sie kommen ganz ordentlich herum.«
    Was meint er damit?, fragte sie sich.
    »Ich hab den Feueralarm gehört und dachte, ich könnte vielleicht gebraucht werden.«
    »Sie hat den Wagen identifiziert«, bemerkte Joey.
    »Ich nehme an, dass Sie heute Nacht nicht bei ihm waren, oder?«
    »Nein«, erwiderte Vicki. »Ich hab ihn zuletzt gegen halb sechs gesehen, kurz bevor ich die Praxis verließ.«
    »Sie haben nicht mit ihm in der Riverfront Bar getrunken? «
    »Nein, ich …«
    »Sie haben nicht gehört, dass Melvin Dobbs Charlie gedroht hat, ihn umzubringen?«
    Vicki fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. »Spitze. Jetzt bin ich wohl so was wie eine Verrückte, weil ich eine Morddrohung gegen Pollock gemeldet habe.«
    »Und jetzt sind Sie hier. Ist das ein Hobby von Ihnen, sich in die Angelegenheiten der Polizei zu mischen?«
    »Ich bin Ärztin «, erwiderte sie und hob ihre Stimme, um ihr einen festeren Klang zu geben. »Ich bin hier rausgefahren, um meine Unterstützung anzubieten für den Fall, dass jemand ärztliche Hilfe braucht.«
    »Dann packen Sie Ihre Mullbinden wieder ein und fahren Sie nach Hause, Doktor .«
    »Ich würde gern bei der Suche helfen.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Aber wir brauchen dort unten niemanden, der uns behindert. Packen Sie ein und traben Sie nach Haus.«
    »Er ist mein Freund .« Diesmal konnte sie nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte.
    »Schaffen Sie sie weg von hier, Milbourne.«
    »Ja, Sir.«
    Damit ließ der Chief sie stehen und stapfte zum Ende der Brücke.
    »Du solltest jetzt besser gehen«, sagte Joey.
    »Er hält mich für ’ne Art Groupie! «
    »Er ist gestresst, das ist alles. Er steht wegen der Pollock-Geschichte ziemlich unter Druck, und jetzt passiert auch noch so was.«
    »Kann ich nicht einfach hier oben warten, bis sie Charlie finden?«
    »Leider nein.«
    »Herrgott, warum denn nicht?«
    »Fahr nach Haus. Du kannst hier nichts tun. Ich sag dir Bescheid, sobald wir ihn finden.«
    Sie blieb am Ende der Brüstung stehen, wo Charlies Wagen gegen den Beton gekracht war, und spähte über die Betonmauer. Sie sah Chief Raines, der sich einen Weg die Böschung hinab bahnte. Er war schon fast am Ufer angelangt. Einige der Männer suchten das Ufer ab, andere wateten durchs Wasser. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen huschten hin und her.
    Sie drehte sich zu Joey um. »Warum leihst du mir nicht deine Taschenlampe, und …«
    »Willst du, dass ich Schwierigkeiten kriege?«
    »Verdammt, sei nicht so ein Schlappschwanz.«
    Joey packte ihren Arm, und das keineswegs sanft. »Zeit zu gehen, Schätzchen!«
    Er führte sie zu ihrem Wagen, derart schnell und grob, dass ihre Füße kaum den Boden berührten.
    »Lass mich los!«
    Er dachte nicht daran.
    Als sie Aces Mustang erreichten, riss er die Tür auf, zerrte sie herum und ließ ihren Arm los. Er fühlte sich heiß an, wo seine Finger in ihr Fleisch gedrückt hatten.
    Vicki stieg in den Wagen. Als sie ihre Arzttasche auf den Beifahrersitz wuchtete, warf Joey die Tür zu.
    »Fahr los!«, sagte er.
    Sie startete den Motor, wendete und fuhr davon.

Weitere Kostenlose Bücher