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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sich auf den Stamm eines angeschwemmten Baums sinken. Als er wieder einigermaßen bei Atem war, lauschte er in die Dunkelheit. Er hörte das Murmeln des Flusses, das Rauschen der Blätter, Vogelzwitschern, Moskitosummen. Keine menschlichen Laute. Er schätzte, dass er mindestens eine halbe Meile von der Brücke entfernt war. Die Wahrscheinlichkeit war sehr gering, dass jemand so weit flussabwärts suchen würde. Zumindest nicht so bald.
    »Was mache ich nur mit dir?«, murmelte er.
    »Schei ker Hurenso.«
    Melvin stieß einen entsetzten Schrei aus.
    Er warf sich auf die Knie, presste Charlies Kopf an seine Brust und riss Splitter des zerschmetterten Schädelknochens heraus, schleuderte sie von sich, grub tiefer, pulte Gehirnmasse heraus, zerquetschte sie in seiner Faust, hörte, wie Brocken davon ins Wasser klatschten.
    »Bist du jetzt tot?«, keuchte er. »Ha? Du verfluchtes Schwein!«
    Zumindest sah es danach aus.
    Melvin drückte das Kinn des Mannes nach unten. Er zog an der Zunge und versuchte, sie herauszureißen, doch seine Hand rutschte ab. Er rammte Charlies Hinterkopf gegen den Baumstamm, hielt ihn fest und zog die Zunge so weit heraus, wie er konnte.
    Dann näherte er sich dem Gesicht, das eigentlich nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Gesicht hatte. Es sah aus wie Holzkohle, abgesehen von den weißen Zähnen.
    Melvin nahm die Zunge in den Mund, biss zu, und riss den Kopf zurück. Ächzend packte er Charlie am Arm und zog ihn in die Mitte des Flusses. Er ließ los, und die Leiche trieb davon.
    Die Zunge warf er in die Büsche.
    Jetzt konnten sie die verdammte Leiche ruhig finden.
    »Der tote Scheißkerl wird nichts mehr erzählen«, sagte er.
    Dann watete er ans Ufer, und machte sich durch den Wald auf den Heimweg.

Kapitel Einundzwanzig
    »Du warst ein sehr böses Mädchen«, sagte Melvin. »Du solltest dich doch für mich aufsparen.«
    Er stand neben ihrem Bett und starrte mit missbilligend gerunzelter Stirn auf sie herab. Er beugte sich vor. Vicki konnte nicht sehen, was seine Hand machte, doch plötzlich brummte ein Motor, und der Kopfteil des Betts begann sich zu heben. Ein Krankenhausbett? Als ihr Oberkörper angehoben wurde, sah sie, dass sie nicht in einem Krankenhaus befand. Das Bett stand mitten im Saal des Gemeindezentrums. Als die Neigung des Betts steiler wurde, begann das Laken, das Vicki bedeckte, zu rutschen. Sie versuchte, das Laken festzuhalten. Vergeblich. Ihre Handgelenke waren an das Geländer des Betts gefesselt.
    Das Bettlaken rutschte tiefer, entblößte ihre Brüste und die riesige Wölbung ihres Bauchs.
    »Siehst du?«, sagte Melvin. »Du hast dich nicht für mich aufgespart. Ich bin zutiefst enttäuscht von dir, Vicki. Ich liebe dich. Du weißt , wie sehr ich dich liebe. Wie konntest du dich bloß mit einem anderen Mann einlassen? Wie konntest du dich nur von ihm schwängern lassen?«
    Das ist unmöglich, dachte Vicki. Eine Scheinschwangerschaft, sonst nichts.
    »Das hab ich nicht«, sagte sie. »Das ist ein Irrtum.«
    »Ach, wirklich?« Er klopfte mit dem Knöchel auf ihren Bauch. Er klang wie eine reife Wassermelone. »Wer ist da wohl drin? Ich weiß, wer es nicht ist. Es ist nicht Melvin junior. Könnte es vielleicht Jack junior sein?«
    »Nein. Es ist niemand.«
    »Das werden wir ja sehen.«
    »Ich kann nicht schwanger sein. Ich hab mit niemandem geschlafen.«
    »Ich bin sicher, dass du nicht geschlafen hast. Du hast gevögelt. Hier ist der Beweis.«
    »Aber das stimmt nicht! Ehrlich!«
    »Lügen haben kurze Beine.«
    Es war eine Lüge, schien ihr. Aber das letzte Mal war schon so lange her. Er hieß Bart. Das war der Letzte gewesen. Es lag fast drei Jahre zurück. An Silvester. Sie waren beide ziemlich betrunken gewesen, und sie hatte ihr Diaphragma vergessen, und er hatte keinen Gummi benutzt (»Wie Handschuhe tragen«), und dann war ihre Periode ausgeblieben, und sie war ganz krank vor Sorge gewesen, aber dann kam sie doch. Sie weinte vor Erleichterung.
    Sie bekam ihre Tage nach wie vor, und außerdem war es drei Jahre her. Es konnte nicht Bart junior sein. Ausgeschlossen. Und sie hatte nie mit Jack geschlafen.
    Es sei denn, sie hatte es vergessen.
    »Wir haben nicht miteinander geschlafen«, sagte sie. »Jack und ich … wir haben uns gestritten.«
    Vielleicht haben wir uns wieder versöhnt und es nachgeholt.
    Sie konnte sich und Jack auf der Couch sehen. Oder war das Ace? Nein, es war Jack. Er streifte die Träger ihres Kleids über ihre Arme, zog ihr Miedertop

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