Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
knappen knallroten Tanga erkannte.
    Nur eine Spur röter als sein Gesicht.
    Fast hätte Vicki »schick« gesagt. Aber das würde ihn wahrscheinlich noch mehr in Verlegenheit bringen. »Ist ja nur eine Unterhose«, sagte sie.
    »Ja«, murmelte er und griff nach den Shorts. Er zog ein Schlüsseletui aus der Hose, überprüfte die anderen Taschen und sah sich um, als suchte er den Trockner.
    »Er ist draußen hinterm Haus«, erklärte Vicki.
    »Ich komm mit.« Er rollte den Tanga in die Shorts und drückte das Bündel gegen seinen Bauch.
    Das alles ist ihm furchtbar peinlich, dachte sie, als sie die Hintertür aufstieß und nach draußen trat. Der Beton des Hinterhofs fühlte sich unter ihren nackten Füßen kühl an.
    Aber ich wäre sicher auch verlegen, wenn mein Höschen vor ihm auf den Boden fallen würde, dachte sie.
    Ein plötzliches Ekelgefühl jagte Vicki einen Schauer über den Rücken, als sie sich erinnerte, wie Charlie versucht hatte, ihr das Höschen vom Leib zu reißen.
    Jetzt ist alles in Ordnung, dachte sie. Es ist vorbei.
    Sie spürte das nasse, weiche Gras unter ihren Sohlen; Büschel der langen Halme glitten kühl zwischen ihren Zehen hindurch, als sie den Rasen überquerte.
    Wir sind ihm entkommen. Wir sind jetzt in Aces Haus. Ich bin in Sicherheit. Jack ist in Sicherheit. Charlie ist weit weg.
    Sie stellte sich ihn unter Wasser vor, eine verkohlte, entstellte Gestalt, schwärzer als die dunklen Tiefen des Stroms, in denen er noch immer nach ihr suchte, die knochige Hand wie eine Klaue um den dünnen zerrissenen Stofffetzen gekrallt.
    Denk nicht an ihn, ermahnte sie sich. Es ist vorbei.
    Vorbei. Na sicher.
    Und du hast gedacht, das davor wäre ein Alptraum gewesen.
    Mit Alpträumen komme ich klar. Es ist die beschissene Realität, die mir zu schaffen macht.
    Sie öffnete die Tür des Waschraums, spürte, wie heiße Luft über sie hinweg schwappte, und schaltete das Licht an. Jack folgte ihr.
    »Angenehm warm«, sagte er.
    »Heiß wie der Rücksitz von Daddys Wagen«, sagte Vicki, die einen der blumigen Ausdrücke aus Aces reichhaltigem diesbezüglichen Wortschatz und mit ihm auch ein bisschen von Aces Mut übernahm. Sie ging an der Schwingtür der Ausweichtoilette und an der Waschmaschine und einem alten Zuber vorbei und drückte auf einen Knopf am Trockner, der die Tür aufspringen ließ. Noch bevor sie hineinsah, fiel ihr ein, dass sie vergessen hatte, ihre Wäsche rauszunehmen. Mit einem leisen Lachen kauerte sie vor der offenen Trommel nieder, um ihre Sachen auszuräumen. »Ich hab deine Wäsche gesehen, jetzt siehst du meine.«
    »Gut. Da fühl ich mich schon wesentlich besser.«
    Sie warf Handtücher, Waschlappen, Socken, Shorts, ein Sommerkleid, Blusen, ihren Bikini, einen Rock, Unterhöschen und BHs in allen Farben in den Wäschekorb neben ihr.
    Als die Trommel leer war, reichte Jack ihr seine zusammengerollten Shorts. Sie schüttelte sie in der Trommel auf und sah, wie sein Tangaslip herausfiel, dann schloss sie die Tür, richtete sich auf und schaltete den Trockner ein.
    Jack nahm den Wäschekorb.
    »Den kannst du hierlassen.«
    »Kein Problem. Du solltest nur vorgehen, falls ich mein Handtuch verliere.«
    In der Küche nahm sie ihm den Korb ab und stellte ihn neben dem Frühstückstisch auf den Boden. Dann zog sie die Tür der Anrichte auf, hinter der die Spirituosen aufbewahrt wurden. »Was hättest du gern? Die scharfen Sachen sind hier drin. Im Kühlschrank gibt es Bier und Wein. Oder Coke, wenn du möchtest. Ich nehme einen Scotch.«
    »Scotch ist prima«, sagte Jack.
    »Eis?«, fragte sie, als sie die Gläser füllte.
    »Aber nur einen Würfel. Ich mag ihn nicht verwässert. «
    Sie ließ einen Eiswürfel in jeden Drink gleiten und reichte Jack sein Glas. Sie gingen ins Wohnzimmer zurück. Vicki stellte fest, dass ihr der Umstand, dass er nur ein Handtuch trug, weniger Sorgen bereitete als zuvor. Sie setzte sich neben ihn in die Mitte der Couch und wandte sich ihm zu, wobei sie ein Knie auf das Polster schob. Der Bademantel rutschte von ihrem Schenkel. Sie sah nach unten. Der blaue Satin ihres Nachthemds glänzte im Schein der Lampe. Es war ziemlich kurz, und sie zeigte jede Menge Bein. Sieht doch gut aus , dachte sie und verzichtete darauf, den Bademantel wieder hochzuziehen.
    »Auf dich«, sagte Jack.
    Vicki beugte sich zu ihm und ließ ihr Glas gegen seines klirren. Sie setzte sich wieder gerade hin und trank einen Schluck. Der Scotch rann ihre Kehle hinab, verströmte wohltuende

Weitere Kostenlose Bücher