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Das graue distinguierte Leichentuch: Roman

Titel: Das graue distinguierte Leichentuch: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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gesetzt. Aber schauen Sie sich das Handikap an. Sie sind erst seit einigen wenigen Jahren in der Branche tätig. Sie sind den Problemen nicht gewachsen, die ein großer Auftrag mit sich bringt. Vielleicht, wenn Kermit Burke ein anderer Typ wäre –«
    »Heißt das, daß Burke mich ablehnt?«
    »Er hat es nicht ausdrücklich gesagt. Aber ich kenne den alten Gauner, Dave, und ich merke sofort, wenn er drauf und dran ist, Feuer zu speien. Ich möchte nicht, daß Sie sich dabei die Finger verbrennen.«
    Daves rechter Fuß war eingeschlafen. Er stampfte auf dem Teppich auf und verlieh damit seinen Worten einen ärgerlichen Nachdruck: »Liegt es bestimmt an nichts anderem, Mr. Hagerty?«
    »Wie?«
    »Ist das bestimmt der einzige Grund, warum man mir den Auftrag wegnimmt?«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, Dave. Wenn es auf mich ankäme, würde ich mit Ihnen durch dick und dünn gehen. Bilden Sie sich ja nicht ein, daß ich Sie loswerden möchte. Sie behalten die Backwerkabteilung und werden vielleicht ›Sugar- Babys‹ übernehmen, sobald Ross –« Er verstummte, und Dave beendet den Satz. »Sobald Ross mich ablöst. Habe ich recht?«
    »Machen Sie mir keine Schwierigkeiten, Dave. Harlow Ross war bereits für diesen Auftrag ausersehen, als Sie noch in der Uniform steckten. Ihn zu übergehen, war ein starkes Stück. Natürlich wird er Sie ablösen.«
    Dave stand auf. »Ist das alles?«
    »Ich sehe schon, daß Sie es falsch auffassen.«
    »Aber woher denn! Es ist doch schließlich Ihre Firma, Mr. Hagerty.«
    »Sie werden keine Dummheiten machen?«
    »Wer? Ich? Ich verstehe es, Befehle entgegenzunehmen. Vergessen Sie nicht, daß ich eine sechsjährige Erfahrung hinter mir habe. Im Grunde meines Herzens bin ich immer noch Korporal.«
    Hagerty lachte in sich hinein und kam hinter dem Schreibtisch hervor, um dem jungen Mann auf die Schulter zu klopfen.
    »Nicht mehr lange, Dave, nicht mehr lange. Bleiben Sie bei mir und Sie sind im Handumdrehen Viersterne-General.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Dave und stand stramm.
    Bevor er in sein Büro zurückkehrte, machte er an Janeys Zeichenbrett halt. Sie blickte nicht lange genug auf, um die helle Röte seiner Wangen zu sehen.
    »Bist du mir immer noch böse?«
    »Böse?« sagte die junge Dame in eisigem Ton. »Warum sollte ich dir böse sein?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich möchte etwas mit dir besprechen. Bist du am Mittag frei?«
    »Ich wollte hier etwas essen.«
    »Geh mit mir essen. Es ist wichtig.«
    »Gut«, sagte sie.
    »Ich hole dich um zwölf ab.«
    Als Dave in sein Büro kam, saß Harlow Ross in seinem Drehstuhl, lutschte an einer kalten Pfeife und las Daves Exemplar des Buchdruckerfachorgans Printers’ Ink. Die symbolische Bedeutung seiner Handlungsweise war recht dick aufgetragen. Dave brummte etwas vor sich hin, das ein Gruß sein sollte.
    »Ich habe Sie gesucht«, sagte Ross gelassen und stand auf. »Und ich dachte, inzwischen würden Sie sich wohl auf die Suche nach mir begeben haben.«
    »Ich habe nichts mit Ihnen zu besprechen.«
    »Ach, du lieber Gott! Ich weiß genau, wie Ihnen zumute ist, Dave.« Sein hübsch geformter Mund verzog sich zu einem süßlichen Lächeln. »Passen Sie auf, lieber Mann! Wenn Sie jemandem eine runterhauen wollen – versuchen Sie es doch bei mir.«
    Dave machte einen geschäftigen Eindruck und blätterte in dem Inhalt seines Ablagekorbes.
    »Ich wollte Sie nur darauf aufmerksam machen, daß das nicht meine Idee war«, sagte Ross. »Ich meine, die Angelegenheit Burke. Zum Teufel, als Hagerty es mir heute früh mitteilte, war ich genauso überrascht wie jeder andere auch. Natürlich würde er erst Sie verständigt haben, wenn Sie früher ins Büro gekommen wären. Glauben Sie mir, was ich sage?«
    »Freilich.«
    »Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich sind Sie überzeugt, daß ich Ihnen einen häßlichen Streich gespielt habe. Aber Sie irren sich, Dave. Wissen Sie, wie ich es mir erkläre? Ich nehme an, daß Kermit Burke aufsässig geworden ist. Wer weiß? Wahrscheinlich wird es mir genauso ergehen wie Ihnen.«
    Das Telefon klingelte, und eine Sekunde lang dachte Dave, Ross würde sich melden. Er streckte die Hand aus und riß den Hörer an sich.
    »Mr. Tait ist am Apparat«, sagte Louise.
    Dave legte die Hand über die Muschel. »Dürfte ich Sie bitten, Harlow.?«
    Lächelnd verließ Ross den Raum.
    »Hallo, Gordon«, sagte Dave.
    »Gott sei Dank, daß ich Sie endlich erwische.« Gordon Taits Stimme klang immer noch kränklich, aber

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