Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Grinsen.
Herr Schweitzer lachte. „Vielleicht leide ich ja auch darunter. Ich hätte Lust auf einen zweiten Nachtisch. Mein anderes Ich hat nämlich noch keinen bekommen.“
„Mach doch. Wir müssen sowieso noch bleiben. Übrigens, morgen musst du ohne mich auskommen. Ich hab doch die Einladung vom Kulturdezernenten für das Klavierkonzert an der Musikhochschule. Du weißt, dass ich zwei Karten habe?!“
„Morgen ist das schon. Ach, wie blöd. Da wäre ich gerne mitgekommen. Ich war noch nie an der Musikhochschule.“
„Na, dann gehen wir halt ein andermal hin. Ist fast nie ausverkauft. Und das Niveau ist beträchtlich.“
„Ja, aber erinnere mich bitte daran.“
Maria legte ihre Hand auf seinen Unterarm. „Dafür ist eine Sekretärin schließlich da, Simon. Bei dem, was du alles vergisst …“
„Tu ich gar nicht. Kellner!“ Er hatte ihn nämlich nicht vergessen, seinen zweiten Nachtisch.
Dora Rutke und Mike Chavez blieben nur so lange, bis ihre Getränke leer waren. Die Sonne hatte sich gerade hinterm Taunus verabschiedet. Herr Schweitzer musste aufstehen, um zu sehen, ob sie ins selbe Auto stiegen. So geschah es auch. Ein protziger Mercedes. Wie der Herr, so’s Gescherr. Er war auf die Auswertungder Aufnahme gespannt. Aber da würde er bis morgen warten müssen.
Nächster Tag, derselbe Eissalon, unverändertes Wetter, kein Krokant-Becher.
Netterweise hatte sein Kumpel Schmidt-Schmitt die relevanten Passagen mit einem rosa Marker gekennzeichnet. „Lies“, sagte er zu Herrn Schweitzer. „Ich finde das höchst interessant.“
Er las die handschriftliche Widergabe des gestrigen Gesprächs zwischen Dora Rutke und Mike Chavez. Spannend wurde es erst am Ende, davor kam nur handelsübliches Liebesgeflüster. Worte, die auf diesem Erdenrund schon milliardenfach in verliebte Ohren gesprochen worden waren.
Dann aber kam es faustdick:
DR (Dora Rutke): Und bist du glücklich, dass du jetzt für Sebastian im Boot sitzen kannst?
MC (Mike Chavez): Klar. Du weißt so gut wie ich, dass Sebastian der schlechtere Ruderer war. Der durfte doch nur ran, weil sein Onkel jedes Jahr zehn Mille für den Club springen lässt. Und der Trainer spielt da auch noch mit. Dieser feige Hund!
DR: Jetzt ist ja alles okay, Mickie. Sebastian ist tot. Das Leben ist manchmal doch gerecht.
MC: Ja, aber manchmal muss man … Sebastian war sowieso nur so ein blöder Aufschneider. Ich frage mich, was du an dem gefunden hast. Und Jean auch – wie der immer mit seiner Kohle angegeben hat.
DR: Ach, Mickie. Du immer mit deiner Eifersucht. Jetzt sind wir schon fast drei Jahre zusammen. So langsam müsstest du mich doch in- und auswendig kennen. Ich bin halt, wie ich bin.
MC: Tu ich doch auch. Du kommst doch mit am Wochenende?! Vergiss nicht, du hast es versprochen.
DR: Ich weiß. Und ich freu mich genauso wie du. Diesmal werdet ihr bestimmt als Erste durchs Ziel schippern.
MC: Das ist doch nicht so wichtig. Hauptsache, zwischen uns stimmt’s wieder, nicht?!
DR: Ja, Mickie. Komm, lass uns gehen. Zu mir, wenn du magst.
Herr Schweitzer runzelte die Stirn und seine Augen wanderten ein paar Zeilen höher. Er las die Stelle ein zweites Mal. Laut: „Ja, aber manchmal muss man …“
„… nachhelfen“, ergänzte der Oberkommissar.
„Sehe ich genauso, … dem Glück auf die Sprünge helfen, wäre auch denkbar. Aber das ist in unserem Fall ja wohl gleichbedeutend.“ Herr Schweitzer schüttelte gedankenverloren den Kopf. „Aber selbst wenn dieser Mitschnitt vor Gericht zugelassen wäre – bewiesen ist damit rein gar nichts.“
„Ja. Und was mich besonders stutzig macht: Dora müsste es doch auch aufgefallen sein. Die ist doch nicht blöd. Ich meine, dass ihr Macker mitten im Satz abbricht.“
„Es sei denn …“
Schmidt-Schmitt: „… die steckt selbst mit drin. Oder noch besser: Die waren’s zusammen. Zumindest, was den Mord an Sebastian betrifft. deWitte selbst könnte Clareux auf dem Gewissen haben, die Beweise sprechen gegen ihn. Und vergessen wir bitte Doras Giftbuch nicht. Das mit dem Blauen Eisenhut.“
„Und ihre Beziehung geht schon fast drei Jahre. Wer hätte das gedacht. Und zwischendurch hatte sie Affären, oder wie immer man das nennen will, mit Sebastian deWitte und Jean Clareux. Sagenhaft, diese Frau.“ Herr Schweitzer kam aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus, so sehr hatten ihn diese neuen Erkenntnisse verwirrt. „Langsam, Mischa, langsam.“ Er musste sich erst einmal neu sortieren.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher