Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
diesem Zeugen, der die Klopperei zwischen Sebastian und Jean Clareux beobachtet hat?“
    „Da komme ich gerade her.“
    „Und?“, wollte Herr Schweitzer wissen.
    „Den Rest des Tages habe ich mir freigenommen. Da dachte ich mir, hol ich ein Kistchen Bier, geh in meinen Garten und lass mir den Fall noch mal fern des Stresses durch den Kopf gehen.“
    „Das ist sehr löblich, finde ich“, fand Herr Schweitzer. „Aber was ich eigentlich wissen wollte, war, was hat der Zeuge denn gesagt? Hat er den Anlass der Klopperei mitbekommen? Ging’s um Dora?“
    „Nix da. Er war viel zu weit weg. Hat aber gesagt, beide hätten nachher ganz schön am Kopf geblutet. Aber als er einen Krankenwagen holen wollte, haben es sowohl Sebastian als auch Jean vehement abgelehnt.“
    „Hm, ging bestimmt um Dora. Was mich interessieren würde,wäre, ab wann, wenn überhaupt, haben die beiden von Mike Chavez als Doras Lover gewusst.“
    „Tja. Gute Frage, nächste Frage. Aber Mike Chavez lebt ja. Vielleicht sollten wir den mal fragen, aber der redet ja nicht mit uns.“
    „Noch“, sagte Herr Schweitzer gedankenverloren.
    „Wie?“
    „Noch. Noch lebt Mike Chavez. Ich werde das Gefühl nicht los, dem könnte es auch noch an den Kragen gehen.“
    „Siehst du. Genau das alles lasse ich mir gleich durch den Kopf gehen. Du glaubst gar nicht, welch Wunder so eine Sinnierstunde manchmal bewirkt.“
    Und ob Herr Schweitzer das wusste. Schließlich hatte er mit dieser Taktik schon so manchen Fall gelöst. Nicht selten hatte ihm THC dabei hilfreich zur Seite gestanden. Unvermittelt schlug er sich an die Stirn, denn ihm war etwas eingefallen, was ihm entfallen war. Und wie bei den Pawlowschen Hunden gierten seine Sinne plötzlich danach. Es war ähnlich wie der Gedanke an Frankfurter Kranz, wenn man schon geraume Zeit auf Abstinenz war. Auch Frankfurter Kranz konnte eine Droge sein. Bei Herrn Schweitzer allemal. „Du, Mischa, ich muss los.“
    „Mittagsschläfchen?“
    „So ähnlich.“
    Der Oberkommissar: „Ich werde das saublöde Gefühl nicht los, wir ermitteln in die falsche Richtung.“
    Zwar teilte Herr Schweitzer dieses Gefühl nicht, aber mit fundierteren Ideen konnte auch er nicht aufwarten. „Vielleicht ist alles viel einfacher, als wir denken.“
    Noch wusste Herr Schweitzer nicht, wie recht er damit haben sollte. Aber so ist es im Leben. Der Mensch neigt oft dazu, einfache Sachverhalte unnötig zu verkomplizieren.
    Die Sucherei begann, kurz nachdem er seine eigene Wohnung im Mittleren Hasenpfad betreten und den Stapel Briefe auf der Kommode im Flur abgelegt hatte.
    Nach fünf Minuten wurde Herr Schweitzer langsam unruhig. Weitere zehn Minuten zogen ins Land, dann beschloss er, sich in Simon Demenz umzutaufen. Nicht zum ersten Mal hatte er vergessen, wo er was abgelegt hatte. Und mit zunehmendem Alter passierte es ihm immer öfter, dass er mit einem bestimmten Vorsatz ein Zimmer betrat, aber mit dem Betreten auch gleichzeitig sein Vorhaben verloren gegangen war. Nur wenn er plötzlich im Badezimmer stand, erinnerte er sich beim Anblick der Toilettenschüssel an das, weswegen er hergekommen war. Immerhin, manche kriegen nicht mal das hin.
    Gerade war er dabei, mit einer Taschenlampe das Dunkel unter der Kommode auszuleuchten – vielleicht war er ihm ja runtergefallen –, als seine Mitbewohnerin Laura Roth von der Arbeit nach Hause kam.
    „Hallo, Simon. Schon lange nicht mehr gesehen. Was machst du denn da?“
    „Ich suche was.“
    „Ach nee. Und ich dachte schon, du nimmst Bodenproben.“
    Ächzend erhob er sich und klopfte sich den Staub von den Knien. „Hast du zufällig meinen Joint gesehen? Der sieht aus wie eine kleine Schultüte für Teddybären.“
    Laura grinste. „Hab ich. Der lag hier auf der Kommode. Nach ein paar Tagen habe ich ihn dann in den Kühlschrank gelegt. Nicht dass er dir noch verdirbt. Oder verfault oder was immer damit passieren kann.“
    „Oh, da hätte ich lange suchen können.“ Herr Schweitzer wusste aber selbst nicht, ob Marihuana eine verderbliche Ware war oder nicht – die Lebensdauer in seinem Besitz befindlicher Zauber-Zigarettchen war seit jeher eher überschaubar. „Hübsche Frisur hast du.“
    „Findest du?“
    Das tat Herr Schweitzer in der Tat. Ihr neuer Pagenschnitt mit der keck in die Stirn fallenden Locke stand ihr ausgezeichnet. „Ein neuer Lover?“
    „Hör mir bloß auf mit Männern. Ich bleib jetzt erst mal solo.“ Eine abfällige Handbewegung begleitete ihre

Weitere Kostenlose Bücher