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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Aussage.
    Na, na, na, dachte Herr Schweitzer, da muss ja was Einschneidendes geschehen sein. Seit den nunmehr über zehn Jahren ihres Zusammenlebens war seine Mitbewohnerin stets auf der Suche nach dem perfekten Mann gewesen. Da es ihn nicht gab, hatten sich Probepackung auf Probepackung die Klinke in die Hand gegeben, ohne dass beim Öffnen plötzlich ein Adonis mit dem Gehirn eines Einsteins zum Vorschein gekommen wäre. Herr Schweitzer hatte sich bereits damit abgefunden, nie als Trauzeuge in Erscheinung zu treten. Aber so ganz ohne Männer und den damit einhergehenden Dramen konnte er sich Laura nun auch wieder nicht vorstellen. Laura und Drama, das gehörte einfach zusammen und obendrein hatte er sich daran gewöhnt. Aber vielleicht ist das jetzt auch nur eine Momentaufnahme, dachte Herr Schweitzer und lenkte seine Schritte zum Kühlschrank.
    Wie das so ist, wenn man längere Zeit ohne Zauber-Zigarettchen ausgekommen war, die Erinnerung an die Wirkung konnte gar arg verblasst sein. Und auch der Umstand, dass Giorgio-Abdul niemals an Zutaten sparte, schien irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein. So kam es, dass Herr Schweitzer es komplett aufrauchte.
    Und umgehend einschlief.
    Es war schon halb sieben durch, als er wieder zu sich kam. Behände wie ein Nilpferd kurz nach einer Rückenmarktransplantation schwang Herr Schweitzer sich in die Senkrechte. Zwei Minuten brauchte er allein dafür, sich aufzurichten und die Beine auf den Fußboden zu hieven. Ein Riesenseufzer begleitete seine Anstrengungen. Noch immer zirkulierte allzu viel des beruhigenden Tetrahydrocannabinols durch seine Adern. Da hat es Giorgio-Abdul aber besonders gut mit ihm gemeint, konstatierte er und stand auf.
    Die Zeit lief ihm davon, schließlich musste er zu Anglo-Sports und der Rucksack mit den Observationsgerätschaften befand sichnoch oben bei Maria im Lerchesbergring. Doch Herr Schweitzer hatte noch nie zu denen gehört, die mit einem Tempo durchs Leben rasen, als gelte es als bewiesen, dass nur ein schneller Herzinfarkttod den direkten Zugang ins Paradies sicherstellt. Kam er mal, was selten genug der Fall war, in die Verlegenheit, im Frankfurter Berufsverkehr die Fußgängerströme beobachten zu können, fragte er sich stets, was all die armen Menschen denn so antreibt. Eine S-Bahn später – so what?
    Laura saß in der Küche und blätterte in einem Kochbuch. Auf dem Herd dampfte ein Wasserkessel. „Hallo, Simon, ich mach Spaghetti. Lust mitzuessen?“
    Das Bild war ungewohnt. Wenn mal einer kochte, dann war meist er es. Laura war selten zu Hause und wenn, dann nur kurz. Arbeit, Männer, Arbeit, Männer etc. und jahrelang. Noch immer traute Herr Schweitzer dem Braten nicht. Doch immerhin schienen Männer an diesem Abend keine Rolle in Lauras Leben zu spielen. Er fragte sich, wie lange das wohl anhalten würde. „Nett von dir, Laura. Aber ich muss gleich los, ich habe einen Auftrag und esse unterwegs. Dir trotzdem einen guten Appetit.“
    „Danke. Kannst ja den Rest morgen essen, wenn du magst.“
    „Ja, mal gucken.“
    Noch ahnte Herr Schweitzer nicht, dass er am folgenden Tag Krankenhausfraß vorgesetzt bekommen sollte.
    Er war spät dran. Zu spät. Sein angestammter Tisch war besetzt und der nächste freie maß stramme zwölf Meter bis zu jenem, den er zu observieren hatte. Mit anderen Worten, das Mikrophon konnte Herr Schweitzer vorerst vergessen. Und auch die Kamera würde nicht viel bringen, zu überfüllt war der Garten von Anglo-Sports. Außerdem, so hatte er bei seinem Eintreffen sofort registriert, tummelten sich am Stammtisch des Ruderclubs unzählige ihm unbekannte Gestalten. Zur Erweiterung hatten sie drei Tische zusammengeschoben.
    Nicht immer lief alles nach Plan, auch für einen Herrn Schweitzernicht. Ihm blieben zwei Möglichkeiten. Entweder sich an den freien Tisch setzen, was aber den großen Nachteil hatte, zu weit weg vom Schuss zu sein. Klar, er könnte dann später, wenn die Tische sich leerten, näher heranrücken, aber das wäre viel zu auffällig gewesen. Da war die andere Alternative schon weitaus cleverer.
    Herr Schweitzer schlenderte zum Tor und warf einen Blick auf die Teller derjenigen Gäste, die an den drei Tischen in unmittelbarer Nähe saßen. Das Ergebnis viel unterschiedlich aus. Die Gäste am ersten warteten offensichtlich noch auf ihr Essen und auf dem zweiten war überhaupt kein Besteck, dafür viele randvolle Weizengläser zu sehen. Am dritten wurde bereits Nachtisch serviert.
    Kaum etwas

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