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Das Grauen in den Bergen

Das Grauen in den Bergen

Titel: Das Grauen in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Ink
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auch von der Anstrengung. Und nun, da meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes als die Aufzeichnungen gerichtet war, drang auch das Hungergefühl zu meinem Hirn durch. Ich beschloss, es für heute gut sein zu lassen, stellte die Bücher an ihre Plätze zurück und packte meine Sachen zusammen. Sicherheitshalber entlieh ich jedoch einige der Bände über Geheimschriften - man konnte nie wissen, was einen innerhalb des Folianten meines Vaters noch erwarten würde.
     
    ***
     
    Nach einem reichlichen Mahl versuchte ich, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Was war nun zu tun, wie weit sollte ich mich noch in die Sache vorwagen?
    Ich hatte Mr. Vanderbilt und den Scheck, den er hütete, nicht vergessen. Ein Leben in Wohlstand wartete darauf, von mir gelebt zu werden. Ich müsste lediglich mit meiner Vergangenheit abschließen und das Haus in Brand stecken. Ein Streichholz genügte.
    Es war klar, dass das Feuer nicht dem Gebäude im Allgemeinen, sondern dem geheimen Zimmer im Speziellen gelten sollte. Vater hatte sich gewünscht, dass ich niemals davon erfuhr. Ich fragte mich, ob Vanderbilt in diese Details eingeweiht war. Würde er sich davon überzeugen, dass die Blaupausen und Aufzeichnungen tatsächlich vernichtet waren?
    Ein Teil von mir wollte sich nicht von dem Buch trennen. Es war meine Verbindung zu einer Familie, zu einer größeren Sache. Und obwohl jene Sache nur Kummer und Leid hervorgebracht hatte, fühlte es sich gut an, dazuzugehören. Ich habe mich selten als etwas Besseres gefühlt – und wenn doch, dann lag das nur daran, dass ich dich in den Armen halten durfte, Magdalene. Aber nun war ich jemand. Keine Waise mit kränklichem Verstand, sondern ein Coldlowe. Ein Adeliger, Angehöriger eines edlen Geschlechts. Erbe eines fürchterlichen Geheimnisses und Letzter der Blutlinie. Wenn ich die Sache beendete und die Berge der Vergessenheit anheimfallen ließ, wäre das Vermächtnis der Coldlowes ausgelöscht. Nach meinem Tod würde nichts mehr von uns zeugen. Aber was wir wirklich waren, was uns beschäftigte und antrieb, stand auf jenem Berg. Es war unser Schicksal, das Ding zu bezwingen und an uns zu nehmen, was William darin versteckt hatte.
    Nein, ich konnte nicht davon lassen. Schon seit Längerem hatte ich insgeheim überlegt, wie das Konstrukt jenseits des Gipfels aussehen mochte. Was es war und womit es sich seinen schlimmen Ruf eingebracht hatte. Steckte ein Körnchen Wahrheit in dem wirren Traum, glich es einem pumpenden, glühenden Herzen?
    Das war natürlich Unfug. William hatte es vor 250 Jahren erbauen lassen, mit den Mitteln der damaligen Zeit. Es musste aus heutiger Sicht primitiv anmuten, war vermutlich halb verfallen. Und dennoch hatte es meinen Vorfahren getrotzt. Es lockte mich, streichelte meinen Verstand wie Absinth. War es wirklich dieses Ding gewesen, das mich die Kontrolle über meinen Körper verlieren ließ? War die Schuld nicht vielmehr in meiner bedrückten Stimmung zu suchen, in der düsteren Lektüre und der hypnotischen Wirkung all der Informationen?
    Die Ärzte haben mir klargemacht, dass vermeintlich übernatürliche Dinge meist die banalsten Ursachen haben. So musste es sich auch hier verhalten.
    Während ich mich zur zweiten Übernachtung in dem Motel niederlegte, fasste ich den Entschluss, meine Forschungen fortzusetzen. Und sobald ich genügend Informationen beisammen hatte, würde ich es endlich wagen, um den Gipfel herumzugehen und mir Williams Konstrukt ansehen.
    Was war ich doch für ein Narr!

- Eine Gefangenschaft und eine Eskalation -
     
    Ich hätte damit rechnen müssen, dass Mrs. Pickman alles andere als begeistert sein würde.
    »Ham Se jetz‘ komplett den Verstand verlor’n, Mister? Wissen Se denn nich‘ mehr, wie’s Ihnen neulich beinah‘ ergangen wär?«
    Sie tobte durch ihre Wohnstube, bei jedem Schritt stampfte sie auf. Geballte Fäuste wirbelten gestikulierend durch die Luft, während sie auf mich einredete. »Und schon bereu‘ ich’s, dass ich Ihnen mein Fahrzeug geliehen hab. Warum zum Teufel können Se nich‘ einfach das Feuer legen und verschwind’n? Hier zu bleiben ist Irrsinn, das wissen Se! Und sich das … das … Scheusal anschau’n zu woll’n, is‘ … ‘s ist dümmer als alles and’re!«
    Ich griff nach dem Schürhaken und stocherte verlegen im Kamin herum. Die Wärme war überaus angenehm. Seit ich zurück in der Siedlung war, umfing mich die ewige Düsternis und eine feuchte Kälte kroch mir in die Knochen. Auch die Schwingung

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